Native Auction versteigert in Brüssel am 10. Juni 2017 während der Bruneaf, deren Mitglied dieses Auktionshaus ist, unter dem Motto A European Collection den Nachlass eines bekannten deutschen Galeristen. Dieser Experte für außereuropäische Kunst – Native hat sich verpflichtet, den Namen nicht zu nennen -, war kein Marketer, der seine Ware geschmeidig und laut anpreist, sondern jemand, der am liebsten die Qualität seiner Objekte für sich sprechen ließ. Ich kann mich noch gut an seine Zurückhaltung, ja geradezu Introvertiertheit erinnern, als er auf der Parcours des Mondes ausgestellt hat und irgendwie nicht verstehen konnte oder wollte, warum die Qualität oft nicht die größte Rolle für den Verkaufserfolg spielt, sondern Marketing und werbliche Inszenierung. Was er besaß: Ein tolles Auge und demensprechend immer wieder Objekte von hoher ästhetischer und formaler Qualität.
Sein besonderer Blick zeigt sich bei manchen der 55 von Native angebotenen Objekte aus seiner Sammlung. Allen voran mit Lot 41 eine Maske der Dogon, die mit 30.000 bis 40.000 Euro geradezu vorsichtig taxiert ist. Masken dieses Typus sind kaum bekannt, eine befindet sich in der Sammlung des Museums Barbier-Mueller, eine ähnliche, aber deutlich schwächere, wurde vor 20 Jahren bei einer Auktion in Paris geradezu verschenkt. Dies wird diesem Objekt sicherlich nicht passieren. Die Maske ist eine Skulptur, die in ihrer Abstraktion und formalen Geschlossenheit gleichberechtig neben der europäischen Kunst der Moderne stehen. Und die durch ihre Provenienz besticht: Die Händler-Legende Hélène Leloup hat sie in den 1960er Jahren an den Bildhauer Fritz Koenig verkauft, in dessen Afrika Sammlung sie aufgrund ihrer skulpturalen Qualität sehr gut hineingepasst hat, der sie dann an Kurt Egger weitergab.
Lot 41, Dogon. Foto: Native Auction
Mit 60.000 – 80.000 Euro noch wesentlich teurer eingeschätzt ist eine klassische Okuyi-Maske der Punu (Lot 20), die Coverlady des Katalogs. Masken der Punu werden auf dem Markt für 3- bis 6-stellige Beträge angeboten, wobei auch günstige ‚authentisch‘ sein können, da diese Stelzentänze heute noch durchgeführt werden. Das vorliegende Objekt gehört wohl zur Spitzenklasse: Nicht einfach nur schön, sondern auch äußerst expressiv, 1959 von Boris Kegel-Konietzko gesammelt.
Lot 20, Punu. Foto: Native Auction
Vom gleichen Stamm gibt es das vielleicht spannendste Objekt der Auktion: Die Punu Maske Lot 15 mit ihren Hörnern und dem eindrücklichen Gesichtsausdruck ist außergewöhnlich, aber eventuell nicht sehr alt - sie geht zurück auf den Sammler/Händler Jef Vanderstraete, der sie1970 besessen hat - und nicht häufig getanzt. Dementsprechend vorsichtig ist sie mit 6.000 – 8.000 Euro taxiert.
Lot 15, Punu. Foto: Native Auction
Des Weiteren findet sich mit der Provenienz „A European Collection“ u.a. eine Maternité der Mbembe, die einem sehr vertraut erscheint: Kein Wunder, da sie in zwei von Schädlers Afrika-Lexika abgedruckt wurde (Lot 22, 4.000 - 6.000 Euro). Eine geradezu klassische Skulptur der Lobi (Lot 35, 3.000 – 4.000 Euro). Überzeugende und günstige taxierte Elfenbeinobjekte. Eine kraftvolle Statue der Mumuye, die ebenfalls früher Teil der Sammlung von Fritz Koenig war (Lot 33, 25.000- 35.000 Euro). Oder auch für wenig Geld eine expressive Maske der Ngbaka (Lot 13. 1.000 – 1.500 Euro).
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Lot 22, Mbembe. Foto: Native Auction
Unter den Losen gibt es mit gleicher Provenienz auch ‚klassische‘ Kunst, beispielsweise von Christian Rohlfs oder Markus Lüpertz – es unterstreicht das weitreichende Kunstverständnis dieses Galeristen.
Außer den 55 Lots aus diesem Nachlass werden 5 Objekte aus anderen Sammlungen versteigert. Darunter befindet sich ein alter Ciwara-Tanzaufsatz der Bambara (Lot 58. 6.000 – 8.000 Euro) und 2 Figuren der Atauro aus Ost-Timor, mit denen Native Auction Aktualität beweist: Im Moment findet in Australien an der Charles Darwin University eine große Ausstellung zu der Kunst dieses Volkes statt.
Lot 58, Bambara. Foto: Native Auction
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