In der sehenswerten Ausstellung SONNE, MOND UND STERNE vom 18. August 2017 – 20. Januar 2019 wird im Museum der Kulturen Basel die Rolle beleuchtet, die der Mensch den Gestirnen auf der Erde zugesteht. Sie zeigt auf, welche kulturellen Praktiken verschiedene Kulturen rund um die Himmelskörper entwickelt haben.
Im ersten Teil Beobachtungen, Vorstellungen und Erkenntnisse wird gezeigt, wie vielfältig in unterschiedlichen Kulturen Himmelsphänomene festgehalten und vermittelt werden. Dabei geht es zuerst um künstlerische Interpretationen der Gestirne, beispielsweise durch Malereien australischer und mexikanischer Künstler.
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2 Fest der Trommel; Huichol; Nacho de la Cruz
3 Rindenmalerei Barnumbirr Australien
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Erfassen der Zeit, z.B. mit Hilfe von Kalendern. Hier werden beispielsweise europäische Sonnenuhren Zeitmess- oder Vorhersagesysteme gegenübergestellt wie Bambuskalendern der Batak auf Sumatra. Begeisternd sind darüber hinaus ein Reliefstein mit Datumsangabe der Azteken, also aus der Zeit von 1350-1521 und vor allem ein Türsturz aus Tikal, der an den „Sternenkrieg“ am 2.2.744 erinnert. Das alte Holz mit den Schnitzereien lohnt schon alleine den Besuch der Ausstellung.
4 Kalender Bali
5 Kalender
6 Zeitmess- und Vorhersagesysteme
7 Kalender Batak
8 Reliefstein mit Datumsangabe, Azteken
9 Altar Sonnentempel; Palenque; Maya; Gipsabguss
10 Türsturz Lintel 2, Tempel IV; Tikal
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Im zweiten Teil geht es um Beziehungen und Handlungen und darum, wie das Wissen um die Bedeutung der Himmelskörper Grundlage sind für vielfältige Handlungsmuster. Beispielweise wird in Darstellungen von Gottheiten wie Xipe Totec, der mit der Erneuerung der Erde, der Vegetation und der Landwirtschaft assoziiert wird, das Überirdische vermenschlicht.
13 Xipe Totec, Azteken
Die Grüne Tara leitet sich ab aus den Bezeichnungen für ‚überqueren, erlösen‘ und ‚Stern‘ und ist für Buddhisten eine Art Navigationshilfe zur Überwindung aller Hindernisse auf dem Weg zur höchsten Erkenntnis. Typisch ist ihre Sitzhaltung mit einem nach vorne gestreckten Bein.
14 Grüne Tara, Tibet
Shiva Nataraja besitzt in seinen Haarflechten eine Mondsichel.
15 Shiva Nataraja
16 Sonnengott Tonatiuh, Azteken
16 Quezalcoatl, Azteken
In diesem Abschnitt geht es auch um rituelle Handlungen, die an bestimmte Tages- oder Jahreszeiten gebunden sind, wie der Tanz mit dem Tji Wara, der für eine erfolgreiche Ernte steht.
17 Tji Wara, Mali
18 Maori
19 Tor eines jainistischen Tempels, Gujarat, Indien
Mittels Himmelskörpern kann auch die gesellschaftliche Position eines Menschen gekennzeichnet werden, wie ein chinesischer Mantel: Die Blickrichtung der Wildgans nach links oben weist darauf hin, dass dieser Übermantel einem männlichen Angehörigen des Beamtenstandes gehört.
20 Chinesischer Mantel
Schließlich haben Sonne, Mond und Sterne eine große Wirkkraft, um vor dem Negativen zu schützen. Da geht es einerseits um so etwas Profanes wie Hüte, die vor der Sonne schützen.
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Andererseits aber um Amulette zum Schutz, beispielsweise gegen den bösen Blick, wie ein Amulett aus Tiermaterialien.
22 Amulett Frankreich
Am eindrucksvollsten empfand ich die Amulette der Batak, hergestellt aus Knochen des Wasserbüffels.
23 Amulette Batak
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Der letzte Teil der Ausstellung handelt von Kreativität und Aneignungen, von symbolischen Darstellungen von Sonne, Mond und Sterne in gesellschaftlichen Bereichen wie Flaggen.
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26 Sioux
Sonne, Mond und Sterne ist eine faszinierende, gut designte Ausstellung mit über 200 Exponaten, für die man sich Zeit nehmen sollte und die nur einen Nachteil hat: Es gibt leider keinen Katalog. Diese Ausstellung mit diesem vielschichtigen Thema hätte auf alle Fälle einen verdient.
PS Vielen Dank an Andrea Mašek vom Museum der Kulturen Basel dafür, die Ausstellung fotografieren zu dürfen.
Mein Text basiert auf dem 30-seitigen Begleittext, der leider ohne Fotos ist.
Zu den übrigen Ausstellungen des Museums u.a. mit überragenden Werken aus Ozeanien siehe der Beitrag von Anita Schröder.