Die am 27. Februar 2016 durchgeführte 82. Tribal Art Auktion des Auktionshauses Zemanek-Münster in Würzburg war mit über 60 Besuchern, es gab kaum noch Sitzplätze, eine Art großes Klassentreffen der deutschen Tribal Art-Szene.
Ein wichtiger Grund: Die Versteigerung der Sammlung Rielau. Es handelt sich dabei um Objekte mit nachvollziehbarer Provenienz von guter Qualität zu bezahlbaren Preisen - zumeist im dreistelligen Euro-Bereich -, zum größten Teil veröffentlich in Rielaus Buch 'Afrikanische Miniaturen'.
Dazu kennen Hans Rielau, der aufgrund einer Erkältung nicht anwesend war, viele der Teilnehmer persönlich, u.a. durch seine Mitgliedschaft in der Vereinigung der Freunde Afrikanischer Kultur.
Unter diesen Vorzeichen war es nachvollziehbar, dass bereits am Auktionstag 50% der Rielau-Stücke zugeschlagen wurden. Sehr gut liefen v.a. Zwillingsfiguren der Yoruba und Masken der Lega.
Die höchsten Zuschläge der Rielau Sammlung waren für
- 8.500 Euro (ohne Aufpreis) eine kleine Maske lukwakongo der Lega (Lot 185), die an einen süddeutschen Lega-Sammler ging (sie war mit 2.500 - 3.000 Euro taxiert),
Lot 185, Lega, H: 14 cm
- 4.500 Euro ein Zwillingsfigurenpaar der Yoruba, das Rielau in der Galerie Schwarz-Weiß (Gert Stoll) erworben hatte (Lot 145)
Lot 145, Yoruba, H: 27,5 cm
- 3.300 Euro eine bereits 1975 im Schädler-Buch 'Afrikanische Kunst in deutschen Privatsammlungen' publizierte Figur der Sherbro aus Sierra Leone (Lot 109).
Lot 109, Sherbro, H: 13,5 cm
Da einerseits die insgesamt 140 Rielau-Stücke recht günstig - und wohl auch realistisch - taxiert wurden, es anderseits der übrigen Auktion etwas an Highlights fehlte (vor allem im Vergleich zu der letzten Zemanek-Versteigerung), ist das bisherige Gesamtergebnis gut, aber nicht strahlend: Insgesamt wurden ca. 40% der über 550 angebotenen Lots für einen Erlös von annähernd 390.000 Euro (ohne Aufpreis) verkauft. Zum Vergleich: Diese Summe liegt in etwas gleichauf mit der der letzten Native Auktion und deutlich über der von Lempertz, die beide in Brüssel im Januar dieses Jahres stattfanden. Sie ist aber beträchtlich unter dem Ergebnis der letzten Zemanek-Auktion, als Objekte für insgesamt 619.000 Euro zugeschlagen wurden. Es ist aber davon auszugehen, dass noch einiges im Nachverkauf gehen wird.
(Bisher) teuerstes verkauftes Objekt war mit 22.000 Euro (netto) das auf dem Katalog-Cover abgebildete große Fragment einer malagan-Maske aus New Irland (Lot 70). Ihr Zuschlagspreis lag 2.000 Euro höher als der für die auf sie folgende stehende männliche malagan-Figur (Lot 71).
Lot 70, New Irland, H: 118 cm
Die verkaufte Kunst aus Afrika wurde angeführt von einer untypischen, nicht sehr gefälligen Maternité der Baule (12.000 Euro) (Lot 309), gefolgt von einem äußerst schönen Löffel der Zulu (10.000 Euro) (Lot 557).
Lot 309, Baule, H:61,5 cm
Lot 557, Zulu, H: 54 cm
Zu den Spitzenreitern gehörte schließlich mit 12.000 Euro ein eindrucksvoller Bulul von den Philippinen (Lot 5).
Lot 5, Ifugao, H: 58 cm
Insgesamt fiel auf, dass sich - nicht zum ersten Mal - Werke aus Ostafrika, Nepal und der Dogon eher schwer taten.
Zu den Ergebnissen hier.