Warum bildete ein Webstuhl die Grundlage für den ersten Computer? Weshalb stammen so viele Mathematiklehrer in Peru aus Weberfamilien? Und wieso sagt man auf Sumba, dass die Kinder im Leib der Mutter gesponnen werden?
Fäden, Stoffe und Muster begleiten uns wie selbstverständlich in unserem Alltag. Weltweit prägen textile Begriffe unseren Sprachgebrauch, unsere Erzählungen und Mythen. Die Herstellung von Textilien stimuliert unser räumliches Vorstellungsvermögen und mathematisches Denken. Die Ausstellung DER ROTE FADEN, die vom 17.11.2016 bis zum 27.8.2017 im Frankfurter Weltkulturen Museum stattfindet, reflektiert und präsentiert die kulturell vielseitigen Techniken der Textilproduktion – ausgehend von den Sammlungen aus den Amerikas, Südostasien, Ozeanien und Afrika.
Aus dem Fundus einer bolivianischen Weberin. Foto Wolfgang Gunzel
Viele Werkzeuge, Fasern, Stoffe und andere Objekte werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert: Ein mit Silberfäden durchwirkter Ikatschal aus Java, eine präkolumbische Koka-Tasche aus den Anden, ein Umhang, Statussymbol der Maori, sowie fein bestickte Raphia-Plüsche aus Zentralafrika.
Im Rahmen der Ausstellung widmen sich auch Künstler den Textilien und ihrer Symbolkraft, ihren Bedeutungen und aktuellen Zusammenhängen. Während in Peru filigrane Muster anhand von Schamanengesängen gestaltet werden, übersetzen in Frankfurt zwei junge Komponisten indonesische Stoffe aus der Sammlung des Weltkulturen Museums in moderne Klangteppiche.
Mit den Installationen „Vom Weben zum Web“ visualisieren zwei deutsche Künstlerinnen die Verbindungen zwischen der textilen und der digitalen Welt. Ausgehend von geflochtenen Körben der Sammlung. Amerikas zeigen zwei aus den USA stammende Künstlerinnen mit ihren eigens für die Ausstellung geschaffenen Werken die poetischen Zusammenhänge zwischen Text und Textur wie auch die politischen Aspekte indigener Landrechte auf.
Kuratorische Leitung: Vanessa von Gliszczynski (Kustodin Südostasien, Weltkulturen Museum)
Ko-KuratorInnen: Max Carocci (Ethnologe und Kurator, London, Großbritannien), Mona Suhrbier (Kustodin Amerikas, Weltkulturen Museum) und Eva Ch. Raabe (Kommissarische Leitung/Kustodin Ozeanien, Weltkulturen Museum).
Ein Katalog wird auf Deutsch und Englisch im Kerber Verlag erscheinen.
Indonesien 19. Jahrhundert, Sammlung Weltkulturen Museum. Foto Wolfgang Gunzel
Spindeln mit unterschiedlichen Fasern, Sammlung Weltkulturen Museum. Foto Wolfgang Gunzel
Kettfaden vor dem Aufspannen Indonesien vor 1905, Sammlung Weltkulturen Museum. Foto Wolfgang Gunzel