Die Ausstellung Boxing Cuba. Hommage an einen Sport findet vom 13. Mai bis zum 11. September 2016 im Museum Fünf Kontinente statt. Sie zeigt Bilder der in München arbeitenden Fotografin Katharina Alt, die Ende 2015 für ein im Hiermer-Verlag erschienenes Buch die kubanische Boxszene ablichtete, sowohl die Teilnehmer der Olympischen Spiele 2016, als auch Boxlegenden.
Kubanische Boxer sind seit Jahren führend im Amateursport - professionelles Boxen ist auf Kuba nicht erlaubt -, man denke nur an den legendären, 2012 verstorbenen Teófilo Stevenson, der das Amateur-Schwergewichtsboxen in den 70ern Jahren beherrschte und bei Olympischen Spielen 3 Goldmedaillen hintereinander gewann, oder auch an Felix Savon.
Boxen war und ist dabei die Möglichkeit für junge Männer, der Perspektivlosigkeit des Alltags zu entkommen. Eine ganz ähnliche Rolle spielt/spielte diese Sportart ja auch bei Afro-Amerikanern in den USA. Dabei scheint es recht viele ehemals erfolgreiche Boxer zu geben, die beispielsweise als Trainer oftmals ehrenamtlich ihr Wissen an den Nachwuchs weitergeben - darunter auch der zweifache Olympiasieger Héctor Vinent Charón, der bei der Pressekonferenz im Museum am 10. Mai 2016 anwesend war. Eine hoch zu schätzende Jugendarbeit.
Héctor Vinent Charón, Sieger der Jugendweltmeisterschaften 1991 und 1992, Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften 1993 in Tampere und 1995 in Berlin, Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta © Katharina Alt
Die Ausstellung in München bietet in ihrem Zentrum einen Hingucker: Ein originaler, vom Münchner Boxclub boxwerk zur Verfügung gestellter Boxring aus dem Jahr 1965, der Boden aus stabilen Holzbrettern.
An den Wänden befinden sich die Fotografien von Katharina Alt. Sie arbeitet bei ihren Porträts der jungen Boxer, die in der Altstadt von Havanna stehen, so sorgfältig mit Licht, dass diese fast leuchten, dabei aber (kaum) Schatten auf ihr zum Teil etwas in der Unschärfe verschwindendes pittoreskes Umfeld hinterlassen. Dadurch wirken sie von ihrer Umgebung isoliert, ja manchmal erscheint es, die Fotos wären eine Fotomontage, die Boxer mittels Bildbearbeitung in das Straßenbild montiert. Diesen 'künstlichen' Eindruck hinterlassen die Fotos in der Ausstellung stärker als im Buch.
Ein Grund für die Wahl des Hintergrundes: Es wurde Katharina Alt nicht erlaubt, im hermetisch abgeschlossenen Trainingscamp der Olympioniken zu fotografieren. Die älteren Boxer werden dagegen in ihrem persönlichen Umfeld aufgenommen, z.B. im Wohnzimmer.
Luis Oliva Gener © Katharina Alt
(v. l. n. r.:) Yosbani Veitia, Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft 2015 in Doha; Robeisy Ramirez, Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London; Armando Martinez; Julio Cesar La Cruz, Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften, 2011 in Baku, 2013 in Almaty und 2015 in Doha © Katharina Alt
Die Ausstellung zeigt schöne Fotos - ergänzt um Informationen und große Schwarz-Weiß-Aufnahmen von legendären Boxmomenten. Sie bindet die Boxer aber nicht ein ins Leben, bietet kaum soziokulturellen oder auch ethnologischen Hintergrund. Sie zeigt Boxer, aber nicht deren Geschichte.Vielleicht hätte man dies etwas stärker im Museum Fünf Kontinente erwarten dürfen.
Und was mir persönlich fehlt: Der Geruch von Schweiß und Leder und von Emotion. Boxing Cuba ist eine Ausstellung über Boxer, aber keine über das Boxen.
Gimnasio de Boxeo, Centro Habana © Katharina Alt
San Miguel del Padrón Gym, Havanna © Katharina Alt