Nach einer fünfjährigen Renovierung wurde das Musée royal de l'Afrique centrale in Tervuren Dezember 2018 wiedereröffnet. Als ich es Ende Januar 2019 im Rahmen des Pressestrips der Brafa besuchen durfte, war ich gespannt, ob das Museum in der neuen Zeit ankommen ist und wie es sich mit der Kolonialzeit auseinandersetzten würde – auch angesichts der aktuellen Restitutionsdebatte. Jedoch dämpfte der Direktor des Museums Guido Gryseels diesbezügliche Erwartungen: In vielem sei ihnen durch den Denkmalschutz die Hände gebunden gewesen.
Am auffallendsten: Es gibt gegenüber dem Museum einen neuen gläsernen Bau, der als Empfangs- und Ausganghalle dient und mit dem Museum durch einen langen unterirdischen Gang verbunden ist. Ein Gang der mit seinem sterilen Weiß irritiert – auch wenn darin ein über 20m großes Kanu steht. Immerhin befindet sich dort ein Gemälde den berühmten kongolesischen Malers Chérie Samba, das seinen kritischen Blick auf das Africa Museum zeigt.
Ende des Gangs gibt es in einem recht kleinen Raum die berühmt-berüchtigten alten Skulpturen mit dem Leopardenmann, die im alten Museum an zentraler Stelle standen, jetzt aber als Zeichen kolonialer Überheblichkeit ‚entsorgt‘ wurden. Dieser Mut hätte auch dem übrigen Museum gut getan, denn die übrigen Änderungen sind weniger radikal.
Zwar gibt es einen faszinierenden Verkehrsroboter aus Kinshasa und immer wieder mal Monitore, bei denen Afrikaner zu sehen sind, die wohl Statements angeben – der Ton war allerdings abgeschaltet und ich hatte keine Lust auf Kopfhörer. Im Großen und Ganzen schien es mir aber aus der Erinnerung, dass sich wenig geändert hatte: So versuchte man einerseits nicht konsequent, die Objekte für sinnvolle Diskurse (z.B. zum Thema Kolonialismus) einzusetzen, wie dies beispielsweise in Wien eindrucksvoll gelungen ist. Andererseits hat sich das Museum auch nicht zu einem Kunstmuseum gewandelt, dafür wirken die in sehr dunkler Beleuchtung stehenden stark spiegelnden Vitrinen einfach zu vollgestellt und die darin enthaltenden Objekte zu beliebig angeordnet. Die Begleittexte an den Vitrinen erscheinen übrigens auch nur recht klein und nur wenig erhellend.
Natürlich gibt es Großartiges zu sehen und ist für den Tribal Art-Liebhaber der Besuch lohnend, aber was hätte man alles machen können – vielleicht hat auch der Denkmalschutz nicht mitgespielt?
Gefühl fast so wie früher sind auch die riesigen Räume mit den ausgestopften Tieren. Schulklassen werden sich also weiter daran freuen, wie der Leopard die Antilope schlägt und daran, den riesigen Elefanten zu sehen. Und dass manche Tiere jetzt auf den Vitrinen und nicht darin sind, war auch nicht gerade eine riesige Innovation
Ist das Africa Museum also im 21. Jahrhundert angekommen? Bzgl. des guten Willens, koloniale Geschichte aufzuarbeiten, ansatzweise ja. Als gelungenes Museumskonzept aber eher nicht.
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Tervuren 2019