Vom 15. Juli bis zum 31. Oktober 2016 findet im Museum der Städtischen Sammlungen in Wittenberg die Ausstellung 'Die Entdeckung des Individuums' statt, in der Skulpturen der Lobi aus Westafrika aus der Sammlung von Rainer Greschik gezeigt werden.
Dazu steht im Text des Flyers:
DIE LOBI
Die Lobi leben in Westafrika, im Dreiländereck Burkina Faso, Elfenbeinküste und Ghana. Das Hauptsiedlungsgebiet ist der Südwesten von Burkina Faso (ehemals Obervolta),wohin sie im 18. Jh. aus Ghana über den Schwarzen Volta eingewandert sein sollen.
Die Lobi kennen keine zentrale Autorität und übergeordnete Machtstrukturen. Sie leben in einer akephalen Gesellschaft. Diesem Gesellschaftssystem entspricht auch die Struktur der Ansiedlungen. Geschlossene Ortschaften in westlichem Sinne sind selten, die Gehöfte liegen oft mehrere hundert Meter voneinander entfernt in der Savanne. Dabei handelt es sich um wehrhaft wirkende „Lehmburgen“, die von ihren Eigentümern, je nach Raumbedarf, horizontal wabenförmig erweitert werden können. Ihre unmittelbare Umgebung wird meistens durch mehrere Außenschreine geprägt, die verschiedenen Geistwesen (thila) gewidmet sind. Diese regeln als wichtigste Normenstifter der Lobi-Gesellschaft das tägliche Leben mit ihren Ver- und Geboten. Auf den Schreinen und in dem Schreinraum, der sich im Inneren jedes Hauses befindet, werden neben anderen kultischen Gegenständen die in dieser Ausstellung gezeigten Holzfi guren (bateba) aufgestellt, um ihren Eigentümer vor Zauberei und anderen übersinnlichen Gefahren zu schützen.
DIE SAMMLUNG GRESCHIK
Rainer Greschiks Sammlung von Skulpturen der Lobi entstand über mehrere Jahrzehnte hinweg. Sie umfasst einige Hundert Objekte, die überwiegend aus Holz bestehen, wobei anthropomorphe Figuren dominieren. Die Sammlung gibt einen repräsentativen Überblick über den auffällig vielfältigen Formenkanon der Lobi-Bildhauerei, aber auch über ihre unverwechselbaren spezifischen Merkmale.
Wie in anderen Lobi-Sammlungen ist auch hier ein wesentlicher Bestandteil des Sammlungskonzeptes, Skulpturen zu Gruppen zusammenzutragen, die demselben Bildhauer oder derselben Stilrichtung zugeordnet werden können. Dabei tritt die individuelle Handschrift der meist anonymen Künstler als Klassifi zierungsgrundlage an die Stelle des Stammesnamens bzw. der stammestypischen Merkmale, die üblicherweise die Struktur von Sammlungen afrikanischer Kunst bilden. Diese „Gruppenbildung“ bewirkt, dass die betroffenen Bildhauer durch ihre Werke als Persönlichkeiten erkannt und aus ihrer Anonymität befreit werden.
Das Individuum des Künstlers rückt in den Fokus des Betrachters.
Text: Nils Seethaler / Rainer Greschik
Fotos: Paul Greschik
Ein ausführlicher Artikel zur Ausstellung im ElbeKurier findet sich hier.
MUSEUM DER STÄDTISCHEN SAMMLUNGEN
Juristenstr. 16 a
06886 LUTHERSTADT WITTENBERG
Dienstag bis Sonntag: 09.00-17.00 Uhr
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 14. Juli 2016, 17.00 Uhr
Zum Flyer: hier
Anlässlich der Ausstellung ist ein Sammlungskatalog erschienen, der für € 30 + Versandkosten in der Ausstellung oder ab dem 1. August 2016 über Rainer Greschik -