Trotz Corona: Vom 8. bis zum 13. September 2020 findet in Paris der 19. Parcours des Mondes statt, der große Galerien-Rundgang der Tribal Art. Zugesagt haben aktuell 44 Händler. Davon haben sich 36 auf Tribal Art spezialisiert, 3 auf asiatische Kunst, 4 auf Antiken, zusätzlich gibt es eine Buchhandlung (Rostoker Tribal Art Boks aus Abidjan).
Unter den Teilnehmern sind viele Hochkaräter. Dabei ist interessant, dass die beiden Stargaleristen Didier Claas und Bernard de Grunne sowohl die eine Woche vorher stattfindende Brunaf in Brüssel als auch den Parcours bespielt. Welche Objekte sie wohl wo anbieten werden?
De Grunne, Baule,Foto: F. Dehaen
Dieses Jahr nicht am Start ist allerdings Michael Hamson, der immer wieder tollte Performances hinlegte. Ihm waren als US-Händler die Corona-Einschränkungen zu viel. Dafür gibt es neue Galerien: Larrock Granoff, la Galeria Cybèle, Pace African & Oceanic Art und Arte Primitivo.
Galerie Cybèle, Ägypten, Foto: R. Basille
Sehr erfreulich finde ich, dass bisher immerhin 9 Galerien Themenausstellungen angekündigt haben. Neugierig bin ich vor allem, welche spannenden Einsichten Charles Wesley-Hourdé einem Klassikers der Tribal Art abgewinnen kann: Objekten der Dan. Dazu wird es einen Katalog geben.
Hourdé, Dan, Foto: V. Dufournier
Interessanterweise präsentieren auch andere Galerien Klassiker, von denen man eigentlich dachte, über sie wäre schon alles gezeigt und gesagt worden: Vallois stellt in der Rue de Seine 35 an die 200 Goldgewichte der Akan, Ashanti, Baule und Atie aus und Dodier Webrollenhalter von der Elfenbeinküste. Damit scheint es eine Art Rückbesinnung auf ‚die alten Zeiten‘ zu geben: Back to the Future. Übrigens sind auf den 34 Pressefotos der Tribal Art Galerien mit Objekten 4 Mal eine Maske der Dan zu sehen.
Vallois, Ashanti
Dulon befasst sich mit rituellen Praktiken in Afrika und Peru, Arte Primitivo kontrastiert afrikanische Zauberfiguren mit europäischen Heiligenfiguren.
Arte Primitivo, Chokwe
Die moderne afrikanische Kunst hat sich Vallois in der Rue de Seine 35 mit einer Soloausstellung von Dominique Zinkpè auf die Fahnen geschrieben, einem Künstler aus Benin, den ich persönlich seit einer Ausstellung im Museum der Völker vor einigen Jahren sehr mag.
Vallois, D. Zinkpe, Reine d'un Jour
Aber natürlich freue ich mich auch auf das Wiedersehen von Galeristen, bei denen man immer tolle Entdeckungen machen kann und die ich bisher nicht genannt habe. Darunter sind Dalton Somarè, Doustar, der Klassiker Entwistle, Ferrandin, Fröhlich, Lecomte (macht eine Ausstellung zu Fetischen), Meyer, Montagut, Lucas Ratton, Schoffel, Voaygeurs & Curieux, oder Tischenko mit der faszinierenden Kunst Alaskas und Sibiriens.
Dalton Somaré, Igbo
Fröhlich, Kota
Montagut, Senufo,
Tischenko, Alaska
Bleibt am Schluss die Frage: Soll man im Moment wirklich nach Paris reisen, wo es eine Reisewarnung des ausländisches Amtes gibt? Mein Hotelzimmer ist gebucht, aber ich werde natürlich abwarten, wie sich die Corona-Lage entwickelt wird. Es ist eine schwere Entscheidung: Auf der einen Seite der Verstand. Und auf der anderen Seite die Tatsache, dass ich ausgehungert bin. was großartige traditioneller indigene Kunst angeht, die unzweifelhaft auf dem Parcours des Mondes gezeigt werden wird. Wie mir wird es anderen auch gehen.