Treffen für Führung durch die Kirchhoff-Sammlung vor Göttinger Krankenhaus.
Ich werde ihnen nun die Sammlung Heinz-Kirchhoff, die schon vor Jahren in den Besitz der Universität übergegangen ist, vorstellen.
Die Sammlung Heinz Kirchhoff ist eine kleine aber feine kultur- und epochenübergreifende Sammlung von künstlerischen Darstellungen der Themen "Mutterschaft", "Muttergottheiten" und "Fruchtbarkeit", daher auch der Name "Symbole des Weiblichen".
Die Sammlung umfasst über 600 Objekte. In der Dauerausstellung im Klinikum werden etwa 190 Objekte gezeigt, in einer ausleihbaren Wanderausstellung weitere 50. Die übrigen Objekte sind magaziniert.
Kirchhoff, geboren 1905 in Wilhelmshafen, war ein leidenschaftlicher Sammler. Wenn man betrachtet wie umfassend und zahlreich seine Sammlungen sind, ist man geneigt zu sagen, dass er sein ganzes Leben lang geradezu von einer Sammelwut getrieben wurde. Er selbst sagte einst, die Sammelleidenschaft von seinem Vater geerbt zu haben. Unter seinen Händen entstanden die verschiedensten Sammlungen, von Briefmarken über Kakteen bis zur Studioglas-Sammlung, die heute im städtischen Museum zu bewundern ist. Die bedeutendste aber ist die Sammlung der Muttergottheiten und Fruchtbarkeitssymbole.
Ende der 50er Jahre bekam Kirchhoff seine erste Frauenfigur geschenkt. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Objekte aus den verschiedensten Zeitepochen und den unterschiedlichsten Ländern der Erde hinzu. Sein Wunsch war es, eine möglichst lückenlose, von der Altsteinzeit bis heute reichende und verschiedenen Kulturen umfassende Sammlung künstlerischer Umsetzungen der Themen "Frau", "Mutterschaft" und "Muttergottheiten" aufzubauen.
In den 80ern hatte die Sammlung einen solchen Umfang angenommen, dass sie aus dem Anbau der alten Frauenklinik (dort stand sie seit den 70ern) hierher, in das Institut für Ethnologie, umzog, wo sie von 1986 bis 1997 ausgestellt wurde. In dieser Zeit begann die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung durch Mitarbeiter des Instituts. Heute kann gesagt werden, dass diese Sammlung einzigartig ist, insbesondere was ihre Zusammenstellung und Vielfältigkeit betrifft.Ca. die Hälfte der Exponate sind Originale, die Kirchhoff vor allem auf Reisen zu Kongressen oder als Berater der internationalen Familienplanung während seiner Tätigkeit als Direktor der Universitäts-Frauenklinik in Afrika und Asien, aber auch in Südamerika erwerben konnte. Zu diesen Gelegenheiten besuchte er Museen, lernte deren Leiter kennen und knüpfte geschickt Beziehungen um zumindest Kopien wichtiger Darstellungen zu erhalten. Dies war oft nicht einfach, da sehr viele Museumsdirektoren mit Recht fürchten, dass ihr Original Schaden leidet, und vor allen Dingen, dass der Besitzer einer Kopie damit Handel treibt.
Bei einigen Objekten ist nicht geklärt ob es sich um Original oder Kopie handelt. Auch die Herkunft der Objekte lässt sich nicht in allen Fällen rekonstruieren.
Prof. Kirchhoff hatte die Sammlung schon zu Lebzeiten der Universität geschenkt. Anfang 1997 kurz nach Kirchhoffs Tod, musste sie dann aber aus Platzgründen ausgelagert werden. Der weitere Verbleib war ungewiss.
In dieser Situation entstand – ausgelöst durch den Berufsverband der Frauenärzte Göttingen – spontan eine Initiative aus Familienangehörigen, Gynäkologinnen und Universitätsangehörigen. Erstes Ziel war es, die Sammlung auch weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies konnte recht schnell mit Hilfe des Kulturreferenten des Klinikums erreicht werden, so dass ein Teil der Sammlung seit Oktober 1997 dort wieder als Dauerausstellung besichtigt werden kann. Ende 1997 wurde der Förderverein "Sammlung Heinz Kirchhoff" gegründet, um eine feste Organisationsstruktur für die Sammlung zu garantieren.
Der heutige Standort der Sammlung im Klinikum birgt so seine Vor- und Nachteile. Zum einen haben wir das große Glück ein vielfältiges Publikum erreichen zu können. Den Patienten des Klinikums ist die Sammlung eine willkommene Abwechslung. Anstelle des, salopp formuliert, akademischen Standardpublikums, bietet sich der Kirchhoff-Sammlung die Möglichkeit sich allen gesellschaftlichen Millieus zu präsentieren, was uns sehr am Herzen liegt, da Kunstsammlungen nicht nur die ästhetischen Bedürfnisse einer Elite befriedigen können, sondern darüber hinaus natürlich hervorragende Möglichkeiten bieten Wissen zu vermitteln und Wissen erlebbar zu machen.Auf der anderen Seite ist die Sammlung an ihrem Standort, sagen wir mal, den freien Kräften der Natur ausgeliefert. Sie ist 24 Stunden täglich begehbar. Außerdem gibt es keine Aufsicht.
Nicht selten sind Sachschäden zu beklagen, da bei handwerklichen Arbeiten die Vitrinen angerempelt werden oder, wie vor Kurzem, des morgens festgestellt wird, dass Objekte zerbrochen in den Vitrinen liegen und wir mutmaßen müssen, dass jemand schlicht seine Aggressionen an den unschuldigen Figürchen ausgelassen hat. Es stellt sich immer aufs neue die Frage wer für entstandene Schäden, oder aber für geplante Projekte Mittel erübrigen kann und will.
Damit zusammen hängt ein Problem, dass wohl jede öffentliche Sammlung kennt: das Problem der Finanzierung. Durch das Finanzamt erfolgte die Zuerkennung eines "besonders förderungswürdigen kulturellen Zwecks". Die Universität Göttingen als Eigentümerin unterstützt unseren Förderverein, indem sie ihn mit entsprechenden Befugnissen als Verwalter der Sammlung eingesetzt hat, und die Verwaltungsarbeit mit einem – allerdings sehr bescheidenen – finanziellen Beitrag unterstützt.
Daher sind wir auf unsere Mitglieder und Sponsoren angewiesen, um die Sammlung zu erhalten und neue Projekte durchführen zu können.Wenn sie sich für die Sammlung interessieren, können Sie Broschüren und Postkarten käuflich erwerben und jederzeit gerne dem "Förderverein Sammlung Heinz Kirchhoff e.V." beitreten!
Bilder des Ausstellungsbesuch
Bilder gucken
Fotogalerien bei about africa.
Vortrag GO-2008HT-01b bei Herbsttagung 2008 der Vereinigung der Freunde Afrikanischer Kultur in Göttingen (Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität), 24. bis 26. Oktober 2008 - Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln - Begegnung von Universität, Museum, Sammler, Händler
Wegen thematischer Überschneidung folgt hier Janinas Vortrag mit Nummer GO-2008HT-11. Das aber nur, um Konfusionen bzgl. der abweichenden Nummerierung dieser Seite (GO-2008HT-01b) zu vermeiden.