Vom 29. September 2019 bis zum 29. März 2020 zeigt die Neue Sammlung-The Design Museum in der Pinakothek der Moderne in München mit „Anders gesehen - Afrikanische Keramik aus der Sammlung von Herzog Franz von Bayern“ eine großartige Ausstellung von 260 Keramik-Objekten aus Afrika. Herzog Franz von Bayern hat sie in den letzten 40 Jahren im Handel, z.B. in den Galerien Jahn und Biedermann oder dem Auktionshaus Zemanek-Münster erworben und dem Museum als Schenkung und als Dauerleihgabe gegeben. Schwerpunkt sind für den Gebrauch und den Ritus hergestellte Keramiken v.a. aus dem 20. Jhd., ergänzt um Werke moderner Künstler wie Magdalene Odundo, die bei der Pressekonferenz am 26.9 anwesend war. Nicht gezeigt werden archäologische Arbeiten, beispielsweise der Nok-Kultur.
Magdalene Odundo, Herzog Franz von Bayern
Damit wird nach der Perlenausstellung der Sammlung Mottas im Rietberg Museum nach kurzer Zeit erneut einer vor allem von Frauen ausgeübten Kunstform die verdiente Aufmerksamkeit zuteil - beides Themen, die Museen, aber auch der Kunstmarkt vernachlässigt haben.
Die Stücke umfassen ein breites Spektrum - sowohl örtlich, vertreten sind Süd- , West-, Nord- und Ostafrika, als auch formal und funktional - von Biertöpfen der Zulu bis hin zu Medizinfiguren aus Tansania.
Die Ausstellungsgestaltung des renommierten Architekten Asif Khan konnte mich vor allem im unteren Stockwerk überzeugen: Vor einer großen Videoprojektion, die eine Afrikanische Flusslandschaft zeigt, werden die Objekte, die sehr gut individuell ausgeleuchtet sind, auf einem Serpentinen-förmigen Tisch präsentiert. Dadurch kann man sie von allen Seiten begutachten und leider auch leicht umwerfen - sicherlich eine Situation, die die Restauratoren ins Schwitzen bringt.
Herzog Franz von Bayern, Asif Khan
Die Präsentation auf der 2. Etage empfand ich weniger überzeugend: Die meisten Werke stehen einfach in Glasvitrinen, was an Schaudepots erinnert. Dazu habe ich persönlich Probleme damit, dass manche von Holzskulpturen des Bildhauers Frank Arroni Ntaluma ‚gehalten‘ werden, die Arme darstellen. Khan möchte damit zeigen, dass die Keramiken ursprünglich eben keine statischen Kunstgegenstände waren, gemacht für die Vitrine, sondern für den Gebrauch im Alltag bestimmt. Für mich persönlich sind diese fast bittend nach oben gestreckten Arme, die von Makonde-Kunst beeinflusst sind, allerdings Ethno-Kitsch. Sorry.
Zur Ausstellung gibt es einen 2 1/2 kg schweren Katalog mit erstklassigen Objektabbildungen und Aufsätzen, die die afrikanische Keramik vielfältig beleuchtet. Natürlich sind auch die Produktion und die Restitution Thema. So befassen sich Stefan Eisenhofer und Karin sehr differenziert mit dem Thema Keramik als Ware, hergestellt für lokale, aber auch für entfernte Märke und für Kolonialisten.
„Anders gesehen - Afrikanische Keramik aus der Sammlung von Herzog Franz von Bayern“ ist eine Pflichtausstellung für den, der sich ernsthaft für die traditionelle afrikanische Kunst befasst und auch für den, der sich für die Keramik der Moderne interessiert.
Zur Fotogalerie:
Fotogalerie Afrikanische Keramik Die neue Sammlung
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Fotos: Ingo Barlovic
Vielen Dank an die Neue Sammlung, dass ich während der Pressekonferenz fotografieren durfte