Das Erste was mir beim Durchblättern des Lempertz-Katalogs der Auktion Art of Africa, the Pacific and the Americas am 2. September 2021 in Brüssel mit 218 Losen aufgefallen ist, sind die Namen von spannenden Provenienzen:
Nach 2020 bietet Lempertz zum zweiten Mal Masken der Dan und We aus der Sammlung des Schweizer Künstlers Charles Hug an. Die meisten von ihnen wurden bereits 1933 in Sankt Gallen und noch einmal 1997 im Rietberg Museum ausgestellt, Wie vor einem Jahr sind sie erneut sehr günstig taxiert. Mag sein dass nicht alle Meisterwerke sind, aber wo bekommt man altes, ausgestelltes Material der Dan für untere 4-stellige Beträge - wenn es dabei bleibt. Ich zumindest würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass beispielsweise die etwas lädierte Maske Los 6 und auch das Los 7 bei der unteren Taxe von 4.000 Euro gehandelt werden. Und ganz ehrlich: Leider schaffe ich es nicht zur Vorbesichtigung nach Brüssel, weil mir die Hug-Offerte schon sehr in der Nase liegt. Aber ich hätte sie halt vorher gerne gesehen.
Los 6
Wer kennt nicht die Fernsehreihe 1000 Meisterwerke (ursprünglich 100 Meisterwerke aus den großen Museen der Welt), in der in jeder Folge ein großes Museumwerk analysiert wurde? Mastermind der Reihe war die Kunsthistorikerin und WDR-Fernsehredakteurin Wibke von Bonin. Der Lempertz-Katalog belegt, dass Sie sich nicht nur für die sogenannte ‚Hochkultur‘ (als ob es eine niedrige Kultur geben würde) interessiert, sondern auch für die traditionelle Kunst aus Afrika, und hier ganz speziell für Ibejis: 15 Lose mit Zwillingsfiguren der Yoruba aus ihrer Sammlung ruft das Auktionshaus auf. Unter den Provenienzen findet sich ein kleines Who is Who der deutschsprachigen Händlerszene: Das Ehepaar Stoll, Rolf Miehler, Dierking und natürlich die Galerie Simonis, von der zwei herausragende Stücke stammen (Los 44 und 45).
Los 44
Bei über einem Dutzend Losen findet sich der Name Udo Horstmann als Provenienz. Von dem am Zuger See lebenden Sammler mit dem Auge für vollendete Formen wurden in der letzten Zeit erfolgreich Objekte vom Dorotheum versteigert. Beim Lempertz-Angebot ragt eine seltene Keule aus Melanesien (Los 182) heraus, deren Herkunft ein Geheimnis ist - ein Objekt für Eingeweihte. Leicht verständlicher sind ein alter Stab der Fang aus Kamerun (Los 76) oder vielfach publizierte und ausgestellte Masken der Eket (Los 66), Bamana (Los 18) und Bembe (Los 88).
Los 182
Nur einmal taucht im Katalog der Name eines berüchtigten Galeristen auf: Everett Rassiga, und zwar bei einer außergewöhnlichen Figur aus Papua Neuguinea. Rassiga verkaufte zwar auch Authentisches, aber er fälschte Objekte, unternahm mit seinem Flugzeug illegale Kurierflüge, um Präkolumbianische Objekte zu schmuggeln und war wohl auch am dem Verkauf von Werken aus DDR-Museen beteiligt. Ein Spielfilm über ihn würde sich sicherlich lohnen, ob er als Gentleman-Schurke oder als geldgieriger Gangster dargestellt wird, sollen Zeitzeugen (und der Produzent) entscheiden.
Los 136
Was ist mir außerhalb dieser Provenienznamen aufgefallen? Spannende Objekte aus Ozeanien wie die Lose 129, 134, 137 und 143, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich wirklich alle bei mir im Hause haben möchte, da manche selbst mir zu schräg sind. Und für die über 3,50 m große Krokodil-Skulptur aus dem Korewori fehlen mir Geld und Platz
Aus Afrika eine ausdrucksstarke Janus-Maske der Ibo, (Los 56). Dass ihre untere Taxe nur bei 3.000 Euro liegt, zeigt, dass Werke der Ibo immer noch Probleme auf dem Markt haben. Und eine wunderschöne Maske der Yaure aus der Sammlung Schneckenburger (33) für 10.000 Euro, bei der ich mich gerne auf die Suche nach Gebrauchsspuren machen würde.
Das schönste Objekt ist m. E. eine männliche Figur der Nias. Ihr Schätzpreis von 20.000 Euro ist, wenn ich mich recht entsinne, auch ungefähr der Preis, für den sie 2011 bei Zemanek verkauft wurde.
Los 208
Fotos: Lempertz
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