Dr. Wolfgang Meyn, Kurator der Ausstellung 'Dialoge – Neo-Expressionistische Gemälde und Alt-Afrikanische Kunstwerke', hat about africa anlässlich der Besprechung des Kataloges zur Ausstellung diese Informationen geschickt:
Hauptanliegen unserer Ausstellung in Merzig-Hilbringen ist, auf die gemeinsame Grundprägung aller Menschen in Bezug auf ihr grundsätzlich gleiches Potential bei der Bildung von Kulturgütern (Konvergenz-Phänomene) hinzuweisen
Wir hoffen vermitteln zu können, dass der einzelne Künstler, Kulturen und Themen übergreifend, Kunstwerke schafft, wie etwa Neoexpressionistische Gemälde der Gegenwart und Plastiken wie Masken indigener Ethnien etwa aus Afrika miteinander harmonieren, da sie bei ihrer Entstehung jeweils mit gleichem Potential und Intension zur Erhaltung und Stützung ihrer jeweiligen Weltbilder durch ihre Schöpfer, ob Maler oder Holzbildhauer, entstanden sind. Ich hoffe, dass dieser Ansatz auch in einer Besprechung des Kataloges ‚Dialoge’ deutlich wird.
Die Exponate aus Afrika und Melanesien stammen nicht nur aus der Sammlung H.-J. Welsch, sondern wurden ergänzt mit Objekten aus Sammlungen von R. Klimmt, W. Meyn, J. Bakker, U. Kortmann und anderen.
Niemand hat irgendeinen Beitrag zu „Echt-Falsch-Diskussion“ liefern wollen.
Alle Objekte, die Herr Welsch von mir erworben hat, stammen ausnahmslos aus der Region jener Ethnien, in denen sie entstanden sind. Wurden einzelne aus einer europäischen Sammlung übernommen, so ist das im Katalog „Dialoge“ angegeben und unter Angabe der Provenienz beschrieben.
Zur Ergänzung möchte ich noch einmal verdeutlichen:
Die von Ihnen angesprochenen Fang-Objekte sind authentisch und wurden von mir in Afrika erworben, und zwar jedes einzelne von dem ehemaligen Besitzer oder einem Mittelsmann aus der Region oder aus dem Dorf, in welchem es aufgefunden oder sogar noch im Kult verwendet wurde.
Sie sind deshalb zweifelsfrei echt und authentisch.
Unter dieser Prämisse wurden Sie auch Herrn Welsch im Laufe der letzten Jahrzehnte je angeboten.
Es scheint mir auch erforderlich zu betonen, dass ich niemals als Händler aufgetreten bin oder kommerzielle Interessen vertreten habe.
Seit 1963 befasse ich mich mit Stammesobjekten aus Afrika. Seitdem besitze ich – folgerichtig - eine private Sammlung, aus der ich Einzelstücke abgegeben habe und auch noch werde, ohne sie zuvor jemals öffentlich gezeigt zu haben.
Durch zahlreiche Aufenthalte in Afrika habe ich deshalb seit Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts enge und stabile Kontakte zu Quellen, die mir authentische, gute alte Stücke vermitteln konnten und auch heute noch können. Es sind Personen einheimischer Familien vor allem aus Kamerun und Gabun, die bereits früher auch Objekte für die Sammlung Barbier-Mueller beschafft haben, verstärkt für Muellers Schwiegersohn Jean Paul Barbier, dem Gründer des Genfer Museums. Übrigens hat aus dieser Beziehung heraus eine aus meiner Münchener Studienzeit stammende Kollegin, Frau Maria Kecskési , mit der ich bis zu Ihrem Tod vor wenigen Jahren wissenschaftlich eng zusammenarbeitete, in Gemeinschaft mit Prof. László Vajda und Frau Hahner-Herzog über die Masken der Sammlung Barbier-Mueller eine eigene Arbeit verfasst.
Manche meiner Mittelsleute haben heute noch Verwandte in ihren Herkunftsdörfern, meist über ihre Frauen, die sie geheiratet haben, die aber manchmal auch noch dort im alten Familienverband leben.
So sind mir erst kürzlich zwei sehr interessante Kunstobjekte über die Vermittlung der Ehefrau eines Mittelsmannes in Aussicht gestellt worden, die ein Heiler der Fang für seine Sitzungen stets verwendet hat, wenn er Patienten behandelte. Seinen Angaben zufolge befinden sich diese Objekte bereits seit mehreren Heiler-Generationen, mindestens aber seit dem 19. Jahrhundert, im kultischen Gebrauch.
Der Heiler hat sie mir bereits angeboten, weil eine seiner Töchter jetzt heiratet, und er die große Hochzeit finanzieren muss.
Dr. Wolfgang Meyn
Ethnologe
Soest am 5. Juli 2023