Bericht zum MAS, dem Museum Am Strom, in Antwerpen

In dem 2011 eröffneten MAS, dem Museum Aan de Stroom in Antwerpen, wurden die Sammlungen mehrerer Museen (die danach geschlossen wurden) zusammengelegt:  Das "Etnografisch Museum“, des „Nationaal Scheepvaartmuseum“, das „Volkskundemuseums“ sowie Teile der Sammlungen des „Museum Vleeshuis“.

Es ist ein imposanter, 60 Meter hoher Bau, der 10 thematisch gegliederte Stockwerke umfasst. Jede Etage bietet zusätzlich Panoramaausblicke in die Stadt, wobei versucht wurde, dass der Ausblick zu dem jeweiligen Thema in Bezug steht. Beispielsweise sind außereuropäische Werke auf der Etage, auf der der Hafen zu sehen ist. Wier auch überhaupt in jedem Ausstellungsbereich versucht wurde, Verbindungen zu Antwerpen herzustellen. Zusätzlich gibt es ein Rundum-Panorama auf dem Dach.

Als äußerst öffentlichkeitswirksam hat sich erwiesen, dass man das Museum ohne seine Ausstellungen gratis besuchen und damit überwältigende Blicke auf Antwerpen erhaschen kann. Durch diese Maßnahme ist das Museum in das öffentliche Leben integriert, was eine Besucherzahl von über 600.000 pro Jahr eindrucksvoll belegt. Ca. die Hälfte dieser Besucher nutzt dann aber auch die Gelegenheit, um sich für 10 Euro die Ausstellungen anzuschauen.

Von den verschiedenen Etagen sind für den an Tribal Art Interessierten vor allem drei lohnend.

Die 4. Etage (Abb. 3-21) befasst sich mit dem Thema Macht und bietet neben Exponaten aus Japan auch vieles aus Afrika und Ozeanien. Zu den Höhepunkten gehören für mich eine Figur der Hemba (Abb. 15), eine Songe (Abb. 7) und eine Kraftfigur aus dem Kongo in Form eines Hundes (Abb. 10).

Eindrucksvoll auch die Macht-Demonstrationen aus Japan: Eine hierarchisch angeordnetes Puppenensemble (Abb. 4) und für Jungs: eine Samurai-Szene (Abb.5), beides Lehrstücke, um Kinder früh 'in line' zu bekommen.

Die 7. Etage (Abb. 22-45), die durch eine dunklen Gang zu betreten ist, handelt von Leben und Tod. über Götter und Menschen. Zu den Objekten gehören großartige Skulpturen der Senufo (Abb. 25-27), zwei der wenigen nachweislich authentischen Figuren der Mbole (Abb. 29, 30) und 2 malanggan-Figuren mit europäischen Kopfbedeckungen (Abb. 32-34).

Mein Lieblingswerk auf diesem Stockwerk stammt allerdings aus Japan: Papierarbeiten aus dem 17. Jahrhundert, die den Lebenszyklus einer schönen Prinzessin aufzeigen, beginnend mit einem Bild, das sie in ihrer ganzen Attraktivität zeigt, bis hin zu den sterblichen Überresten und dem Grab. Eine Mahnung an den Klosterschüler, dass man menschliche Schönheit nicht zu ernst nehmen darf, weil auch sie vergeht.

Das Thema Leben und Tod findet seine Fortsetzung auf der 8. Etage, mit dem Fokus Über- und Unterwelt. Zu sehen sind die große Sammlung präkolumbianischer Werke von Paul und Dora Janssen-Arts, thematisiert wird aber auch Schamanismus, z.B. durch Werke vom Amazonas (Abb. 46) und aus Sibirien (Abb. 47).

Angeordnet sind die Werke in kleine runde Pavillons, die das Präsentieren (und auch das Fotografieren) nicht ganz leicht machen und auch ein wenig Platz verschenken. Hier haben sich wohl die Innenarchitekten gegen die Kuratoren durchgesetzt, die wohl gerne noch mehr Stücke gezeigt hätten. Das MAS ist aber auch so in hohem Maße sehenswert.

PS
Da ich das Museum mit einem Zehenbruch humpelnd besucht habe, konnte ich nur Fotos mit meinem Handy machen. Sorry also für die schlechte Bildqualität. Wer die Stücke in einer besseren Qualität anschauen möchte, kann dies auf https://dams.antwerpen.be/ tun. Dort sind alle 500.000 Objekte des Museum online gestellt! Das MAS gehört zu den wenigen Museen, deren Bestand vollständig digitalisiert wurden.

Fotogalerie MAS 2016

Durch Klick auf ein Vorschaubild öffnet sich das Vollbild.

Vielen Dank an Chris De Lauwer, Konservatorin der Asiensammlung, Kuratorin „Leben und Tod. Über Menschen und Götter”, die mich durch das Museum geführt hat.

 

Autor

  • Ingo Barlovic

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  • Quellen-Nennung: Bericht zum MAS, dem Museum Am Strom, in Antwerpen; Ingo Barlovic; 2016; https://www.about-africa.de/auktion-messe-galerie-ausstellung/693-bericht-zum-mas-dem-museum-am-strom-in-antwerpen
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