Der Parcours des Mondes 2022 hat wirklich Spaß gemacht. Zum einen war er zumindest an den ersten beiden Tagen, als ich dort war, gut besucht. Es gab endlich auch wieder Sammler aus Übersee, aus den USA und Australien. Ein riesiger Unterschied im Vergleich zum Trauerspiel auf der Bruneaf vor wenigen Monaten.
Zum anderen war das Angebot der Galerien interessant. Es gab zwar nur wenig Weltklasse im 6- oder 7-stelligen Bericht wie beispielsweise im letzten Jahr das Figuren-Trio aus Madagaskar bei de Grunne. Dafür konnte man aber insbesondere in den monothematischen Ausstellungen auf spannende Entdeckungsreisen gehen.
Dabei kann ich mich nicht entscheiden, ob ich die Affen-Figuren den Baule bei Lucas Ratton oder die Fragments of time bei Adrian Schlag besser finden soll. Ratton hat richtig viele dieser Skulpturen zusammengetragen, bei denen immer wieder überraschende Details zu sehen waren. Beispielsweise überkreuzte Beine oder die Figur mit dem Armen nach oben, die fast aussah, als würde sie den Himmel um Beistand anflehen.
Schlag präsentierte Skulpturen, bei denen die Zeit Wunden hinterlassen hatte, beispielsweise seit langem ein Arm fehlte und die „durch den fragmentarischen Charakter einen zusätzlichen Reiz besitzen“ (Schlag). Dass er mit seinem überzeugenden Konzept auch finanziell landen konnte, bewies allein schon die Tatsache, dass eine nur noch aus einer Hälfte bestehende Mahongwe bereits am ersten Tag verkauft wurde.
Neben diesen beiden gab es weitere überzeugende monothematische Ausstellungen. Bei Doustar hätte ich am liebsten das eine oder andere Objekt der Proto-Dajak mit der manchmal fast an Ostafrika erinnernden Ästhetik mitgenommen. Jo de Buck stellte kraftvolle Werke der Kuba aus seiner Privatsammlung vor, die teilweise abwichen von gefälliger Mainstream-Ästhetik. Lecomte rückte einen Maskentyp in den Fokus, der zwar beliebt, aber dennoch auf dem Markt etwas stiefmütterlich behandelt wird, z.B. bzgl. der Preise: Helmmasken der Sowei Mende, die ja von Frauen getragen werden. Hier waren am 2. Tag auch schon einige rote Verkaufspunkte angebracht.
Sehr gut waren wie immer Michael Hamson, der ozeanische Kunst aus 3 Sammlungen zeigte, und die Lake Sentani-Ausstellung von Voyageurs et Curieux.
Von den Galerien ohne Spezialthema ist mir ob der Qualität vor allem Hourdé und Ferrandin hängen geblieben, daneben aber auch Flak, Fröhlich, Entwistle und Pascassio Manfredi, bei dem ich leider nicht fotografieren durfte. Sein altes Indonesien im Keller war zum Niederknien. Als singuläres Objekt hat mich der von Schamanen verwendete Kuh-Alien bei Bovis stark beeindruckt. Bei Schoffel und Montagut war ich dieses Mal nur kurz, ich habe sie in diesem Jahr einfach schon zu oft auf Messen gesehen. Dies sagt natürlich nichts über die angebotene Qualität aus.
Abseits der klassischen ‚Tribal Art‘ war ich sehr gerne bei Tischenko mit seinen Werken aus Sibirien und der auf altes Ägypten spezialisierten Antonia Eberwein. Dieser Kunst gehört im Moment meine größte Neugierde.
Fotogalerie Parcours des Mondes 2022
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