Dass die Auktionshäuser in Deutschland so langsam aus dem Corona-Schock erwachen, zeigt sich auch bei Tribal Art. Immerhin haben in der letzten Zeit sowohl Zemanek-Münster als auch in kleinerem Rahmen Hermann Historica diese Kunst verauktioniert - leider nicht sehr (Zemanek) bzw. kaum (Hermann) erfolgreich.
Den nächsten Versuch startet Gorny & Mosch am 22. Juli 2020. Das renommierte Münchner Auktionshaus ist auf Münzen und Antiken spezialisiert. Dass es in seiner umfangreichen Auktion 272 nun 77 Lose aus Afrika und Ozeanien anbieten, liegt vor allem daran, das die Sammlung Dr. Wiedner unter den Hammer kommt, unter der sich neben Antiken auch Werke aus Präkolumbien und eben Tribal Art befindet. Diese wurden von Dr. Schädler begutachtet und um größtenteils eigene Stücke ergänzt. Manche Objekte mit Schädler-Provenienz waren letzten Oktober für ähnliche Aufrufpreise Teil der Auktion von Ruef in Landshut.
Das Toplos (=teuerster Aufrufpreis) der Tribal Art-Offerte aus der Sammlung Wiedner ist eine schöne, fast vollständige weibliche Terrakotta-Figur der Nok (Los 429, Foto 2), die für 6.400 Euro zum Aufruf kommt. Sie wurde 1998 mittels TL getestet. Sie ist die Spitze von ca. einem Dutzend Losen mit Ausgrabungsobjekten aus Nigeria, wie Nok oder Katsina.
Der gleiche Aufrufpreis wie die Nok hat die publizierte Helmmaske der Yoruba (Los 444, Foto 6), das Toplos mit Schädler-Provenienz. Sie hat bereist ein bewegtes Auktionsleben hinter sich. Ein gutes Stück, aber kaum ein Schnäppchen.
Von den übrigen Losen sind mir bei meinem Besuch im Auktionshaus am 28. Mai (natürlich brav mit Maske) gute Ibejis aufgefallen, v.a. das Los 462 (Foto 10) aus der Sammlung Stoll. Gemocht habe ich auch die Fon (Los 465, Foto 15), die mir schon letztes Jahr bei Ruef gefallen hat. Spannend ist eine Gesichtsmaske aus Keramik vom Sepik (Los 455, Foto 18) mit sehr guter Provenienz: Sie war Teil der Sammlung von Georg Höltker im Haus Völker und Kulturen Sankt Augustin, wo er Ethnologieprofessor war. Der moderate Ausrufpreis von 960 Euro kann daran liegen, dass sie ästhetisch wohl polarisiert. Abgerundet wird die Offerte durch afrikanische Keramik-Gefäße.
Alles in allem bietet Gory & Mosch solide Ware, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, inweit alle abgerufenen Preise dem derzeitgen Zeitgeist entsprechen.
Zu den Objekten in schön, d.h. zum Katalog.
Zu meinen Fotos:
Foto 1 Außenseite
Foto 2 Schaufenster. Mi: Los 429, Nok
Foto 3
Foto 4. Los 447, Ibo
Foto 5. Li: Los 445, Ibo, Mi Los 430 Katsina
Foto 6. Los 444, Yoruba, Gelede
Foto 7. Los 477 Yoruba
Foto 8: Keramik
Foto 9
Foto 10. Los 462, Ibeji
Foto 11. Los 463 Ibeji
Foto 12. Mi hinten: Los 441,
Foto 13
Foto 14. Los 465 Fon
Foto 15: Los 460, Luena
Foto 16. Los 464 Ibeji
Foto 17. Los 467, Songe
Foto 18. Li: Los 455, Sepik (Keramik); Mi: Los 431, Sokoto; Re:; Los 432, Nok
Foto 19. Los 450, Songe
Foto 20. Los 453, Makonde
Foto 21. Los 594, Bamana
Foto 22. Los 498, Zulu
Foto 23: Präkolumbien
Foto 24: Präkolumbien
Vielen Dank an Gorny und Mosch, dass ich die Objekte vor Ort fotografieren durfte.