Verlauf der Tribal Art Auktion 90 von Zemanek-Münster am 17.11.2018

Viel Neues bei der 90. Tribal Auktion von Zemanek-Münster am 17.11.2018  in Würzburg: Zum einen wurde die Anteil der Lose reduziert: Wurden in früheren Auktionen über 500 Lots offeriert, waren es dieses Mal 'nur' über 300. (Nicht mitgezählt die Sammlung mit modernen Indianer-Arbeiten aus der Sammlung Hoffmann, die am 20.11. unter den Hammer kommt)

Zum anderen wurden die angebotenen Sammelgebiete erweitert. Neben Tribal Art wurden auch japanische Objekte versteigert, von der Keramik Japans inspirierte  Arbeiten des Würzburger Künstlers Thomas Henle und zeitgenössische Malerei. Das Auktionshaus möchte dadurch neue Käuferschichten ansprechen und auch für Tribal Art gewinnen.

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Haben sich die Änderungen bereits kurzfristig bezahlt gemacht?

Während der Auktion wurden Objekte für annährend 300.000 Euro (ohne Aufpreis) zugeschlagen, die meisten Vorbehalte nicht eingerechnet. Da das Auktionshaus in der Regel einen starken Nachverkauf hat, ist dieses Ergebnis wohl zufriedenstellend. Verkauft wurden über 120 Lose. Dies sind etwas weniger als bei den letzten Auktionen, andererseits brachten sie halt im Schnitt auch mehr Geld. Die Zuschlagsquote lag bei ca. 36%. Bei den letzten Auktionen waren es während des Auktionstages zwischen 25 und 30%. Das 'geschmälerte' Angebot hat damit vor allem als positive Effekte: Der Aufwand für den Katalog und die Logistik werden kleiner gehalten, zusätzlich erscheint der Auktionsverlauf als spannender und erfolgreicher, da es weniger Leerlauf gibt. Schließlich machen sich hohe Zuschlagsanteile positiv als Argument aus, wenn es um die Akquise neuer Objekte für den Verkauf geht. Diesen Weg sollte David Zemanek weiterverfolgen.

Und die neuen Käuferschichten? Zumindest während der Auktion lief der Verkauf der Keramik, der japanischen Objekte und der modernen Malerei eher schleppend. Zu den wenigen Ausnahmen zählte ein japanisches Rollbild (Lot 29), das für 8.000 Euro einen neuen Besitzer fand (2 Online-Bieter hatten sich von der Taxe von 600 Euro auf diese Summe gegenseitig hochgeboten) und ein Künstler-Textil von El Anatsui für 6.000 Euro (Lot 56, Taxe 3.000). Jedoch sollte das Auktionshaus die Ergebnisse des Nachverkaufs abwarten und sich nicht entmutigen lassen: Die Tribal Art-Gemeinde zu erweitern ist ein notwendiges Unterfangen, allerdings könnte die Markttauglichkeit der präsentierten Werke außerhalb des Stammeskunst-Kanons noch etwas zulegen.

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Toplos der Auktion war das Covergirl des Katalogs, eine sehr schöne Kota aus dem ehemaligen Besitz des Komponisten und Musikkritikers Everett Burton Helm (Lot 234). Sie konnte ihren Schätzpreis von 12.000 Euro mehr als verdoppeln und landete schließlich bei 30.000 Euro - womit zu erwarten war.

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Kota

Bei den Objekten der Ewenken aus der Mongolei (und Sibirien) erzielten Lot 16 mit 8.500 und Lot 11 mit 7.000 Euro schöne Zuschläge, die übrigen wurden nicht verkauft. Zumindest während der Auktion keinen Käufer fanden die zum Teil nur wenig marktfrischen Lose mit 5-stelligen Preise, beispielsweise eine Lobi mit der Provenienz Serge Schoffel oder eine Baule ex-Adrian Schlag. Einlieferer würden gut daran tun, Objekte, die beispielsweise noch in diesem Jahr auf der Parcours des Mondes oder der Bruneaf präsentiert wurden, eine Zeitlang auf Halde zu legen. 

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Ewenken (Lot 16)

Ein sehr schöner Webrollenhalter der Baule (Lot 124) fand für 3.200 Euro einen neuen Besitzer, eine großartige Gesichtsmaske der Yaure (Lot 165) für 12.000 Euro. Was mich freute war, dass eine erstklassige Schreinfigur der Ibo (Lot 185) immerhin ihre Taxe von 800 Euro auf einen Zuschlagspreis von 2.400 Euro verdreifachen konnte. Auch wenn das südliche Nigeria im Moment nicht en vogue ist, sollten solche Objekte nicht verramscht werden. Aber auch 2400 Euro sind natürlich für diese Qualität eigentlich zu wenig. Und wer es schräger möchte: Der eindrucksvolle Janus-Kopfaufsatz der Anyang mit Provenienz Linden-Museum ging für 5.000 Euro an einen  Saalbieter aus Süddeutschland (nein, ich bin es nicht).

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Ibo

Fotos: I. Barlovic

Autor

  • Ingo Barlovic

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