Nach einer bzgl. Angebot und Verkauf nicht gerade herausragenden Cultures/Bruneaf war ich sehr neugierig, wie sich dieses Jahr die vom 6. bis zum 11. September stattfindende Pariser Messe Parcours des Mondes schlagen und ob sie ihren Abstand zur Brüsseler Messe (weiter) vergrößern wurde. Die Antwort lautet 'Ja, aber mit Ausnahmen'.
Denn einerseits gab es Galerien, die nachdrücklich auf sich aufmerksam machten, andererseits waren aber auch manche Angebote eher langweilig (aber natürlich nicht schlecht).
Zu den auffallendsten Galerieauftritten gehörten welche, die durch eigene monothematische Ausstellungen glänzten. Diese Galerien haben verstanden, dass es nicht mehr genügt, einfach nur gute Objekte zu zeigen, sondern dass man sie auch inszenieren muss, ihnen einen Eventcharakter geben sollte (dies fehlte mir bei der eher biederen Bruneaf, wo viele Galerien bei ihrem Angebot eine klare Handschrift vermissen ließen).
Auf die größte Bewunderung, selbst bei alten Tribal Art Hasen ("Hast du schon gesehen?!"; "Ich bin noch ganz weg davon…"), traf die Tsogho-Ausstellung von Bertrand Dulon, dem es gelang, viele richtig gute Objekte dieses oft im Schatten seiner Nachbarn der Fang stehenden Volkes zu präsentieren. Die Objekte besitzen einen leicht verständlichen, schnell einnehmenden Stil (Kindchenschema: runde Stirn etc.) und tauchen auf dem Kunstmarkt eher selten auf. In der Galerie wurde auch ein Buch zur Ausstellung von Bertrand Goy präsentiert (und signiert), das sicherlich zu einem Standardwerk werden wird.
Doulon Tsogho 1
Doulon Tsogho 2
Doulon Tsogho 3
Doulon Tsogho 4
Doulon Tsogho 5
Doulon Tsogho 6
Doulon Tsogho 7
In meinen Augen musste sich die Ausstellung zu dem Lagunen Gebiet zwischen der Elfenbeinküste und Ghana des Deutschen Adrian Schlag kaum (wenn überhaupt) hinter der von Dulon verstecken. Ihm gelang das Kunststück Objekte zu präsentieren, die einen wirklich aufregenden Blick auf ein scheinbar 'abgegrastes' Gebiet erlaubten. Stellvertretend dafür 3 Werke eines Schnitzers, 2 Figuren und eine Maske, die u.a. durch Arme/Hände wie Notenschlüssel auffallen. Zu der Ausstellung gibt es auch einen Katalog.
Schlag
Schlag Abron
Schlag Attie 1
Schlag Attie 2
Schlag Kulango 1
Schlag Kulango 2
Schlag Kulango 3
Schlag Kulango 4
Schlag Kulango 5
Als genauso beindruckend empfand ich die Ausstellung Bakongo. Les Fétiches von Abla und Alain Lecomte, die schon auf dem 2. Parcours-Tag viele Verkaufspunkte aufwies.
Lecomte, Badonde Bakamba
Lecomte, Bakongo
Lecomte, Dando-Kamba, Bakongo
Zu weiteren sehenswerten (Verkaufs-) Ausstellungen mit einem Thema gehörten Haare von Yann Ferrandin oder auch das Massim Gebiet in Papua Neuguinea von Franck Marcelin (auch mit Buch).
Ferrandin 1
Ferrandin 2
Ferrandin Japan (rechts)
Marcelin Massim 1
Marcelin Massim 2
Diese sich auf ein Thema beschränkenden Präsentationen beeindrucken aber nur, wenn sie wirklich Neues und Originelles bieten, sonst können sie zumindest für mich langweilig werden. So hatte Berz den Mut, fast nur Senufo-kplie-Masken anzubieten, aber irgendwie habe ich schon zu viele dieser Masken gesehen. Sorry.
