Noch bis zum 22. September 2019 läuft im Münchner Museum Fünf Kontinente die spannende Ausstellung "Schatten.Licht.Struktur.", in der Arbeiten des japanischen Künstlers Koji Shibazaki gezeigt werden. Shibazaki, der an der Aichi-Universität der Schönen Künste in Nagakute unterrichtet, stellt dafür handgeschöpftes Papier her: Washi. Aus diesem Washi fertigt er Papierinstallationen her, in die er Lichtquellen einbaut und die damit quasi Lampen sind.
Diese Leuchtobjekte beeindrucken in ihrer Materialität - man möchte sie gerne anfassen -, sind kompliziert gefaltet und bestehen aus vielen übereinandergelegten Papierschichten. Ihre Wirkung entfalten sie vor allem in abgedunkelten Räumen, lassen da an die Beleuchtung in traditionellen japanischen Wohnungen denken. Das Museum hat dafür seinen Ausstellungsraum in ersten Stock ebenfalls dunkel gehalten (was zu recht schwierigen Fotografier-Verhältnissen führte). Ergänzt werden die Objekte von Shibazaki durch Arbeiten seiner Schülerin Mikako Suzuki, die dafür die Papieroberflächen mit hauchfeinen Glanzfolien überarbeitet, die sie mit Siebdruck-Technik aufbringt. Zusätzlich kann man etwa über die Herstellung des Washi erfahren und hat Shibazaki selbst angefertigte Bucheinbände mitgebracht.
1_Suzuki, Shibazaki, Dolmetscherin
Schatten.Licht.Struktur. ist eine sehenswerte Ausstellung, die auf ein noch größeres Japan-Ereignis im Museum Fünf Kontinente hinweist: die große Siebold-Ausstellung ab Herbst 2019. Wie sehr man die Objekte mag, ob man sie als faszinierende Kunst, als großartige, die Tradition fortschreibende Handwerksarbeit oder als Kitsch ansieht, muss jeder für sich selbst entscheiden - ich bin mit mir nicht ganz einig, glaube aber, dass ich sie toll finde. Auf alle Fälle muss man sie sich in echt anschauen, Fotos geben nur einen schwachen Eindruck.
Übrigens zeigte die Pressekonferenz auch einiges über das hierarchisch geprägte Japan: Während Shibazaki gut gelaunt und informativ von seinen Arbeiten berichtete, stand Suzuki unbeweglich und ohne Regung wie ein Mauerblümchen neben ihm: nur nicht auffallen. Zum Glück durfte sie dann doch etwas über Ihre Arbeit sagen.
2_Shibazaki
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12 Blick von der Ausstellung nach außen
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28 Herstellung von Washi
Fotos: Ingo Barlovic
Vielen Dank an das Museum Fünf Kontinente für die Erlaubnis, zu fotografieren und die Fotos auf about africa zu veröffentlichen