Brüssel Ende Januar 2024: Civilisations, Native, Lempertz und BRAFA

Ende Januar kumulieren in Brüssel die Events für den Liebhaber der traditionellen Kunst aus Afrika und Ozeanien: Die Messe CIVILISATIONS, die Tribal-Art-Auktionen von Native und Lempertz und die Kunstmesse BRAFA mit 5 Hochkarätern dieser Kunst finden (fast) parallel statt.

Civilisations

In der Winter-Ausgabe der CIVILISATIONS Brussels Art fair 2024 vom 24. bis zum 28. Januar nehmen 24 Galerien (und eine Buchhandlung) teil. Gezeigt werden Tribal Art, Werke auch Asien und ‚Oriental art‘.

Ein Highlight sind die tollen Räumlichkeiten der Ancienne Nonciature, weil dort 5 erstklassige Galerien ausstellen werden. Darunter ist Adrian Schlag, der in den letzten Jahren den Parcours des Monde mit großartigen Ausstellungen gerockt hat. Pecci ist dabei, den man viel zu selten außerhalb von Brüssel sieht und der im Katalog mit einem außergewöhnlichen Senufo-Reiter überrascht. Dazu Castellano, Larroque, Vanuxem und die Ozeanien-Spezialisten von Voyageur & Curieux aus Paris. Ihr Känguru aus Australien war für mich eines der Höhepunkte des letzten Parcours.

Dieses Mal nicht in der Nonciature sondern in der Galerie Mestdagh stellt Bruce Frank aus, der im Katalog mit einer kraftvollen Figur vom Sepik aus dem 19. Jhd. überzeugt.

Aus Spanien ist David Serra angereist, der immer wieder mit großer klassicher Qualität begeistert. Vielversprechend sind auch Rolley mir einer Dan-Maske, die bzgl. Form und Patina so aussieht, wie man sie sich wünscht, Mestagh, die das Titelbild der Messe liefern, eine Maske aus Tapa aus Papua Neuguinea. Und natürlich Jo De Buck, der bei seinen letzten Auftritten in Paris großartige Qualitäten ausstellte. Er zeigt u.a. afrikanische Raffia-Arbeiten der Kuba.

Viel Erfolg kann man auch Petr Zubek wünschen, der ja das Wagnis aufgenommen hat, vor einiger Zeit in Düsseldorf mit einer eigenen Galerie zu starten. Sein Geschmack – kraftvolle Objekte, oft verkrustete oder verwitterte Patina… -, steht meinem sehr nahe.

Für die Kunst aus Asen wird meine Anlaufpunkt die Galerie Kitsune des Japan-Spezialisten Arie Vos sein, eine der Organisatoren der Messe. Kunst aus Sibirien zeigt Grusenmeyer-Woliner.

Ich kann der Messe nur richtig viel Erfolg wünschen: Die Stimmung unter den Galeristen und den Machern scheint sehr gut und geradezu freundschaftlich, und Brüssel benötigt solche Highlights, um seinen Ruf als Tribal Art-Hochburg zu verteidigen.

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Native

Geradezu umgehauen hat mich der Katalog der Auktion von Native am 30. Januar, die Vorbesichtigung geht vom 25. bis zum 29. Januar: So viele spannende Kunstwerke sind unter den über 90 ‚Tribal Art‘-Losen.

Mein Liebling – zumindest im Katalog – ist eine unglaublich kraftvolle weibliche Figur der Bangwa aus Kamerun. Die fast 1m große Schwangere mit ihrer verwitterten Oberfläche wird auf 30.000 Euro taxiert. Dies liegt wohl deutlich unter dem Preis, den einst Antonia Casanovas dafür abgerufen hat. Sie gehört zum eindrucksvollsten, was ich je aus Kamerun gesehen habe. Die Kunst aus Kamerun ist ja in der letzten Zeit relativ günstig zu erwerben, solch eine Qualität könnte aber eine Ausnahme sein.

Bangwa Native

Diese Skulptur ist geradezu typisch für die Auktion: ¼ der Werke hat Schätzpreise im 5-stelligen Bereich und: sie verdienen diese Preise! Damit wagt sich Native massiv in ein Preis-Niveau, das man v.a. von Sothebys’s und Christie’s kennt.

Das teuerste Werk ist für 130.000 Euro eine klassische Kamerun-Fang. Ihr unterer Schätzpreis ist nicht übertrieben, aber auch nicht günstig: Die Figur wurde 2009 von Sotheby’s für 140.000 Euro zugeschlagen, scheiterte aber im selben Haus 2014 bei 150.000 Euro.

Weitere wirklich coole Werke sind u.a. eine Steinfigur aus Sierra Leone für 20.000 Euro, Figuren der Baule u.a. aus der Sammlung Wengraf, eine Kota für 50.000 Euro und v.a. eine Nkisi, ex Didie Claes, auf die der Bieter ab 30.000 Euro hoffe darf. Klasse auch die Objekte aus der Sammlung Rafaeli.

Aber: Dese Native-Auktion besticht nicht nur durch die teuren Highlights, sondern es gibt auch im 4-stelligen Bereich spannende Entdeckungen für gute Aufrufpreise. Hier kann grundsätzlich jeder fündig werden. Chapeau!

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Lempertz

Mein Lieblingsstück in der Lempertz Auktion ist eine Korwar-Figur mit einem unteren Schätzpreis von 15.000 Euro, die in Corbeys Standardwerk über diese Kunst abgebildet ist und sich in der Sammlung des niederländischen Lehrers Henry Blekkink befand – ein Gütesiegel für diese Kunst.

Sie ist ein Musterbeispiel für die idealen Schätzpreise, die den Lempertz-Experten zumeist gelingen: Diese sind einerseits in der Regel so günstig, dass Biet-Interesse generiert wird. Andererseits aber hoch genug, dass nie der Eindruck entsteht, Arbeiten würden verramscht werden.

Ansonsten möchte ich mich zu dieser Auktion eher kurz halten: Demnächst wird in der ‚Kunst und Auktionen‘ ein ausführlicher Vorbericht erscheinen, den ich auf about africa stellen werde.

Die Auktion findet am 31. Januar statt, also ein Tag nach Native, die Vorbesichtigung ist vom 24. bis 30. Januar.

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BRAFA

Last but not least gibt es vom 28. Januar bis zum 4. Februar die international renommierte BRAFA Art Fair. Es sind 5 Galerien vertreten, die auf die klassische afrikanische und ozeanische Kunst spezialisiert sind – eine mehr als im letzten Jahr: Die Galerie Flak ist aus Paris angereist und möchte u.a. mit Katsinas, den Puppen der Hopi-Indianer überzeugen.

Wie jedes Jahr dabei ist Didier Claes, Vice-Chairman der Messe. Claes hatte sich in der letzten Zeit auf den großen Messen mit seinen Verkaufsausstellungen etwas zurückgehalten, umso gespannter bin ich auf seine diesjährige Performance.

Das fünfblättrige Tribal Art-Kleeblatt wird vervollständigt durch Serge Schoffel, Montagut und Dalton Somaré, die in der Regel immer Erstklassiges auf der BRAFA zeigen.

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Autor

  • Ingo Barlovic

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  • Quellen-Nennung: Brüssel Ende Januar 2024: Civilisations, Native, Lempertz und BRAFA; Ingo Barlovic; 2024; https://www.about-africa.de/auktion-messe-galerie-ausstellung/1605-bruessel-ende-januar-2024-civilisations-native-lempertz-und-brafa
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