Die Brüsseler Kunst- und Antiquitätenmesse BRAFA entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen Hot Spot für Tribal Art.
Unter den insgesamt 137 teilnehmenden Galerien der vom 23. bis 31. Januar stattfindenden BRAFA 2016 befinden sich 9 mit dem Schwerpunkt auf die art premier: Didier Claes, Pierre Dartevelle, Bernard Dulon, Yann Ferrandin, Jacques Germain, Galerie Monbrison, Serge Schoffel, Schoffel de Fabry und erstmals in diesem Jahr ein Deutscher: Dierk Dierking, dessen Galerie in Zürich angesiedelt ist und neben außereuropäischer Kunst europäische Moderne anbietet.
Zusätzlich spielt die Stammeskunst an anderen Ständen eine wichtige Rolle: Etwa in den Wunderkammern von Finch & Co. und der Porfirius Kunstkammer (der wie bereits im letzten Jahr u.a. recht viele Kleinfiguren der Lobi zeigt) oder bei Grusenmeyer.
Bei der Vielfalt an ausgestellten Stücken von hoher Qualität fällt es schwer, Highlights zu nennen. Mein Favorit ist ein auf das 16./17. Jahrhundert datiertes, beeindruckendes Figurenpaar der Jukin aus Nigeria, das Bernard Doulon präsentierte.
Die außergewöhnlich frühe Datierung wurde vom Standpersonal einerseits aufgrund des Stils begründet - was natürlich die Frage aufkommen lässt, wie viele vergleichbare Stücke aus der gleichen Zeit existieren, die einen solchen Stilvergleich zulassen. Andererseits durch eine C-14-Messung. Sie ermöglicht für vor ca. 1650 abgestorbenes Holz tatsächlich eine recht exakte Altersbestimmung.
Beeindruckend ist auch der Preis in Höhe von einer Million Euro.
Figur der Jukun, Nigeria. H: 98 cm. Foto: Dulon
Figur der Jukun, Nigeria. H: 111 cm. Foto: Dulon
Eine im Vergleich zu den letzten beiden Jahren wesentlich 'kommerziellere' Strategie fährt dieses Jahr Serge Schoffel. Schoffel hatte es den Besuchern nicht leicht gemacht: 2014 zeigte er spannende Voodoo-Stücke v.a. aus Benin. Diese sind aber durch ihr eher krudes Aussehen und den magischen Beopferungen, deren Bestandteil häufig Blut ist, an denjenigen Interessenten unter dem Brüsseler Kunstpublikum, die noch eine geschmackvolle Ergänzung für ihre Einrichtung gesucht haben, etwas vorbei gegangen. 2015 lag der Schwerpunkt seines BRAFA-Auftritts auf Werken des Bildhauers Joseph Henrion, die auch eine eher kleine Käufernische bedienen und wohl nicht sehr viele Verkaufspunkte hinterlassen haben.
In diesem Jahr präsentiert Serge Schoffel dagegen echte Vielfalt für einen breiten Käuferkreis: Objekte, anhand derer sich sieben konkrete Themen der alten Kunst aus Afrika, Ozeanien und Amerika erforschen lassen. Dabei bleibt er sich durchaus treu, indem er einen aufwändigen Katalog und eine hinter der Ausstellung liegende Story präsentiert.
Eines seiner spannendsten Stücke, eine Elefantenmaske der Grebo, datiert auf das 19. Jahrhundert und gesammelt von Michael Oliver, wurde aber schon am ersten Preview-Tag verkauft und früh den Blicken der Besucher entzogen.
Maske der Grebo, Liberia. H: 36 cm. Foto: Schoffel
Von den anderen Austellern fielen mir vor allem zwei auf, die es ermöglichten, gute Bekannte wieder zu sehen: Pierre Darteville und Karim Grusenmeyer.
Darteville bietet für einen unteren 6-stelligen Preis eine große Gedenkfigur der Bangwa aus Kamerun an, die bei der Zemanek-Auktion am 31.10.2015 zugeschlagen wurde.
Figur der Bangwa, Kamerun. H: 99 cm. Foto: Zemanek-Münster; Thomas Lother, Volker Thomas, Nürnberg
Grusenmeyer zeigt ein außergewöhnliches Figurenpaar der Luba, das der Galerist Adrian Schlag Januar 2015 bei einer Auktion von Native erstanden und auf der letzten Parcours des Mondes in Paris verkauft hat. Auf dem Weg von Native zu Grusenmeyer hat sich sein Preis verzehnfach, was sich auch durch die Qualität der beiden Figuren begründen lässt.
Paar der Luba, Kongo. H: 40, 35 cm Foto: Native
Interesant ist dennoch, wie schnell hochwertige Obejekte nach ihrem Verkauf auf Auktionen wieder im Handel landen - Darteville und Grusenmeyer sind eher die Regel als die Ausnahme. Fehlt es an gutem neuen Material oder kann man es sich aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten, Stücke nach dem Kauf für eine längere Zeit im Depot zu lagern?
Und Dierk Dierking? Er teilt sich einen Stand mit Frank Landau und Thomas Salis, platziert aber seine Objekte, darunter eine große Aufsatzmaske der Yoruba, im hinteren, von vorne nicht einsehbaren Teil. Man muss schon aktiv danach suchen, was wohl nicht jeder Besucher im Angesicht der großen Anzahl an attraktiven Ständen tun wird. Aber vielleicht geht es manchen Galerien auch mehr um den unzweifelhaft vorhandenen Imagegewinn durch die Teilnahme an der BRAFA und etwas weniger um das direkte Verkaufen?
avenue du port 86 c havenlaan
b-1000 brussels
Samstag, 23. - Sonntag, 31. Januar 2016
Öffnungszeiten
Täglich von 11:00 - 19:00 Uhr
Am Donnerstag, 28. Januar 2016 Abends bis 22:00 Uhr
Nachtrag:
David Norden hat auf Facebook 88/!) Bilder der BRAFA gepostet: https://www.facebook.com/