Da gibt es nichts dran zu rütteln: Hilke Thode-Arora, die Ozeanien-Kuratorin des Münchner Museum Fünf Kontinente, hat ein erstklassiges Händchen für überzeugende Ausstellungskonzepte!
Die von ihr 2014 kuratierte Sonderausstellung ‚From Samoa with Love‘ war zusammen mit dem Katalog ein Meilenstein: Endlich wurden Angehörigen indigener Völker nicht als nur als Opfer-Stereotypen kolonialer Herrschaft oder 'Der edle Wilde'-Abziehbilder dargestellt, sondern als echte Menschen mit eigenen Interessen, als handelnde Subjekte.
Ihrer aktuelle Ausstellung ‚SPIEGELBILDER – Mâori-Kunst und Helme Heines Blick auf Neuseeland‘, die vom 12.10.2108 bis zum 28.04.2019 geht, und dem dazugehörigen Katalog gelingen es erneut virtuos, gleichermaßen große Schauwerte und spannend vermitteltes Wissen zu bieten.
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Helme Heine ist einer der bekanntesten deutschen Autoren und Illustratoren, von dem u.a. die Figur des kleinen grünen Drachens Tabaluga stammt. Heine gelingt nicht weniger, als eine Geschichte seiner Wahlheimat Neuseeland bis zum heutige Tage mit 52 Zeichnungen und eine Skulptur zu erzählen. Man erfährt etwas über die ersten Einwanderer, über den weiß Gott nicht nur positiven Einfluss der Europäer, über neuseeländische Ikonen wie den Kauri-Baum bis hin zu dem teilweise sehr konfliktreichen Verhältnis zwischen den Mâori und den „Pãkehã“, wie in der Maôri-Sprache Europäer bzw. Menschen mit überwiegend europäischen Vorfahren bezeichnet werden. Das ist humorvoll, nachdenklich machend und immer verständlich.
Heine hat den Titel SPIEGELBILDER gewählt, weil er den Europäern und den Mâori den Spiegel vor die Nase halten möchte und weil viele der Zeichnungen spiegelsymmetrisch aufgebaut sind, auf der einen Seite der Mâori, auf der anderen Seite der Pãkehã, die auf Neuseeland untrennbar verbunden sind. Scheinbar voneinander entfernt und doch so nah und ähnlich.
Im Katalog werden jedem der Werke Heines zwei Seiten gewidmet: Auf der einen eine Abbildung, auf der anderen Seite eine geradezu kinderleichte Erklärung von Thode-Arora, mit Hinweisen zum vertieften Weiterlesen. Es ist sicherlich die kurzweiligste Geschichts- und Länderkunde, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.
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Im zweiten Teil der Ausstellung gibt es 6 Linoldrucke des kürzlich verstorbenen Cliff Whiting, einem der wichtigsten Mâori-Künstler, der intensiv daran gearbeitet hat, traditionelle Maôri-Kunst in die Gegenwart zu transformieren und sie weiterleben zu lassen. Die Drucke setzen bekannte Mythen in Szene.
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Als drittes Standbein werden 51 ethnologische Mâori-Objekte aus dem Bestand des Münchner Museums in Ausstellung und Katalog gezeigt, darunter Tiki-Anhänger, Gebrauchsutensilien wie ein wunderschön verziertes Ölfass und eine kleine Figur, deren Hände drei Finger haben. Sie kam schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das Münchner Museum.
18 Moderne Figur, 168cm, gekauft von L. Brettschneider 1965
19 Keulen
20 Keulen, Heine
21 Figuren, links: wohl gesammelt 1825
22 Holzfigur mit Augen aus Haliotis
23 Langkeulen
24 Langkeulen
25 Langkeule
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27 Bootsmodell waka
28 Detail
29 Fragment einer Bugverzierung
30 Heckverzierung eines Kriegsbootes
31 Detail zu 30
32 Hei Tiki
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34 Bootsmodell
35 Ösfass (zum Wasserschöpfen)
36 Schmuckkästen
37 Schmuckkasten
38 Musikinstrumente
39 Schurz piupiu aus Neuseeland-Flachs
40 Schlegel für Flachsfasern
41 Umhang korowar