Für stolze 480.000 Euro (ohne Aufpreis) wurden bei der 86. Tribal Art Auktion von Zemanek-Münster am 27. Mai 2017 in Würzburg Objekte verkauft. Ca. 1/3 der Summe entfiel allein auf Masken und Figuren, die Walter Schmidt eingeliefert hat, der, in den 60er Jahren beginnend, eine beachtliche Sammlung aufgebaut hat, die teilweise in Schädler Buch Afrikanische Kunst in Deutschen Privatsammlungen dokumentiert ist.
Am teuersten verkaufte sich von seinen Objekten mit 24.000 Euro eine Reliquarfigur der Kota (Lot 54), die Schmidt allerdings erst 2012 bei Zemanek erstanden hatte, gefolgt von einer von ihm bereits in den 60ern Jahren gekauften schöne Maske der Guro (Lot 23) für 10.000 Euro und für den gleiche Zuschlagspreis eine Kopfskulptur der Lobi (Lot 10). Diese hatte es in Schädlers Buch und in das Standartwerk von Piet Meyer zu den Lobis geschafft. (Fotos zu den Lots 54 und 23 finden sich in meinem Vorbericht zur Auktion).
Lot 10, Lobi.Foto: Lothar, Thomas
Sehr gut ging neben vielen auch die stolze, in sich ruhende weibliche Figur der Mende (Lot 1, siehe ebenfalls mein Vorbericht) mit 8.000 Euro (untere Taxe war 5.000).
Mein Lieblingsstück von dieser Sammlung, das mir vorher gar nicht so aufgefallen war, war allerdings eine äußerst expressive weibliche Figur der Bangwa (Lot 51). Um diese 33cm geballte Power entflammte sich ein Bietgefecht, bei dem schlussendlich bei 7.500 Euro und damit beim Dreifachen der unteren Taxe ein Saalbieter aus dem Allgäu unterlag.
Lot 51, Bangwa. Foto: Thomas, Lothar
Insgesamt wurden 2/3 der Schmidt-Objekte zugeschlagen, ein überzeugender Wert.
Dass die Sammlung Schmidt alles in allem so gut gelaufen ist, ist ein positives Signal für deutsche Sammler: Wer eine wirklich gute Sammlung besitzt, der hat auch weiterhin die Chance, sie zu brauchbaren Preisen zu verkaufen: Die deutschen Sammler, die zahlreich in Würzburg erschienen waren, lassen einen da nicht im Stich!
Und wie liefen die beiden anderen deutschen Sammlungen? Bei Ludwig Leicher schafften die meisten Asiatika-Stücke Verkäufe deutlich über dem Schätzpreis, Toplos nicht nur dieser Objekte sondern der gesamten Versteigerung war aber eine Skulptur von den Osterinseln für 58.000 Euro, deren unterer Schätzpreis von 20.000 ich mit dem Wort ‚vorsichtig‘ versehen hatte.
Den höchsten Zuschlag der Lose aus der Sammlung von Bernd Jäger erreichte eine nomoli Figur der Kissi aus Sierra Leone mit 4.500 Euro.
Lot 132, Nomoli. Foto: Thomas, Lother
Spätestens nach dem Aufruf der Jäger-Exponate schien dann aber die Luft etwas heraus und einige der über 50 Auktionsbesucher verließen den Saal – was wohl nicht nur eine Folge der Wärme im Auktionshaus war. Was nämlich folgte war geradezu ein Beleg dafür, wie der Tribal Art Markt sich im Moment entwickelt: Außergewöhnlich gute Objekte und/oder welche mit interessanter Provenienz finden ihre Käufer, die nur guten Stücke fallen aber durch, wenn sie zu Preisen angeboten werden, die noch vor einigen Jahren üblich waren. Das Tribal Art Angebot auf dem Markt ist zahlreich und die Häuser der Sammler sind übervoll, weshalb sorgfältig selektiert werden kann.
Dementsprechend musste man teilweise Minuten lang auf einen Zuschlag warten, ein ums andere Mal fielen Objekte durch, was dazu führte, dass insgesamt nur 1/3 aller Lots der Auktion einen Käufer fanden – obwohl Schmidt so gut vorgelegt hatte. Wohl kein Ergebnis, das glücklich macht, aber der Gesamtumsatz hat ja gestimmt. Zum überzeugenden Verlaufserlös beigetragen haben einige außergewöhnlich gute Stücke, für die ja ein Markt da ist: Ein extrem seltener Schild der Songe/Luba (Lot 464) war mit 25.000 Euro taxiert. Nach Aufruf waren an diesem Los ein Internet-Bieter und mehrere Telefonbieter beteiligt. Letztere gingen nicht ans Telefon oder boten nicht mit, als es schien, dass das Objekt nicht verkauft werden bzw. dass es der Internet-Bieter für ein Untergebot erhalten würde. Natürlich wird man dies nicht nachweisen können, aber es roch stark nach einer Absprache unter verschiedenen Händlern. Einen Strich durch die Rechnung machte ihnen ein engagierter Saalbieter, der sich recht spät einschaltete und gegen das Internet erst bei dem endgültigen Verkaufspreis von 42.000 Euro ausstieg.
Lot 464, Songe/Luba. Foto: Thomas, Lother
Für 15.000 Euro wurde eine seltene Maske der Bangubangu aus dem Kongo (Lot 388) zugeschlagen. Bei der Bareiss-Auktion von Neumeister vor über 10 Jahren ging sie noch für 1.800 Euro weg.
Lot 388, Bangubangu. Foto: Thomas, Lother
Und zwei weitere meiner Lieblinge schlugen sich achtbar: Die klassische Kamerun-Fang (Lot 367) für 13.000 Euro und der erstklassige, wirklich alte Tanzaufsatz der Keaka (Lot 323) für 10.000 Euro.
Lot 367, Fang. Foto: Thomas, Lother
Lot 323, Keaka. Foto: Thomas, Lother
Erstaunlicherweise nicht verkauft hat sich der Kopfaufsatz der Eket (Lot 300), aber es würde nicht überraschen, wenn er noch im Nachverkauf geht, der ja in der Regel bei Zemanek-Münster immer stark ist.
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