Mit seiner Schenkung von 400 Perlarbeiten an das Rietberg Museum in Zürich hat François Mottas, der bekannte Sammler und Experte der traditionellen afrikanischen Kunst, mindestens drei Lücken in den Sammlungen des Museums schließen können: Es besitzt kaum Perlarbeiten, hat einen Schwerpunkt auf West-und Zentralafrika, dagegen stammt die Mottas-Kollektion vor allem aus Ost-und Südafrika. Und vor allem: Es sind Werke, die überwiegend von Frauen angefertigt wurden - ganz im Gegensatz zu den afrikanischen Masken und Skulpturen, für die das Rietberg-Museum berühmt ist.
1 v.l.: Albert Lutz; François Mottas; Michaela Oberhofer
Dementsprechend zufrieden wirkten Albert Lutz und Michaela Oberhofer vom Rietberg Museum, die zusammen mit François Mottas den Medienrundgang anlässlich der Ausstellung Perlkunst aus Afrika durchführten. Die Ausstellung geht vom 7. Juni bis zum 21. Oktober 2018. Die Sammlung ist sorgfältig zusammengetragen und besitzt eine große historische Tiefe. Abgedeckt wird ein Zeitraum von 1850 bis 1980.
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3 Vor der eigentlichen Ausstellungsraum; Turkana
Die Sammlung wird in der Ausstellung nach vier Themenbereichen unterteilt präsentiert.
In Die Botschaft von Farben und Mustern wird verdeutlicht, dass Perlenarbeiten nicht einfach nur schön sind,, sondern auch komplexe Botschaften über Identität, Alter, Status und Geschlechterrollen übermitteln. Ein Sonderfall sind die love letters für junge Zulu-Männer, Liebesbeweise in Form von Liebesbriefen.
4 Zulu-Region
5 Zulu-Region
6 Zulu-Region
7 Zulu-Region
8 Zulu-Region
9 Love Letter
10 Kind-Figuren und Puppen
11 Fali-Region, Kamerun, von Männern hergestelltes 'Verlobungsgeschenk'
Die performative Kraft von Perlen zeigt auf, dass Perlschmuck- und kleidung zumeist erst in der Bewegung, z.B. beim Tanz, d.h. im Zusammenspiel mit den Menschen seine volle Ausdruckskraft entfaltet. Oder dass sie beispielsweise im royalen Kontext die Wirkung von Prestigegenständen erhöhen, siehe die Objekte von Königen der Yoruba, Kuba und aus dem Kamerun. Eine haptische und performative Komponente hat auch das Ibeji-Paar mit dem prachtvollen Mantel (12) - die erste Perlarbeit, die Mottas gekauft hatte.
12 Yoruba, Nigera
13 'Königliche' Arbeiten aus der Sammlung des Rietberg Museums (Kamerun, Yoruba, Kuba)
14 Kuba
15 Yoruba aus der Sammlung Mottas
16 Kuba
Bei Stilistische Vielfalt von Linien und Flächen geht es um die Vielfalt der Muster und Motive, die zumeist geometrisch und abstrakt und selten figurativ sind. Spannend ist zum Beispiel der Schmuck der Kamba mit ihren roten oder grünen geometrischen Motiven auf weißem Grund. Der Verschluss eines von Kamba-Frauen hergestellten Halsreifes (18) besteht aus dem Weißblech einer Konservendose. Fremde Materialien wurden häufig in die eigene Tradition integriert.
17 Kamba-Region, Kenia
18 Kamba-Region
19 Massai-Region
20 Maasai-Region
TransFORmation zwischen Tradition und Innovation
In diesem Bereich sind Beispiele dafür zu sehen, dass Perlarbeiten bis heute Transformationen und ästhetischen Neuerungen unterliegen. In der heutigen Zeit finden sich solche Transformationen beispielsweise bei der Mode des südafrikanischen Designers Laduma Ngxokolo.
21 Drakensberge (Sotho und Zulu); Mfengu Tabak-Gegenstände (rechts)
22 Ndebele-Region
23 Ndebele-Region
24 Ndebele-Region
25 Yao-Region und Tutsi-Region
26 Zulu-Region
27 Hlubi-Brosche
28 Modelabel MaXhosa by Laduma
Ein zusätzliches Teil der Ausstellung sind Fotoarbeiten von Andrew Putter, der Südafrikaner sowohl in ihrer Straßenkleidung als auch in historisierender Kleidung und Schmuck fotografiert hat. Mit den 'Traditionsfotos' habe ich etwas gefremdelt, weil sie ein romantisierendes Afrika-Bild fortschreiben, das mit dem Afrika von Heute nur wenig zu tun hat. Es scheint aber tatsächlich zum Teil eine Rückbesinnung auf alte Traditionen zu geben.
29 Andrew Putter
Die Ausstellung startet (oder endet) mit einer von südafrikanischen Künstlerinnen angefertigten Weltkarte, die die den globalen Handel mit Glasperlen von 3000 v. Chr. bis heute zeigt. Sie besteht aus 350.000 Perlen und ist 30 kg schwer.
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Zu der sehenswerten Ausstellung ist ein sorgfältig gemachter Katalog erschienen.
Vielen Dank an das Museum Rietberg, dass ich während und nach dem Medienrundgang am 6. Juni 2018 fotografieren durfte.
Fotos: I. Barlovic