Die BRAFA Art Fair, vom 26. Januar bis zum 2. Februar 2020 in Brüssel, ist auch dieses Jahr wieder eine Pflichtveranstaltung für den Tribal Art-Enthusiasten: Ein Dutzend auf diese Kunst spezialisierten Aussteller bieten ein wirklich außergewöhnlich hohes Niveau, das richtig Spaß macht. Dabei steht wie jedes Jahr Kunst aus Westafrika und dem Kongo zusammen mit klassischem Ozeanien im Vordergrund. Recht häufig sah ich darüber hinaus Objekte der Kanak aus Neukaledonien. Interessanterweise gibt es auch einen leichten Trend zu kleinen Figuren der Songe, deren (zumindest) Kopf mit Eisennägeln versehen ist. Dies ist wohl eine Reaktion der Galeristen auf den Verkauf einen vollkommen zugenagelten kleinen Songe, die Christie`s 2018 für über 2 Millionen Euro zugeschlagen wurde.
Der Stand von Didier Claes war dieses Mal sehr aufgeräumt: Es wurden recht wenige Stücke gezeigt. Da waren zwar tolle Sachen darunter, ich fand es aber schade, dass es nicht wie in den letzten Jahren eine monothematische Ausstellung gab. Im Gespräch erklärte es Claes dadurch, dass dies immer sehr aufwändig sei und 2-3 Jahre Vorbereitung bedeuten würde.Für die nächste Zeit plane er auf einer der Messen eine Ibeji-Ausstellung. Ein nettes Detail sind die Knopfaugen der Kota (Foto 2)
Claes 1 Bambara
Claes 2 Kota
Claes 3 Kongo
Claes 5
Claes 6 Hemba
Claes 7 Luba
Claes 8 Senufo
Dalton Somaré zeigte gleich 3 der in reichen Sammlerkreisen beliebten Figuren der Kota und dazu ein aufwändiges Meisterwerk vom Cross-River-Gebiet (Abb. 2). Allerdings erschien mir das Angebot der Galerie etwas schwächer als das der besten Tribal Art-Aussteller der BRAFA - wenn man auf solch einem hohen Niveau überhaupt von Unterschieden sprechen kann.
Dalton Somaré 1 Baule
Dalton Somaré 2 Ekoi
Dalton Somaré 3 Kota
Pierre Dartevelle war für mich eine sehr angenehme Überraschung. Nachdem er auf seinen letzten Auftritten etwas müde gewirkt hatte, gelang ihm nun ein toll inszenierter Stand mit sehr sehenswerten Objekten.
Dartevelle 1
Dartevelle 2 Kaka
Dartevelle 3 Wurkum
Dartevelle 4 Wurkum
Dartevelle 5 Songe
Dartevelle 6
Dartevelle 7 Kuba
Yann Ferrandin war neben Serge Schoffel und Hourdé der einzige Tribal Art Händler, der eine Themenausstellung zeigte, nämlich schöne Löffel aus verschiedenen Kulturen. Ich persönlich habe mich etwas in seinen Flughund (?) vom Sepik verliebt, der von hinten mindestens so schön wie vorne geschnitzt ist (9, 10). Aber auch seine anderen Objekte, darunter Stücke der Kanak die dieses Mal relativ präsent auf der Messe waren, waren weiß Gott nicht von schlechtern Eltern. Ein sehr überzeugender Stand!
Ferrandin1 Bambara
Ferrandin 2 Kran
Ferrandin 3 Dan
Ferrandin 4 Maori
Ferrandin 5 Chokwe
Ferrandin 6 Senufo
Ferrandin 7 Kanak
Ferrandin 8 Kota
Ferrandin 9 Sepik
Ferrandin 10 Sepik
Ferrandin 11 Kanak
Ferrandin 12
Ferrandin 13
Ferrandin 14
Ferrandin 15
Grusenmeyer, Woliner mit recht wenig Tribal Art.
