Mit ca. 50% verkauften Objekten und einem Umsatz (ohne Aufpreis) von 400.000 Euro (ohne Nachverkauf) ist die Tribal Art Auktion am 4. Dezember 2018 in Wien gut gelaufen. Die Hälfte des Geldes (200.000 Euro) erbrachte eine Figur: die von Jo Christiaens in situ gesammelte große Songe (Los 110).
1 Songe
Hohe Zuschläge waren bei der Auktion mit der Sammlung Monti als Schwerpunkt aber eher selten. Nur wenig überraschend überbot mit 20.000 Euro der kraftvolle Malangan-Kopf (Los 116) seine Schätzung von 8.000 Euro deutlich.
2 Malangan
Mit 19.000 Euro kaum weniger erbrachte die nur 10cm große Bronze-Maske der Owo oder Ijebu aus Nigeria (Los 17), die deutlich an Benin-Bronzen erinnert. Als Geschenk des Chiefs Omimi, gehört sie zu den erstklassigen Werken aus der Region, die auf keinen Fall mit dem Kolonialismus in Verbindung gebracht werden können.
3 Owo
Bei der großen Mehrheit der übrigen, niedriger verkauften Lose zeigt sich der Sachverstand, aber auch die Vorsicht der Käufer: Verkauft wurde, was günstig war und wirklich gut. Okay-Ware oder teurere Lose blieben zumeist liegen. Die Gründe dafür: Zum einen fehlte es an internationalen Privatsammlern. Im mit ca. 40 Personen gut besuchten Auktionsaal waren vor allem österreichische Sammler anwesend, daneben konnte man aber nur telefonisch oder mit Vorgebot mitbieten, nicht aber online. Für zumindest einen nordeuropäischen Interessenten für die Kunst des Crossriver-Gebietes war es eine böse Überraschung, als er am Auktionstag keinen Zugang für eine Live-Online-Auktion fand. Zum anderen bewerteten per Telefon zugeschaltete Händler die Stücke danach, ob sie sie mit einem Faktor von 5 bis 10 bei ihrer Klientel absetzen können und stiegen deshalb manchmal recht früh aus. Dadurch gab es recht selten Bietduelle.
Bargains aus der Sammlung Monti waren zum Beispiel eine powervolle und publizierte kleine Lobi (Los 48), die für 1.600 Euro zugeschlagen wurde, die alte, formal sehr strenge kleine Senufo mit schöner Seitenansicht (Los 35 für 1.400 Euro) oder die außergewöhnliche Maske der Bobo (Los 45, 2.200 Euro).
4 Lobi
5 Senufo
6 Drei Generationen Senufo: Sehr alt (links), alt (rechts), etwas jünger (hinten)
7 Bobo
Geradezu verschenkt wurde auch ein im ersten Drittel des 20. Jhd. entstandenes, sorgfältig modelliertes Terrakotta-Gefäß der Mangbetu mit tollem Ausdruck, die für nur 650 Euro den Weg zum Ammersee fand, obwohl sich 3 Bieter dafür duellierten (nein, ich bin hier nicht ganz objektiv).
8 Bobo
Zu den wenigen Objekten, die ihren Schätzpreis nicht nur deutlich übertrafen, sondern bei denen es auch ein Bietduell gab, gehörte eine Ashanti Mutterfigur (Los 75), die mit den erzielten 6.000 Euro ihre Taxe vervierfachte.
9 Ashanti
Nicht verkauft wurden von den sehr guten Objekten beispielsweise die ikonische über 2 m große Maske der Nafana (Los 41, Aufrufpreis 30.0000 Euro) und eine alte kubistische Maske der Dan (Los 55)
10 Nafana
11 Dan
Noch zwei schöne Details: Die Beschriftung der Jade-Klinge des sceptre aus Neukaledonien war fast so eindrucksvoll wie das tolle Objekt selber (Los 128, verkauft für 9.500 Euro). Und auf ein wichtiges Detail der Osterfigur Los 129 (zugeschlagen für 4.200 Euro) machte mich der Dorotheum-Experte Joris Visser aufmerksam: Der Sockel wurde von der Ikone Kishizo Inagaki hergestellt, wie das Zeichen auf seiner Unterseite verrät.
12 Neukaledonie
13 Osterinseln
14 Inagaki
Handyschnappschüsse: I. Barlovic