Sonnenstrahlen über Paris - Beobachtungen zur Parcours des Mondes 2010
"...kannst du darauf hinweisen, dass es noch einen 2. Teil geben wird, der sich mit Events rund um die Parcours befasst, wie z.B. eine Preview bei Christie's und wir außerdem noch mit betroffenen Galerien in Paris abklären werden, welche Fotos wir auf die Website stellen dürfen. Bei Teil 2 und bei den Fotos wird dann Christian Trub der Erstautor sein." (Ingo Barlovic, Email, 17.10.2010 23:05) ==> Teil 2 - Das Begleitprogramm
Teil 1 - Die Parcours
Wer aus deutschem Dauerregen dieses Jahr zur Parcours des Mondes kam, der erlebte etwas Ungewohntes: Er konnte dort Sonne genießen, auch wenn es hie und da Regenschauer gab.
Dass die teilnehmenden Galeristen so zufrieden schienen – zufriedener als die in Brüssel auf der Bruneaf -, lag dagegen nicht nur am Wetter. Viele gaben an, dass die Parcours sehr gut laufen würde. Es gäbe viel ernsthaftes Interesse, und sie hätten auch gut verkauft – wofür viele rote Punkte Auskunft gaben. Dabei ist wie immer erstaunlich, wie schnell die roten Punkte an den Objekten sind! Quasi innerhalb der ersten 1-2 Minuten werden Spontankäufe im 5-6-stelligen Bereich flächendeckend getätigt, das Geld sitzt doch sehr locker …bzw. wurde durch eine Vorbesichtigung gelockert….
In den Blicken der Galeristen zeigte sich auch ehrliche Erleichterung. Glaubt man der Gerüchteküche oder vornehmer: „Szeneinsidern“, geht es vielen Pariser Galerien (und noch mehr denen aus Brüssel) nicht wirklich gut: Das Alltagsgeschäft außerhalb der Messen und Veranstaltungen scheint sehr schlecht zu laufen – wohl immer noch Nachwirkungen der Wirtschaftskrise.
Auf alle Fälle gab es viele entspannte, fachkundige und auch finanzkräftige Besucher, die die Cafés und Restaurants im Bezirk genauso frequentierten wie die Galerien.
Dabei zeigten sich auf der Parcours Trends, die sie deutlich von der Bruneaf unterschied (siehe Beobachtungen zur Bruneaf 2010, Früher haben sie auf die Schuhe geschaut, Ingo Barlovic, 2010):
Grundsätzlich schien das angebotene Niveau höher als auf der Bruneaf, bzw. genauer: Es gab im Gegensatz zur Bruneaf relativ wenige Stücke, die eher an den Geldbeutel des typischen deutschen Sammlers (bis 2.000,- Euro) und weniger an finanzkräftige Amerikaner denken ließen (siehe dazu aber auch den Artikel von Andreas Schlothauer, der etwas anderer Ansicht ist: Besuch der 9. Parcours des mondes, 2010 in Paris. L‘année prochaine á Paris..., Dr. Andreas Schlothauer, 2010).
Dementsprechend fehlte es an (noch) günstigen Sammelgebieten wie Figuren aus Ostafrika - abgesehen von einigen Spitzenstücken Und es gab auch keine preiswerten Stücke aus Vietnam zu sehen. Auf der Bruneaf war das anders.
Die Parcours des Mondes legte dagegen den Fokus eindeutig auf ihren Markenkern: Stücke aus den ehemaligen französischen und belgischen Kolonien (gefühlt hatte jede Galerie eine Kupferfleißarbeit der Kota im Angebot), ergänzt um Klassisches aus Ozeanien und Amerika. Dementsprechend bot zwar Rudolf Kratochwill zusammen mit der Galerie Cédric Le Dauphin Bemerkenswertes von den Philippinen, war damit aber eine Art Exot.
Bildquelle: quaibranly.fr/fr/programmation/expositions/a-l-affiche/dans-le-blanc-des-yeux.html
Neben den Klassikern gab es ein weiteres Land, dass in vielen Galerien mit Masken präsent waren, die stark an Ostafrika erinnern: Nepal. Ein Beleg, dass auch die Pariser Galeristen den Zeitgeist kennen. Vom 9. November bis 9. Januar 2011 gibt es im Musée du Quai Branly eine Ausstellung mit solchen Masken (Dans le blanc des yeux, Masques primitifs du Népal).
Der originelle Höhepunkt der Parcours war dieses Jahr die Ausstellung mit "Steckenpferden" in der Galerie Albert Loeb. Dutzende Pferde, angefertigt von einem Schnitzer für die Marionettenspiele der Bamana und Bozo (siehe unten Bilder 2,3). Schon am dritten Tag war über die Hälfte verkauft – überwiegend an einen Sammler.
Äußerst spannend war aber auch die Vielfalt an Bembe-Figuren in der Galerie von Alain Lecomte, der dazu zusammen mit Raoul Lehuard ein Buch verfasst hat (Babembe Sculpture, ISBN-13 978-8874395446).
Aber: Auch die deutschsprachigen Galeristen konnten gut mithalten: Vor allem Patrick Fröhlich aus Zürich und der jetzt in Duisburg angesiedelte Hermann Sommerhage boten nicht nur sehr gute Qualität, sondern fanden auch ihre Käufer. Expoca (aus München) und Vignold (aus Köln) lohnten ebenfalls den Besuch.
Bilder von Christian Trub
Bild 1
Parcours des mondes 2010
Figur Philippinen
Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz, Österreich
www.zimmermann-kratochwill.com
Bilder 2 und 3
Parcours des mondes 2010
"Steckenpferde" für Puppenspiel, Bamana oder Bozo, Mali
Galerie Albert Loeb, Paris, Frankreich
www.galerieloeb.com
Bild 4 und 5
Parcours des mondes 2010
Figur, Bongo, Sudan
Alain de Monbrison, Paris, Frankreich
www.monbrison.com
Bild 6
Parcours des mondes 2010
Figur, Pare, Tansania
Bedaux Art, Utrecht, Niederlande, Brüssel, Belgien
www.bedauxart.nl
"This wonderful Pare fetish figure (ca. 42 cm) originated from Mlalo, a small village in the Lushoto mountain district. This is the North Eastern part of Tanzania where there is a cluster of other tribes that share very similar sculptural characteristics. This includes the Mbugu, Samba and Zigua. The sculpture belonged to a witch doctor who used it in healing rituals and also in a way to foretell the future." (Dr. Jan Baptist Bedaux, Email, 29.11.2010 20:48)
Bild 7
Parcours des mondes 2010
Maske, Kumu, Kongo
Galerie Patrik Fröhlich, Zürich, Schweiz
www.tribalart.ch
Bild 8, 9 und 10
Parcours des mondes 2010
Figuren, Inuit, Kanada oder Grönland
Alain de Monbrison, Paris, Frankreich
www.monbrison.com
Bild 11
Parcours des mondes 2010
Kopf, Maori, Neuseeland
Nasser & Co. Tribal Art, New York, Vereinigte Staaten von Amerika
www.nassertribalart.com
Bild 12
Parcours des mondes 2010
Katchinapuppen, Hopi, USA
Galerie Flak, Paris, Frankreich
www.galerieflak.com
Bild 13
Parcours des mondes 2010
Schild, Hopi, USA
Gallery J. Visser, Brüssel, Belgien
www.tribal-art-visser.com