Wie bereits am 15. Februar auf about africa ausführlich mit Background und Fotos angekündigt, startet am 27. Oktober 2017 im Berliner Bode Museum die Ausstellung Unvergleichlich: Kunst aus Afrika. Darin werden herausragende Kunstwerke Afrikas aus dem Ethnologischen Museum in der einzigartigen europäischen Skulpturensammlung im Bode-Museum gezeigt. Durch die beiden Hauptetagen werden punktuell Plastiken beider Kontinente gegenübergestellt. Thematische Vertiefungen werden in einem Sonderausstellungsraum gezeigt.
Durch experimentelle Gegenüberstellungen von Werken aus zwei Kontinenten werden mögliche Zusammenhänge auf verschiedenen Ebenen thematisiert, wie historische Zeitgenossenschaft, ikonographische und technische Gemeinsamkeiten oder künstlerische Strategien. Besonders bemerkenswert sind Übereinstimmungen in der Funktion der Kunstwerke trotz unterschiedlicher Formensprache: Kraftfiguren aus dem Kongo dienten zum Schutz von Dörfern und Gemeinschaften, ähnlich wie gotische Darstellungen der Schutzmantelmadonna. Allerdings machen Vergleiche auch Kontraste deutlich, wie im Fall von Mutterschafts-Darstellungen, die sich in Afrika und Europa anderer Bildsprachen bedienen und andere Aussagen machen.
Jeder Museumsbesuch fordert auf, Objekte zu vergleichen und zu interpretieren. Doch was bedeutet es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen?
Die Ausstellung wirft mehrere Fragen auf: Welche Erkenntnisse werden durch die gemeinsame Präsentation von Kunstwerken mit unterschiedlichen Geschichten gewonnen? Was für Auswirkungen hatte es, Objekte, die einst gemeinsam in der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer standen, verschiedenen Museen zuzuordnen? Warum wurden die einen Objekte als ethnologische Gegenstände und die anderen als Kunstwerke klassifiziert? Der implizite Prozess des Vergleichens, Trennens und Zuordnens in Abgrenzung zu anderen Sammlungen war ein fundamentaler Schritt in der Gründung der Berliner Museen und der Definition ihrer Sammlungsaufträge. Dabei endeten viele Objekte aus Afrika als ethnologische Anschauungsobjekte. Andere Objekte aus europäischen rituellen Kontexten von vergleichbarer Kunstfertigkeit verblieben in einem Kunstmuseum.
Der Prozess des Vergleichens und des Zuordnens ist also kein neutraler, sondern ist geladen mit gesellschaftlich geprägten Vorurteile, Konventionen und Geschichtskonstruktionen. Er ist auch stark abhängig von den Erfahrungen der Menschen, die den Vergleich anstellen. Die Aussage, ob Sachen ähnlich oder andersartig sind, hat oft auch mit Macht zu tun. Dadurch ist das Vergleichen eng mit Themen wie Sammlungsgeschichte, Ästhetik, Kolonialismus und Gender verbunden. Diese Themen werden in der Ausstellung und der begleitenden App von verschieden Perspektiven beleuchtet.
Bis zu Einrichtung des Humboldt-Forums bleiben diese Meisterwerke afrikanischer Kunst im Bode-Museum zugänglich. Die Präsentation lädt ein, die eigene Haltung des Vergleichens zu hinterfragen.
Putto mit Tamburin, Donatello, 1429, Bronze mit Resten von Vergoldung, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst (li.), Weibliche Figur, Königreich Benin, 17. oder 18. Jh., Messing, Ethnologisches Museum (re.) © Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Foto: Jörg P. Anders und Ethnologisches Museum, Foto: Martin Franken
Reliquiarbüste eines heiligen Bischofs, Brüssel, ca. 1520, Eichenholz mit ursprünglicher Fassung, H: 77,5, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Reliquiarfigur bwiti, Gabun oder Republik, Kongo, Kota oder Kélé, 19. Jh., Holz, Kupfer, Messing, H: 54 cm, Ethnologisches Museum © Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Antje Voigt / Ethnologisches Museum, Martin Franken
Chibinda Ilunga, Angola Chokwe, 19. Jh., Holz, Baumwollgewebe, Haare, Pflanzenfasern, Glasperle, H. 39 cm, Ethnologisches Museum / Christus im Elend, Hans Leinberger, ca. 1525, Lindenholz, alte Fassung, H. 75 cm, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum, Claudia Obrocki / Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Antje Voigt
Reliquiarfigur (byeri), Fang-Ntumu oder -Ngumba (Kamerun), 19. oder 20. Jh., Holz, Messing / Thronende Muttergottes (Sedes Sapientiae), Presbyter Martinus, Toskana (Italien), Pappelholz mit originaler Fassung, erworben 1887 in Florenz © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum / Martin Franken / Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Antje Voigt
Löwen-Aquamanile, Norddeutschland, 15. Jh., Bronze, H: 32,7 cm, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Leoparden-Aquamanile, Königreich Benin, 17. Jh., Messing, H: 43,5 cm, Ethnologisches Museum © Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Antje Voigt / Ethnologisches Museum, Martin Franken
Mangaaka, Kongo, Yombe, 19. Jh, Holz, Eisen, Porzellan, Farbpigmente, H: 117 cm, Ethnologisches Museum / Maria mit dem Schutzmantel, Michel Erhart, ca. 1480, Lindenholz mit ursprünglicher Fassung, H: 135 cm, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum, Claudia Obrocki / Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Antje Voigt