Grusenmeyer 1 Hemba
Grusenmeyer 2 Nias
Grusenmeyer 3 Sakalava
Charles-Wesley Hourdé hatte dieses Mal vielleicht die schönste Standinszenierung, mit seiner Wild Spirit Sonderschau (Wilde Tiermischwesen als Maske), aber auch durch die übrigen wirklich tollen Arbeiten wie die Maske auf dem 4. Bild oder die beiden Senufo-Figuren mit den geneigten Köpfen (Foto 9, 10) . Zu einer von Storrer in den 1950er gesammelten Skulptur der Senufo (Foto 7) gab es ein deutsches Plakat, auf dem sie mit der "Original Neger Tanzgruppe" Sonar Senghor zu sehen ist. Sicherlich ein spannendes Dokument, es in der von der Postkolonial-Debatte geprägten Zeit ohne Begleittexte zu zeigen, wäre es in Deutschland sicherlich etwas gewagt.
Hourdé 1
Hourdé 2 Wild Spirits
Hourdé 3
Hourdé 4 Bambara
Hourdé 5 Baule
Hourdé 6 Senufo
Hourdé 7 Senufo
Hourdé 8 Baule
Hourdé 9 Senufo
Hourdé 10
Hourdé 11 Fang
Der Spanier Montagut ist ein Phänomen, weil er so gut wie keine der wichtigen Tribal Art Messen auslässt und immer großartige Qualität bietet. So ein Stück wie filigrane Nyamwezi (Foto ) habe ich beispielsweise bewusst noch nicht gesehen.
Montagut 1 Igbo
Montagut 2 Nyamwezi
Montagut 3
Montagut 4 Igbo
Montagut 5
Montagut 6 Songe
Montagut 7 Songe
Montagut 8 Luba
Die Wunderkammer Porfirius ist immer ein Ort des Staunens. Sehr schön war die kleine Skulptur der Bahuana (Mitte Foto 3)
Porfirius 1 Deutschland
Porfirius 2
Porfirius 3 (Mitte: Bahuana)
Porfirius 4
Porfirius 5
Adrian Schlag gestaltete sein BRAFA-Comeback mit seinem relativ kleinen Stand mehr als eindrucksvoll. Großartige Stücke bietet der Deutsche an, beispielsweise die außergewöhnliche Malangan-Maske (Foto 1), die allerdings aufgrund der Beleuchtung nicht einfach zu fotografieren war.
Schlag 1 Malangan
Schlag 2 Malangan
Schlag 3 Malangan
Schlag 4 Fang
Schlag 5 Songe
Schlag 6 Songe
Schlag 7 Papua Neuguinea
Serge Schoffel ist es erneut mühelos gelungen, seinen großen Stand überzeugend zu bespielen. Es wird spannend wie gut seine australischen Churungas beim Brüsseler Publikum ankommen, das in der Regel sein Hauptaugenmerk auf (ihre) ehemaligen Kolonien und klassisches Ozeanien legt.
Schoffel 1 Churungas
Schoffel 2 Dogon
Schoffel 3 Fang
Schoffel 4 Sulawesi
Schoffel 5 Kamerun
Schoffel 6 Kamerun
Schoffel 7 Kota
Schoffel 8
Schoffel 9 Lobi
Schoffel 10
Schoffel 11 Nepal
Schoffel 12
Schoffel 13 Yoruba
Schoffel 14 römisch
Seit Jahren bespielen Schoffel de Fabry eine kleine Koje auf der BRAFA und seit Jahren sind sie für mich ein Highlight dieser Messe. So auch dieses Jahr beispielsweise mit der sehr ästhetischen Chokwe (Foto 7) und dem äußerst formschönen kleinen Boli (Foto 5).
Schoffel de Fabry 1 Kalimantan
Schoffel de Fabry 2 Bambara
Schoffel de Fabry 3 Kamerun
Schoffel de Fabry 4 Hungana
Schoffel de Fabry 5 Bambara
Schoffel de Fabry 6 Kanak
Schoffel de Fabry 7 Chokwe
Schoffel de Fabry 8 Agni
Fotos: Ingo Barlovic
Vielen Dank an die BRAFA, dass ich an der Pressereise teilnehmen durfte.