Christie's will es wissen! Und veranstaltet am 23.6.2021 mit 'Collection Michel Périnet' in Paris die sicherlich maßloseste Tribal Art Auktion der letzten Zeit. Maßlos was die Qualität der Objekte, aber zum Teil auch die Preise angeht.
Der 2020 im Alter von 90 Jahren verstorbene Juwelier und Kunstsammler Michel Pèrinet kaufte Tribal Art diskret, aber anscheinend häufig nur bei den besten und auch teuersten Quellen. Dementsprechend finden sich bei den 61 Losen, die Christie's aus seiner Sammlung anbietet anbetet, häufig Namen von berühmten Galeristen wie Alain de Monbrison oder Lance Entwistle. Und was sind das zum Teil für großartige Objekte!
Be den Objekten aus Afrika ragt ein ikonischer Kopf der Fang heraus, der bereits 1930 in Art Nègre abgebildet wurde. Er ist das Toplos mit einer unteren Schätzung von 2 Millionen Euro.
Fang
Von den Fotos her mag ich genauso gerne die nur so Kraft so strotzende Figur der gleichen Ethnie, die bereits 1929 ausgestellt war und auf 400.000 Euro geschätzt wird.
Fang
Das Fang-Trio wird abgerundet durch eine Maske für 700.000 Euro. Dazu gibt es eine der wenigen als authentisch anerkannten großen Nimba-Aufsatzmasken der Baga (800.000 Euro) oder eine Rubinstein-Fang oder auch eine starke Maske der Luba für unglaubliche 1,5 Millionen Euro oder ...
Luba
Das Angebot aus Ozeanien steht dem aus Afrika nur wenig nach. Ein klassisches Tanzpaddel (700.000 Euro), ein großer Brustschmuck (300.000 Euro= und eine Moai Kavakava Figur (600.000 Euro) von den Osterinseln sind darunter, und zwei vom Typ her unterschiedliche Uli-Figuren aus Neuirland.
Osterinseln
Mir persönlich gefallen allerdings am meisten eine Mortlock Maske von Karolinen-Inseln, die bereits 1877 gesammelt wurde, ein klassischer Biwat Flötenaufsatz und eine beschnitze Kanuspitze von den Marquesas. Die Hei Tiki Figur darauf mit den typischen großen Augen hat einen wundervollen Ausdruck. Mit 300.000 Euro ist sie fast ein Schnäppchen ;-)
Marquesas
Und wieso empfinde ich das Preisniveau als maßlos? Die Auktion wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit den Galeristen Doulon, Entwistle, Monbrison und mit François de Ricqlès, dem ehemaligen Präsidenten von Christie's Frankreich. Und die versuchen anscheinend, ihre hohen Galeriepreise (teilweis eher bei den 'nur guten' Werken und nicht bei den Topstücken) bei der Auktion durchzusetzen. Ob es gelingen wird? So ausgehungert wie der Tribal Art Markt im Moment erscheint - viel Geld bei den Käufern und in der letzten Zeit recht wenig Gelegenheit, es für großartige Qualität loszuwerden - , kann dieses Wagnis durchaus gelingen. Damit könnte diese Auktion für den Markt der traditionellen außereuropäischen Kunst, dem es in den letzten 2 Jahren nicht wirklich gut ging, ein Game Changer und wegweisend für seine zukünftige Entwicklung sein. Auf alle Fälle Gratulation an den noch recht neuen Abteilungschef Alexis Maggiar, dass er solch eine Auktion auf die Beine gebracht hat. Nicht nur sein ehemaliger Arbeitgeber Sotheby's wird genau schauen, was in Paris passieren wird. Think BIG!
Fotos: Christie's
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