Aber natürlich konnten auch Galerien mit einer breiteren Ausrichtung punkten. Serge Schoffel gelang es mühelos, seine großen Ausstellungsräume (dort waren früher die Casanovas, deren Ausstellung mit Kleinobjekten 2009 sicherlich eines der Parcours-Highlights überhaupt war) mit imposanten Werken zu füllen. Ein Höhepunkt seine bei der ersten Hammer-Auktion erworbene Skulptur der Lobi.
Schoffel Lobi
Schoffel Kom Kamerun
Schoffel Maori
Seine Schwester bestach bei Schoffel de Fabry ebenfalls durch wirklich außergewöhliche Objekte.
Schoffel De Fabry Bambara
Schoffel De Fabry Dogon
Schoffel De Fabry Nord-Kongo
Schoffel De Fabry Timor
Joaquin Pecci, auf den eigentlich immer Verlass ist.
Pecci Dogon
Pecci Kaka
Pecci Mende
Pecci Mende
La Cométe, bei der es 'alte' Bekannte zu entdecken gab: Eine Figur aus Kamerun, die 2015 bei Zemanek verkauft wurde und danach auf der Brafa bei Doulon aufgetaucht ist. Und vor allem der heimliche Star der ersten Hammer-Auktion, eine Figur der Boki, die bereits am ersten Tag verkauft wurde (und bei der sich zumindest 3 deutsche Tribal Art Aficionados immer noch ärgern, dass sie damals in Zürich nicht zugeschlagen haben).
La Cométe Kamerun
La Cométe Boki
La Cométe
Und das herausragende ozeanische Stück der Parcours, das Michael Hamson schon vor der Messe an ein australisches Museum verkaufen konnte.
Hamson Markham Valley
Im Folgenden weitere Objekte, die mir aufgefallen sind.
Claes Songe
Entwistle Makonde
Entwistle Ubangi
Evans Nordamerika
Guilham Montagut Dan
Guilham Montagut Kota
Heathcote Kannak Neukaledonien
Hunter Bakongo
Hunter Makonde
Jacaranda Tsonga
Konru
Larroque Ibo
Larroque Lobi
Larroque Yoruba
Le Guennan
Le Guennan China
Le Guennan Philippinen
Meyer 1
Meyer 2
Monbrison Fang
Voyageur et Curieux Neuirland
Ob die Parcours des Mondes dieses Jahr für die Galerien ein finanzieller Erfolg ist, konnte ich nach den ersten zwei Tagen, an den ich anwesend war, noch nicht absehen. Immerhin waren am gut besuchten Eröffnungstag einige englische Stimmen und damit auch kaufkräftige amerikanische Sammler zu vernehmen und zeigten sich am Tag darauf bereits recht viele rote Verkaufspunkte. Dabei waren die Preise wirklich nicht günstig…
Vielen Dank an Colonnes, die die Parcoures des Mondes betreuende PR-Agentur, für die Erlaubnis, auf der Messe Fotos zu machen und auf about africa zu veröffentlichen.
Klaus-Jochen Krüger hat als Ergänzung den folgenden Kommentar geschickt:
Es ist sicher richtig, dass thematische Ausstellungen die mit Abstand wichtigsten und interessantesten Ausstellungen sind. Und auch kommerziell die erfolgreichsten. Wenn dann noch der Katalog nicht nur ein Bilderbuch ist, sondern ein neues Standardwerk, welches unser Wissen wirklich bereichert, dann müssen nur noch die Preise akzeptabel sein. Dann sind alle glücklich. Das war vor allem bei Michael Hamson der Fall: Eine Top Ausstellung mit ausgesuchter exzellenter Qualität aus einer extrem selten auf dem Markt zu findenden Region. Dazu sehr günstige Preise für diese Qualität. Ich glaube niemand hat soviel verkauft wie M. Hamson. Und ich bin sicher, dass die Käufer auch Freude haben, wenn sie ihre Objekte mal verkaufen wollen, da wird es keine langen Gesichter geben, weil niemand das Zeug haben will.
Gegenbeispiel: Die Kpelie Ausstellung. Eine Ansammlung zweit- und drittklassiger, meist totgefummelter Masken, die kaum einen Wiederverkaufswert haben. Nicht eine einzige Topmaske darunter. Man kann das machen, aber solche Masken dürfen dann um die 1000,-- Euro kosten. Dafür ist der Parcours für die Händler aber zu teuer.