Im Mittelpunkt der Ausstellung "Dancing the Transit" von Martin Vorwerk stehen fotografische Portraits von Makishi-Maskeraden, die während seiner Forschungen in Nordwest-Sambia entstanden.
Der Übergang vom Kind zum Mann wird im Länderdreieck Angola, Sambia und der Demokratischen Republik Kongo vielerorts noch immer durch ein komplexes Schwellenritual, „mukanda“ genannt, markiert. Die bis zu zwölf Monate dauernde Initiationszeit umfasst neben dem symbolischen Tod als Kind und der Wiedergeburt als junger Erwachsener in die Gesellschaft auch Unterweisungen in Geschichte, Traditionen und Werte der eigenen Kultur. Während dieser Phase der Liminalität sind es die Geister der Ahnen, die, vom Friedhof auferstanden, den jungen Initianten lehrend und beschützend zur Seite stehen. Sie manifestieren sich in Gestalt der Makishi-Maskeraden, von denen es an die 100 verschiedene Charaktere gibt.
likishi lya kateya Foto: Martin Vorwerk
Makishi-Performances können als eine Form des kommunikativen Gedächtnisses, als ephemeres Archiv angesehen werden. So werden wichtige historische Persönlichkeiten oder einprägsame Ereignisse in einer Art Tanztheater performt und dadurch kollektiv erinnert und verarbeitet. Dass die Makishi nicht nur biografische sondern auch gesellschaftliche Übergangsphasen begleiten und verhandeln, zeigen jüngste Charakterneuentwicklungen wie die Maske des Flugzeugs, des Radios oder des Sendeturms.
likishi lya ndeke Foto: Martin Vorwerk
Die Serie „Dancing the Transit“ entstand 2014/16 während zweier Forschungsaufenthalte von Martin Vorwerk in Nordwest-Sambia. Dort untersuchte er Innovationen und Transformationen von Makishi-Maskeraden. Die fotografischen Portraits werden durch kontextualisierendes Videomaterial ergänzt, welches die Maskeraden im Zusammenspiel von Sound, Performance und Interaktion mit dem Publikum zeigt. In der Ausstellung wird zudem erstmals außerhalb des Ursprungskontextes eine komplette Radio-Maske gezeigt, die von Künstlern aus der Gesellschaft der Mbunda hergestellt wurde.
likishi lya kapalu Foto: Martin Vorwerk
Die Ausstellung in der Galerie Bohai, Schwarzer Bär 6, 30449 Hannover, läuft vom 30.06. - 06.08.2017 und ist immer Samstag und Sonntag von 13 - 18 Uhr geöffnet.
Die Eröffnung findet am Freitag, 30.06. um 19 Uhr statt, am 07.07. um 19 Uhr hält Martin Vorwerk in der Galerie einen Vortrag zum Thema.
likishi lya tawa - der Funkmast. Foto: Martin Vorwerk