We’re splitting up!“ war die neueste Nachricht von der Bonhams Abteilung für zeitgenössische afrikanische Kunst im April 2015. Bonhams hat sich entschieden, zwei Auktionen im Bereich moderne/zeitgenössische Kunst statt einer im Jahr zu veranstalten. Warum? Gute Frage. Am Anfang vor sieben Jahren war das Interesse schleppend und Bonhams Director und Auktionär Giles Peppiatt überlegte sich ernsthaft, aufzugeben. Der Durchbruch kam aber, als 2012 in der Africa Now Auktion mit dem Verkauf des Kunstwerkes des ghanäischen Künstlers El Anatsui für £ 541.250 (inkl. Aufschlag) ein neuer Weltrekord erzielt wurde. Das beeindruckende große Kunstwerk wurde in Form eines metallischen Wandteppichs aus Kronkorken produziert, verflochten mit Kupferdrähten. Mit einer Größe von 350 x 500 cm erweckte es nicht nur das Interesse von afrikanischen, sondern auch von zeitgenössischen internationalen Kunstliebhabern.
Dieses Interesse spiegelte sich besonderes in London in den letzten paar Jahren wieder, als eine Handvoll hochwertiger moderner, afrikanischer Kunstgalerien die Türen öffneten. Zusätzlich machte sich das Londoner „The Auction Room“ mit einer reinen online Auktion einen Namen. 2013 fand die erste African Art Fair 1:54 in Somerset House, London statt, die inzwischen auch in New York zu finden ist. Die Art Fair von David Adjaye bietet eine Plattform für Galerien, Künstler, Kuratoren, Kunstzentren und Museen, die mit afrikanischer Kunst involviert sind, mit dem Ziel, ,neue und etablierte Künstler für ein internationales Publikum zu fördern'.
Zurück zur Bonhams „Africa Now - Modern Africa“ Auktion am 20. Mai 2015:
Die Idee war, moderne Kunst aus Afrika anzubieten, die nach dem 2. Weltkrieg erschaffen wurde: Unter anderem Kunst von Ben Enwonwu, Yusuf Grillo, Malangatana, Ablade Glover, Amon Kotei, Koade Oshinowo, Susanne Wenger und Uzu Egonu. Präsentiert wurde sie in einem neu renovierten Auktionssaal, von dem Bonhams behauptet, er sei der modernste und schönste Auktionsaal der Welt. Mit dunklen Wänden, einer „state of the art“ Lichtanlage und einem riesigen Bildschirm hinter dem Auktionator ist er auf jeden Fall beeindruckend.
Während der Auktion waren 50 bis 60 Leute im Saal - nicht schlecht für einen Mittwochnachmittag. Nach einen langsamen Anfang, überraschenderweise wurden die erste drei Lose von insgesamt 21 Kunstwerken von Ben Enwonwu nicht bzw. erst im Nachverkauf verkauft, beschleunigte sich die Auktion. Es dauerte aber bis Los 19, bevor das Publikum sich ein bisschen aufregen konnte, als eine Bronze Skulptur von wem sonst als Ben Enwonwu für £ 74.500,- (mit Aufgeld) verkauft wurde. Da der Mindestpreis £ 60.000,- war, hielt sich die Aufregung aber in Grenzen. Das nächste Los war ebenfalls eine Bronze Skulptur von Enwonwu und brachte £ 56.250,-. Inzwischen waren alle drei Bilder von der Österreicherin Susanne Wenger „not sold“. Obwohl nicht in Afrika geboren, hat Wenger auch unter Afrikanern ein Art Kultstatus, da sie für 50 Jahre in Nigeria wohnte und eine Yoruba Priesterin war. Dafür wurden die Lots 27-29, Werke von Yusuf Grillo aus Nigeria, für insgesamt ca. £ 140.000,- verkauft. Dies ist ein Beweis, dass Grillo bei den 'Altmeistern' gut mit Enwonwu mithalten kann.
Die meisten angebotenen Künstler kamen aus Nigeria. Dies ist nicht ohne Grund, hat sich doch in den letzten Jahren in London eine gut gebildete nigerianische Mittelschicht entwickelt, die bereit ist, in Kunst zu investieren. Bonhams Auswahl reflektiert diese Entwicklung. Als Kontrast dazu gibt es von Bonhams eine Kunstauktion, bei der ausschließlich Kunst aus Südafrika angeboten wird. Als Werbung für die nächste Südafrika-Auktion, die am 9. September 2015 in London stattfinden wird, hing eine ziemlich kleine Irma Stern Malerei an der Wand. Leute mit dem nötigen Kleingeld werden sicherlich kein Problem haben, bei einem Preis von £ 700.000,- mitzubieten...
Zurück zur Auktion und Los 41: Die wunderschön fließenden „African Dances“ von Ben Enwonwu brachten £ 68.500,- ein. Star des Tages war aber wie so oft in die letzten Jahren der in Ghana geborene El Anatsui. Zwei Paneele wurden angeboten, Lot 64 und 65, deren Mindestpreise von £ 20.000,- und gar nur £ 15.000,- deutlich überboten wurden: Sie fanden für jeweils £ 62.500,- eine Käufer.
Insgesamt gab es 91 Lose , wovon 58 verkauft wurden, also 64%. „Not a bad days work“ für Bonhams. Immerhin ergab sich ein Gesamterlös von £ 844.125,- (ca. 1.2 Millionen Euro). Ich würde sagen, es war eine solide, aber keine spektakuläre Auktion, mit der Bonhams aber wohl zufrieden sein wird.
Die nächste Auktion findet am 15. Oktober 2015 unter dem Titel „Contemporary Art“ statt. Laut Bonhams wird aktuelle, authentische, zeitgenössische Kunst angeboten, darunter Werke u.a. von El Anatsui, Ousmane Sow, Malice Sebide, Cheri Samba, Bruly Bouabre, Jane Alexander, Nicholas Hlobo und Edson Chagas. Damit lässt sich konstatieren, dass vor allem in London die Popularität der modernen und zeitgennösischen afrikanischen Kunst steigt. Zusätzlich erleben wir auch in einigen afrikanischen Ländern wie z.B. Nigeria, Südafrika, Senegal, Kenia und Tansania wachsende Verkaufsergebnisse. Dazu wächst das Interesse im mittleren Osten, in Japan und China. Und wie ist dies in Deutschland? Na ja, hier herrscht Zurückhaltung. Aber das gehört in einen anderen Artikel.
Die angebotenen Werke mit den Verkaufsergebnissen finden Sie hier.
Fotogalerie Bonhams 2015 Makin
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Lot 64 El Anatsui_Two Hands and Two Feet Courtesy of Bonhams, London