Von der Ausstellung 'Dialoge – Neo-Expressionistische Gemälde und Alt-Afrikanische Kunstwerke', die seit dem 7. Juli 2023 im Museum Sammlung Zimmer in Merzig-Hilbringen zu sehen ist und noch bis Ende des Jahres geht, kannte ich bisher ja nur den Katalog. Auf meine nicht gerade überschwängliche Buchbesprechung hin hatte Wolfgang Meyn, der Kurator der Ausstellung, zusätzliche Informationen bzw. seine Intension zur Ausstellung geschickt.
Nun konnte ich das Privatmuseum von Martin Zimmer besuchen und fotografieren. Eines vorweg: Das Museum, das sich auf die 'Jungen Wilden' aus Berlin spezialisiert hat, gehört zum Besten was ich in Deutschland zu zeitgenössischer Malerei gesehen habe. Es werden insbesondere große Formate von Malern wie Rainer Fetting, Salome oder auch Bernd Zimmer (siehe in about africa zur Ausstellung Tikimania Fotos und ein Video und zu seinem Projekt Stoa169, und als Video) präsentiert. Ja, ich bin Fan dieser Neo-Expressionisten, und ich bin absolut begeistert. Die Präsentation / Hängung in den Räumen ist großartig und die Bilder mit ihrer Farbästhetik atemberaubend - darunter sind Schlüsselwerke dieser Kunstrichtung. Martin Zimmer hat die Werke über Jahrzehnte gesammelt. Spannend sind auch vor allem frühe Werke von A. R. Penck. Es muss toll sein in solcher Umgebung zu leben.
Und die Ausstellung Dialoge? Über die Authentizität der Werke möchte ich nichts sagen, dazu gibt es die Bilder. Was ich aber schade finde: Der Ausdruck ‚Dialoge‘ im Titel ist eher eine Behauptung, weniger eine Tatsache: Mir kam es zumeist so vor, als hätte man einfach sehr (zu?) viele afrikanische Werke präsentieren wollen und dabei vergessen, sie aktiv in einen Dialog mit der zeitgenössischen Malerei treten zu lassen. Die Anordnung erscheint sehr beliebig.
Natürlich gibt es Ausnahmen: Beispielsweise eine Figur aus Vanuatu (Foto 21 mit Bildern von A. R. Penck) oder eine Affenfigur der Baule (Foto 10), die recht einfach, aber halt überzeugend, mit Werken in einen direkten Dialog treten - hier durch Doppelung der Motive. Oder ähnliche Farben wie auf Foto 11 mit der Kuba-Maske. Dazu ist in einem der ersten Räume die Anzahl der Stücke dosiert und sie schauen die Gemälde an. Aber dies sind Einzelfälle, es bleibt für mich der Eindruck von einem eher beziehungslosen Nebeneinander und einem Zuviel an Afrika. Es fehlen beispielsweise Gegenüberstellungen, wie afrikanische und deutsche Künstler ähnliche oder auch unterschiedliche künstlerischen Lösungen für gleiche Inhalte fanden. Schade.
Aber andererseits: Man muss wirklich froh sein, wenn traditionelle afrikanische Kunst in einem positiven Kontext ausgestellt wird. Und man muss wohl auch die ausgestellten Sammler, vor allem Hans-Joachim Welsch, von dem die meisten Stücke stammen, verstehen: Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, seine Sammlung in solch tollem Ambiente zu zeigen.
Das Museum Sammlung Zimmer kann nach Absprache (es handelt sich um das Privathaus von Martin Zimmer) Sonntags und oft auch Werktags besucht werden.