Der November liefert erfahrungsgemäß heiße Tribal Art Auktions-Wochen - und dies bestätigt sich auch im Jahr 2017.
Zemanek-Münster in Würzburg am 11.11.2017
Am Faschingsbeginn führt Zemanek-Münster seine 87. Tribal Art Auktion durch. Unter den 513 Lots finden sich einige Samlungen, bei denen das Auktionshaus wohl vor allem auf von Albert Schweitzer erworbene Masken aus dem Nachlass von dessen Sekretärin Emmy Martin stolz ist, dabei u.a.eine Okuyi der Punu (Lot 345, Schätzwert 12.000 Euro). Von Mona Etienne stammen 11 Webrollenhalter von der Elfenbeinküste und aus dem Nachlass von Günther Filla expressive Werke, darunter viele Kleinobjekte, zumeist im dreistelligen Bereich.
Toplos der Auktion ist eine Maternité der Yombe mit fein geschnitzten Details und guter Provenienz (Lot 485, 30.000 Euro). Eine auf 15.000 Euro taxierte Guro Maske (Lot 258) wurde bereits 1923 in der Ausstellung Exposition de l’Art indigène des Colonies Françaises im Musée des Arts décoratifs im Louvrepalast gezeigt.
Meine pesönlichen Lieblinge sind eine ausdrucksstarke Skulptur aus dem Kamerun (Lot 335, 10.000 Euro) und ein physisch enorm präsenter Aufhängehaken vom Sepik mit einer männlichen Ahnenfigur (Lot 25, 6.000 Euro).
Meine ausführlichen Vorberichte zur Auktion sind in Weltkunst November/2017 und Kunst und Auktionen 18/2017 erschienen.
Sothebys, The Collection of Edwin & Cherie Silver, New York, am 13.11.2017
Eine sehr spannendes Angebot findet sich bei Sotheby's. Darunter sind 9 Reliquiar-Figuren der Kota. Da gleichzeitig auch im Quai Branly in der Ausstellung Les Forêts natales viele dieser Kupferarbeiten zu sehen sind, kann man derzeit geradezu von einer Invasion sprechen, siehe auch Christie's, etwas weiter unten. Schätzwerte gehen vom 5- bis zum 7-stelligen Bereich. Kann der Markt diese Masse bewältigen?
Monumental ist eine 7-köpfige, 218 cm große Figur der Ijo aus Nigeria (Lot 58). Monumental ist auch der untere Schätzpreis von 700.000 $, während ja 'nur gute' Figuren von Nachbarvölkern wie den Igbo in letzter Zeit preislich nach unten gereicht werden. Und nein, ich persönlich mag die Figur nicht und bin der Meinung, dass es viel Geld ist für ein Objekt, das m. E. wohl aus den 1950er/1960er Jahren stammt. Aber ich kann mich täuschen. Und außerdem ist es ja Sotheby's.
Insgesamt verauktioniert Sotheby's Werke für (fast) jeden Geldbeutel an, ein Stuhl der Hehe aus Tansania wird beispielsweise für 800 $ aufgerufen. Das Auktionshaus zeigt bei dieser Ausstellung aber auch Mut, da es viele präkolumbianische Objekte anbietet, die ja zunehmend unter Raubkunst-Verdacht stehen.
Austrian Auction Company, Wien, am 18.11.2017
Nur wenig sagen möchte ich über die 2. Tribal Art Auktion dieses Wiener Auktionshauses: Von Indonesien, ein Schwerpunkt der Offerte, weiß ich zu wenig, und viele der anderen Objekte kommen mir zum Teil sehr teuer vor, zumal zumeist keine Provenienz angegeben wird, dazu erscheint mir vieles als schwierig. Die Auktion ist höchstens etwas für den Insider. In der ersten Auktion wurden vor Nachverkauf nur 20% der Obekte verkauft.
Christie's, Collection Vérité, Paris, am 21.11.2017
Sage und schreibe 198 Objekte versteigert Christie's in Paris, wobei die für dieses Haus eher niedrige Taxen überraschen, die teilweise auf oder sogar unter Zemanek-Niveau liegen. Ob man neue Käuferschichten ansprechen oder mit hohen Verkaufszahlen oder Preissteigerungen im Vergleich zum Schätzwert protzen möchte? Oder soll einfach mal der Markt (und die Konkurrenz) verunsichert werden bzw. potentielle Käufern durch die Hoffnung auf Schnäppchen daran gehindert werden, dass sie ihr Geld im Vorfeld bei anderen November-Auktionen lassen?
Absolut WOW ist eine Figur aus Hawaii vom Ende des 18./Anfang des 19. Jhd. (Lot 153, Estimate on request).
Und natürlich gibt es auch wieder zu Hauf Kupfer-Arbeiten der Kota, dieses Mal 11 an der Zahl.
Alles in allem ist die angebotene Qualität der Offerte sehr überzeugend!
Christies, Art d'Afrique et d'Océanie, Paris, 22.11.2017:
Unter den sehr guten Angeboten vor allem aus Ozeanien der einen Tag nach der Vérité-Versteigerung statfindenden Christie's-Auktion mit 61 Objekten fällt ein Name auf: Der auf 180.000 Euro geschätzte Uli (Lot 8) weist unter seiner Provenienz den Münchner Stefan Lang aus, der ja auch Mitglied im Verein der Freunde Afrikanischer Kultur ist.
Diese aber auch andere der Auktionen belegen zusätzlich, dass Werke aus Polynesien im Moment 'in' sind: Alte authentische Werke von dort sind eben recht selten und deshalb begehrt und teuer..