Die vierte Bourgogne Tribal Show, vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2019 in Besanceuil/Bonnay, beweist nachdrücklich, warum diese Messe mindestens für den Tribal Art Aficionado zur Pflichtveranstaltung werden sollte. Dafür sind die zum Teil großartigen Exponate der 23 Aussteller aus den Gebieten Tribal Art, Mittelalter und außereuropäische Antike nur ein Grund, wenn natürlich ein wichtiger. Punkten kann die Messe daneben aber durch ihr einzigartige Atmosphäre.
Sie liegt im ländlichen Raum des Burgunds, inmitten einer wunderschönen Landschaft mit lieblichen Hügeln, tollen Ausblicken, mit Blick auf weiße Charolais-Rinder. Eine Landschaft, die auch zur lockeren Ungezwungenheit beiträgt: Diese Messe, besser, dieses Event, besuchen, flanieren, Objekte begutachten und darüber sprechen, sie verlassen, um die Landschaft zu genießen oder ein gutes Glas Wein, zurückkommen und dann eventuell doch zu kaufen, ist etwas anderes als der reizüberflutete Aufenthalt in großen Messeräumen.
Und wenn sich dann am ersten Abend die Sammler- und Händlergemeinde auf dem Vorplatz zu Jazzmusik, den Schweinebraten des Metzgers Monsieur Ballon und dem erstklassigen Wein aus der Gegend versammelt, da fühlt man sich wie auf einem entspannten Klassentreffen ohne Peinlichkeiten und Renommiergehabe.
Die Bourgogne Tribal Show ist Urlaub, Kommunikation, Staunen und: Kaufen in entschleunigter Atmosphäre. Shopping at its best.
Bei meinen Fotos habe ich mich zum größten Teil auf die Tribal Art-Anbieter beschränkt.
Abendessen am ersten Tag
Blick von der Messe
Didier Claes, der sich zumindest an den ersten Tagen von seinem Bruder Alexandre vertreten ließ, zeigte ein halbes Dutzend Masken von hoher Qualität. Einer der reduziertesten Stände der Messe. Als sein Hauptstück sah er die Goli-Maske der Baule (Foto 2, links) an
Claes 1
Claes 2
Claes 3
Claes 4
Dodier und Lebrat teilten sich einen Stand und hatten ein ähnliches, mir zu überladenes Konzept. Daher weiß ich auch nicht genau, welche Objekte von wem sind. Die Koworis (Foto 2) stammen wohl von Dodier.
Dodier, Lebrat 1
Dodier, Lebrat 2
Dodier, Lebrat 3
Flak hatte ein sehr breites Angebot, vom Muschelringen aus der Südsee über afrikanische Kunst bis zu Kachinas der Hopi.
Flak 1
Flak 2
Flak 3
Flak 4
Flak 5
Flak 6
Flak 7
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Die Züricher Galerie Fröhlich, vertreten durch den Juniorchef Theodor Fröhlich, hatte ich zuerst gar nicht gefunden: Sie war nicht in den 3 Hauptgebäuden untergebracht, sondern etwas isoliert im Gebäude mit dem Café. Daher leider nur Fotos mit dem Handy, meine Kamera lag bereits im Auto. Mitgebracht hatte Theodor Fröhlich gute bis sehr gute afrikanische Kunst zumeist aus Schweizer Privatsammlungen.
Fröhlich 1
Fröhlich 2
Fröhlich 3
Fröhlich 4
Fröhlich 5
Fröhlich 6
Fröhlich 7
Bei dem äußerst netten Ben Hunter wäre ich fast schwach geworden: Er bot eine Gruppe aus 8 fliegenden Fischen und einem Vogel (Foto 1) mit einer ganz besonderen Story an: Sie wurde von Nachfahren des Bounty-Meuterers Fletcher Christian geschnitzt und an vorbeikommende Seeleute und Reisende als Souvenir verkauft. Tolle Geschichte, originelle Objekte, zu einem Preis von 5.000 Euro.
Hunter 1
Hunter 2
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Hunter 6
Le Guennan
Le Guennan 1
Le Guennan 2
Anthony Meyer, einer der Initiatoren dieser Messe, präsentierte Ozeanien und Kunst der Eskimo.
Meyer 1
Meyer 2
Meyer 3
Guilhem Montagut hat mich überzeugt und gehörte ganz subjekt zu den 3 besten Ausstellern (neben Woerner und Schlag), seine Figur der Bangwa (Foto 1) hatte am 2. Tag bereits einen roten Punkt. Montagut wird auf der kommenden Bruneaf zwei Räume bespielen.
Montagut 1
Montagut 2
Montagut 3
Montagut 4
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Montagut 10
Montagut 11
Ich gebe es zu: ich bin Adrian Schlag-Fan. Es immer wieder erstaunlich, wie er an solch gute Qualitäten kommt. Seine christlichen Skulpturen waren genauso überzeugend wie die aus Afrika.
Schlag 1
Schlag 2
Schlag 3
Schlag 4
Schlag 5
Schlag 6
Schlag 7
Schlag 8
Schlag 9
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Schlag 11
Schlag 12
Schlag 13
Schlag 14
Am meisten beeindruckt am Stand von David Serra hat mich eine Figur der Attié, des maitre des parasols (Foto 4), die in der Meister-Ausstellung im Museum Rietberg zu sehen war.
Serra 1
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Serra 3
Serra 4
Serra 5
Serra 6
Serra 7
Noch ein Geständnis: Ich liebe die archaische Kunst aus Sibirien, die so selten ist und deshalb häufig auch recht teuer. Deshalb war ich neugierig auf die Performance der Tischenko Gallery aus Helsinki, einer der wenigen ernsthaften Anbieter. Und: Andrej Tischenko, der zum Teil deutsche Wurzeln hat, hat mich nicht enttäuscht - ganz im Gegenteil, war doch die Figur auf dem ersten Foto mein Lieblingsobjekt auf der ganzen Show. Dreimal habe ich sie mir größeren Zeitabständen angeschaut und jedes Mal war ich begeistert. Blöd, dass ich mir im Vorfeld ein Spar-Gelübde aufgelegt hatte.
Tischenko 1
Tischenko 2
Tischenko 3
Tischenko 4
Einen absoluten Wow-Auftritt hat Michael Woerner hingelegt. Er hatte das heimliche Motto der Messe, kulturelle Vielfalt, verinnerlicht und auf jedem der relevanten Gebiete unglaubliche Objekte präsentiert: Sei es ein Hampatong aus dem 15. Jahrhundert (Foto 1), die romanische Christus-Figur aus ungefähr der gleichen Zeit im Originalzustand(!) (Foto 4) oder der wohl noch ältere Buddha-Kopf (Foto 3). Woerner, der darüberhinaus einer der sympathischsten Händler ist, macht sprachlos. Besonders stolz ist er übrigens auf seine beiden Batak-Objekte (Foto 7). Sie wurden in den 1960er Jahren ausgestellt und sind nebeneinander in dem Buch zur Ausstellung abgebildet. Und ihm ist es gelungen, beide Objekte aus unterschiedlichen Quellen zu erwerben und wieder gemeinsam zu zeigen.
Woerner 1
Woerner 2
Woerner 3
Woerner 4
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Woerner 8
Woerner 9
Fotos: I. Barlovic