„Últimos Testigos. Die letzte Rebellion der Maya in Yucatán. Fotografien von Serge Barbeau“ lautet der Titel einer am 1. Juli 2016 beginnenden Sonderausstellung im Museum Fünf Kontinente. Sie fügt sich in den Rahmen des dualen Jahres 2016/17 des Auswärtigen Amtes, das im Zeichen des kulturellen Austausches von Mexiko und Deutschland steht. Während andere Ausstellungsprojekte vor allem die präkolumbische Kultur Mexikos fokussieren, konzentriert sich das Münchner Museum Fünf Kontinente auf eine Gruppe der heute letzten noch lebenden Nachfahren der Maya.
Serge Barbeau, ein seit vielen Jahren in Mexiko lebender kanadischer Fotograf, hat berührende Porträts von der Würde dieser Menschen festgehalten und ihren Unabhängigkeitswillen dokumentiert.
Sabino Pech Angulo, 95 Jahre, Gemeinde Tusik, Quintana Roo, beim Betrachten seines Porträts. © Serge Barbeau
Den politischen Hintergrund für das opulente Porträt‐Projekt liefert der sogenannte Kastenkrieg, la Guerrade Castas. Er fand von 1847–1901 auf der Halbinsel Yucatán statt. Dabei handelte es sich um einen Unabhängigkeitskrieg der Maya‐Bevölkerung gegen die „weiße“ Oberschicht, mit dem sie sich gegen hohe Abgaben, harte Zwangsarbeit, soziale Ungerechtigkeit und zunehmenden Landraub zur Wehr setzte. Diesen Krieg konnte sie nicht gewinnen. Die Nachfahren jener kämpferischen Maya spüren bis heute die Folgen dieser Auseinandersetzung, denn noch immer führen sie ein Leben voller wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Benachteiligung.
Abundio Yamá, 96 Jahre, Gemeinde Señor, Quintana Roo. © Serge Barbeau
Persönliche Erzählungen der oft über 100 Jahre alten Porträtierten, die während des Fotografierens aufgezeichnet wurden, machen die tiefe Verwurzelung in einem Glauben sichtbar, in dem das geistige Erbe der Maya und christliche Religion miteinander verschmelzen. Immer wieder taucht in den Interviews die Frage auf, ob denn la Guerra de Castas nicht doch bis heute andauert. Der 105‐jährige Anastasio Estrada May lebt in der Gemeinde Melchor Ocampo und bringt es auf den Punkt: „Als Leutnant Evaristo Sulub und sein Unteroffizier mit den Bundessoldaten in Xyatil kämpften, war ich ungefähr zwölf Jahre alt. Das war das letzte Mal, dass die Maya auf die Armee geschossen haben – bis jetzt...“
Alberto Cruz Peraza, 93 Jahre, Gemeinde Uh May, Quintana Roo. © Serge Barbeau
Sabino Pech Angulo, 95 Jahre, Gemeinde Tusik, Quintana Roo. © Serge Barbeau
Gregoria Peña Canul, 95 Jahre, Gemeinde Yaxley, Quintana Roo. © Serge Barbeau
Im Haus von Vicente Ek Catzin, 94 Jahre, Gemeinde Yaxley, Quintana Roo. © Serge Barbeau
Im Haus von Cristino Cuxim, 110 Jahre alt, Gemeinde Señor, Quintana Roo. © Serge Barbeau
Celestino Cruz Peraza, 85 Jahre, Gemeinde Uh May, Quintana Roo. © Serge Barbeau