2014 hatte Katrin Stoll, die Chefin des Auktionshauses Neumeister in München, in einem Statement für about africa einen vorläufigen Rückzug ihres Hauses aus der Sparte Afrikanische Kunst angekündigt, sich aber eine Hintertür offen gelassen: "NEUMEISTER wird sicher wieder eine Tribal Art Auktion veranstalten, wenn wir Objekte, die unserem hohen Qualitätsanspruch entsprechen, anbieten können". Nun bietet das Auktionshaus im Rahmen ihrer Auktion AFRIKANISCHE KUNST / KLASSISCHE MODERNE, POST WAR & CONTEMPORARY ART am 8. Juni 2018 in München tatsächlich wieder Tribal Art an.
Verauktioniert werden, begleitet von einem ausführlichen Katalog, aber nur 20 Objekte, die einem wie gute, alte Bekannte vorkommen. Sie stammen zumindest zu einem großen Teil aus alten Neumeister-Auktionen - worauf im Katalog aber nicht hingeweisen wird. Teuerstes Objekt ist eine schöne Maske der Punu (Lot 1018) mit einer unteren Taxe von 35.000 Euro, am auffallendsten die rote Helmmaske der Makonde (Lot 1005, 10.000 Euro) und am bekanntesten, nämlich aus Veröffentlichungen von Dr. Schädler, ein Figurenpaar der Ibo (Lot 1010, 9.000 Euro).
Lot 1018, Punu, Foto: Neumeister
Lot 1005, Makonde, Foto: Neumeister
Lot 1010, Ibo, Foto: Neumeister
Interessanterweise hat Neumeister für diese Auktion anscheinend keinen eigenen Experten engagiert, sondern zumeist die von den ehemaligen Neumeister-Experten, Karl Schädler und Dieter Scheppach, geschriebenen Werkbeschreibungen und Schätzpreise der alten Auktionen übernommen. Dies ist natürlich vor allem bei den Preisen etwas problematisch. So hat sich der Markt in den letzten 10 Jahren spürbar verändert, da die 'nur guten' Objekte einen leichten Preisverfall erlebt haben. Dann findet sich der Fall, dass der Schätzpreis eines Objektes, die Büffelmaske der Baule (Lot 1001), die Taxierung des Werkes mit 3.000 Euro aus der Neumeister Auktion aus dem Jahr 2009 wiedergibt - in einer Auktion zwei Jahre davor lag sie noch bei 1500 Euro. Am meisten irritiert jedoch, dass in die Taxen nicht eingeht, zu welchen Preisen sie vermeintlich zugeschlagen wurden. Dementsprechend wird eine starke Maske der Kumu (Lot 1013) wie bereits 2010 mit 3.000 Euro bewertet - verkauft wurde sie damals aber nach einem heftigen Bieterduell für 22.500 Euro!
Lot 1013, Kumu, Foto: Neumeister
Damit stellt sich die Frage, wer die Objekte eingeliefert hat. Die Maske der Kumu wurde wie auch einige andere der angebotenen Werke in der Auktion 48 im November 2010 von einem Saalbieter ersteigert, den ich in der about africa folgendermaßen beschrieben hatte "In seinem Verhalten eher exaltiert, nahm er jedes Bieterduell an, bleib zumeist Sieger und war damit allein für über die Hälfte des erzielten Umsatzes verantwortlich." Sein Verhalten war damit noch sehr zurückhaltend wiedergegeben... Ob die angebotenen Werke jetzt aus einem Nachlass stammen? Oder sind es Rückgaben, weil nicht bezahlt werden konnte? Oder wurden sie nicht abgeholt? Wurde konventionell eingeliefert? Gibt es mehrere Quellen? Es kann spekuliert werden...
Alles in allem bleibt: Dies ist ein etwas seltsames, gleichzeitig aber für den Sammler und den Marktbetrachter spannendes Tribal Art-Comeback von Neumeister.
Vielen Dank an das Auktionshaus Neumeister für die Erlaubnis, die Objektfotos veröffentlichen zu dürfen
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