Das renommierte, auf Kunst und Antiquitäten spezialisierte Münchner Auktionshaus Hampel versteigert am 3. Juli 2020 insgesamt 25 Lose mit traditioneller afrikanischer Kunst. Das Angebot ist wesentlich ernster zu nehmen als das von 2018 und 2019, als das Auktionshaus versucht hatte, äußerst schwache Tribal Art zu hohen Preisen zu verauktionieren.
Dabei ist die 2020 Offerte kaum marktfrisch: Die meisten Lose hatte ich bereits in Auktionen bei Neumeister und Koller gesehen, was aber das Interesse daran nicht mindern sollte. Meine Liebling ist ein über 1,50 m großes Figurenpaar Alusi der südlichen Lobi (Los 907), das u.a. im Buch Kulte, Künstler, Könige, herausgegeben von Stefan Eisenhofer, publiziert ist. Es wurde 2010 in einer denkwürdigen Neumeister-Auktion von einem exaltierten Saalbieter, eine Art Jack Nicholson auf Speed, für über 20.000 Euro ersteigert. Es gelangte wie andere Objekte, die er damals erworben hatte, 2018 erneut zu Neumeister und fiel damals für 9.000 Euro durch. Jetzt soll es mindestens 8.000 Euro bringen - meines Erachtens durchaus ein akzeptabler Preis.
Und welche weiteren Lose fanden 2018 bei Neumeister keine Käufer und werden bei Hampel für etwas weniger Geld aufgerufen? Neben weiteren das Covergirl des Neumeister-Katalogs von 2018, die sehr schöne Punu Maske (Los 885, Schätzpreis 2018: 35.000 Euro, jetzt 15.000 Euro), die Idoma-Helmmaske (Los 892) oder auch die Lose 884 und 906.
Das "zweite Standbein" der Versteigerung sind Werke, die 2009/2010 beim Auktionshaus Koller in Zürich aufgerufen wurden - Experte war damals Jean David. Mit einem unteren Schätzpreis von 30.000 Euro ist eine alte Maske der Punu (Los 883), die öfters ausgestellt und publiziert wurde, das Toplos der Auktion. Bei Koller sollte sie diese Summe in CHF bringen (ich weiß leider nicht, ob und für wie viel sie verkauft wurde). Mal schauen was der (internationale) Markt dazu sagt.
Die Tjiwara (Los 890), die für 20.000 Euro aufgerufen wird. unterschätze ich wohl total. Mich hat sie nicht angesprochen, andererseits ist sie im wichtigen Buch "The Sculpture of Africa" von Eliot Elisofon abgebildet. Bei Koller sollte sie 2010 70.000 CHF bringen.
Apropos abgebildet: Äußerst unglücklich geht der Katalog mit Literatur um. Bei den Objekten gibt es Angaben zu Provenienz und Literatur. Bei Literatur ist aber nicht klar, ob das Objekt dort abgebildet ist oder ob das angeführte Buch nur als Referenz dient. Dies ist in einem Markt, dem Veröffentlichungen so wichtig sind, ein No-Go. Zusätzlich wurden wichtige echte Veröffentlichungen nicht aufgeführt, wie die Tjiwara im Buch von Elisofon oder auch das Eisenhofer-Buch beim Igbo-Paar.
Ebenfalls von Koller bekannt ist die aus meiner Sicht gute Nkisi (Los 904), auf die der Bieter ab 20.000 Euro hoffen darf. Ulrich Klever hatte sie im Besitz und sie fand Eingang in sein Handbuch der Afrikanischen Kunst.
Wesentlich teurer als ihr alten Koller-Aufrufpreise sind schließlich 2 Lose mit Objekten der Chokwe (Los 892, 903) mit jeweils 8.000 Euro.
Alles in allem verdient die Hampel-Auktion Aufmerksamkeit, auch wenn ich einige Preise nicht ganz nachvollziehen kann - zumal mit dem Hintergrund, wie preissensibel derzeit die Tribal Markt ist.
1 Los 907 Igbo
2
3 Los 907 Igbo
4
5 Los 883, Punu
6 Los 884 Chokwe
7 Los 885 Punu
8 Los 885
9 Los 886 Baule
10
11 Los 890 Bamana
12 Los 892 Chokwe (Paar), Los 902 Urhobo (Maske)
13 Los 892 Idoma
14 Los 895 Igbo
15 Los 896 Ashanti
16 Los 900 Fang
17
18 Los 903 Chokwe
19 Los 904 Kongo
20 Los 905 Holo (li)
21 Los 906 Yoruba
Fotos: Ingo Barlovic
Zum Katalog
Vielen Dank an das Autkionshaus Hampel, das ich dort am 19.6.2020 fotografieren durfte - natürlich mit Maske.
PS Ich habe zu dieser Auktion ein Video auf YouTube hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=Lq5dM0sdrDA&t=155s