Am 8. Juli 2019 gibt es beim Dorotheum in Wien eine spannende Tribal Art Auktion. Zum Katalog.
Dazu mein Text, der in der Kunst und Auktionen 2019/11 erschienen ist:
Wien, 8. Juli
Nackenstütze der Korwar
Das Dorotheum versteigert Tribal Art aus drei Sammlungen, die zeigen, mit welch unterschiedlichen Strategien Kunst zusammengetragen werden kann.
Carlo Monzino erwarb 1963 die erstklassige Kollektion des Bildhauers Jacob Epstein, darunter einige der besten Skulpturen der Fang. Er wurde zu einem Großsammler, der individuell und geschmackssicher kaufte und wiederverkaufte – die Fang-Arbeiten an das Musée Dapper. Obwohl bereits einige große Auktionen mit seinen Objekten bestückt wurden, findet sich immer noch außergewöhnliches Material – beispielsweise eine singuläre kleine Figur, wohl von den Osterinseln, die bei 40 000 Euro aufgerufen wird.
Benno Mattel wiederum sammelte in den Sechziger-/ Siebzigerjahren vor allem bei europäischen Händlern. Aus seiner Kollektion stammen unter anderem eine Korwar-Nackenstützeaus Neuguinea (Taxe 12 000 Euro), Webrollenhalter von der Elfenbeinküste und eine männliche Skulptur der Nias aus Indonesien (Taxe 4000 Euro).
Willem Visser schließlich kam in den Fünfzigerjahren als Arzt zu den Asmat nach Neuguinea, einem Volk, das sich bis zu dieser Zeit seine traditionelle Kultur größtenteils bewahrt hatte. Dem erfolgreichen Arzt wurden die Objekte vor Ort geschenkt. Unter anderem kunstvolle Trommeln und eine herausragende Ahnenfigur, deren Kopf an Mumienschädel denken lässt (Taxe 20 000 Euro).
Kunst und Auktionen Nr.11, 28. Juni 2019, S. 5