Da mir im Moment beruflich (zum Glück) die Zeit fehlt, mich intensiv mit der Tribal Art zu befassen, es andererseits aber recht viele Auktionen im Dezember gibt, ein schneller Überblick mit oberflächlichen Gedanken:
Sotheby's
Nachdem es um Sotheby’s bzgl. der Kunst aus Afrika und Ozeanien in den letzten Monaten etwas ruhig geworden ist, versuchen sie nun mit 3 Auktionen das Ruder rumzureißen.
In der Auktion der Sammlung von Jean-Claude Bellier, die nicht nur auf Tribal Art beschränkt ist, finden sich für relativ geringe Taxen einige hübsche Kleinode – darunter Löffel - z.B. der Inuit, von den Philippinen, aus Afrika oder Indonesien. Da man online schon sehr niedrig einsteigen kann, gibt es reges Bietinteresse. Masterpieces habe ich auf den ersten Blick nicht gesehen, es ist aber das eine oder andere wirklich sehr schöne Weihnachtsgeschenk dabei.
Die für Sothebys’s aber wohl wichtigeren Auktionen finden am 30.12.2021 als Präsensauktion in Paris statt.
Da ist zum einen La Polynésie Découverte: Collection Charles-Edouard Duflon.
Angeboten werden Objekte aus Neuseeland, Hawaii oder Fiji – bei denn ich aber raus bin: Zum einen weil die wohl guten Sachen deutlich über meinem Budget liegen. Zum anderen, weil beispielswiese der Stab aus Hawaii nur etwas für Spezialisten ist: Stammt er aus der Zeit, als solche Objekte noch für die indigene Verwendung hergestellt wurde, oder ist er eine Arbeit von Ende des 19. Jhd., angefertigt bereits zum Verkauf? Kein Plan.
Nichts falsch macht man wohl mit den Stelzentritten von den Marquesas.
Nach der Polynesien-Sammlung präsentiert Sotheby's am 30.12. seine Winterauktion Arts of Africa, Oceania and the Americas, die ebenfalls Objekte aus der Sammlung Duflon beinhaltet. Was ist mir aufgefallen:
- Die kraftvolle Statue vom Sepik, ehemals Museum Sankt Augustin, das ja in der Vergangenheit zum Teil exquisites altes Material gegen Makonde-Bäume und Ähnliches eingetauscht hatte.
- Die seltene Figur von der Insel Tobi, die wohl in den 1920ern in situ erworben wurde.
- Eine grimmig oder stolz schauende Maske der Baule, für die man ab 95.000 Euro bieten kann. Sie kommt im Online-Katalog mit einem großen Aufsatz aber nur wenig Provenienzangaben.
- Eine Maternité der Bamileke, die gut ist und aus der Sammlung Muhlack stammt. Allerdings ist das Startgebot von 8.500 Euro kein Schnäppchen.
- Genauso gut gefällt mir eine Maske der Bangwa mit realistischen Zügen, wo ich aber gerne wissen würde, wie alt sie wirklich ist. Einstiegspreis ist allerdings 35.000 Euro.
- Im Besitz von Bernd Muhlack war ebenfalls eine außergewöhnliche Songe, auf die man ab 130.000 Euro hoffen darf.
- Stolz ist Sotheby’s auf den Webrollenhalter der Senufo, bei dem mich die schräge Montierung stört.
Fazit zu den Sotheby’s-Auktionen: Schöne Stücke auch im günstigeren Bereich, insgesamt fehlt es mir aber an Weltklasseangeboten, um Christie’s den derzeitigen Rang als Nummer 1 im Tribal Art Auktionsmarkt streitig machen zu können.
Christie’s Arts d'Afrique, d'Océanie et des Amériques
Am 2.12.2021, also 2 Tage später als Sotheby’s, veranstaltet Christie’s seine nächste Tribal Art Auktion. Inwieweit das Haus seinen Kokurrenten eine lange Nase drehen kann, hängt stark davon ab, ob der (oder die?) großartige, bereits 1908 gesammelte Uli aus Neuirland für einen 7-stelligen Betrag zuschlagen wird – wovon ich stark ausgehe. 2014 hatte er bei Sotheby’s 1,6 Millionen Euro gebracht.
Allerdings: Christie’s hat bei dieser Auktion noch viel mehr zu bieten als den Uli. So würde ich das Szepter der Chokwe, das bereits 1905 in Lissabon nachweisbar ist, als Geschenk nicht ablehnen. Die Taxe liegt bei 180.000 bis 250.000 Euro.
Günstiger ist die außergewöhnliche langgestreckte Gelede der Yoruba oder die Yup’ik Maske aus Alaska oder…
Native, 11.12.2021
Native gehört ja zu meinen Lieblingsauktionshäusern, weil es in jeder Auktion spannende Objekte gibt und der Auftritt (z.B. die Objektfotos auf der Website) einfach Lust auf das Angebot macht.
In der neuen Auktion, in der wieder Tribal Art mit Moderne Kunst und Möbel aus dem 20. Jhd. kombiniert werden, fallen als erstes Objekte aus Sibirien auf, schamanistische Objekte und Werke der Nanai aus Holz. Ich mag diese Ästhetik sehr und bin froh, dass sie nun öfters auf den Markt kommt – bisher hatte die Galerie Tischenko fast eine Art Alleinstellungsmerkmal, nur manchmal durchbrochen durch andere Galeristen wie Doustar. Die Preise der beiden Holzobjekte sind hoch – was typisch für diese seltene Kunst ist. Für Fans.
Die Lose aus Afrika haben ein gutes Aufrufpreis-Leistungsverhältnis, wobei ich neben einer Schädelaufsatzmaske der Ekoi vor allem eine expressive Helmmaske der Makonde und eine große Lobi spannend finde.
Aus Ozeanien gefällt mir ein Korwar. Sein Preis ist aber kein Schnäppchen, sondern liegt im Rahmen des Okay.
Toplos ist ein in den 1930er Jahren gesammelte schöne Figur der Yombe, die auf 40.000 Euro taxiert ist.
Wer noch nicht genügend Bücher hat, der kann bis zum 7. Dezember bei Drouot zuschlagen:
Und dann gibt es noch Skinner, Woolley and Wallis, Gorny & Mosch etc., aber da werde ich zu einem späteren Zeitpunkt darauf eingehen. To be continued…