Die BRAFA 2018, die vom 27. Januar bis zum 4. Februar in Brüssel stattfindende große Kunst- und Antiquitätenmesse, ist ein wahres El Dorado für den Tribal Art-Liebhaber: Ein gutes Dutzend Galerien konkurrieren miteinander und zeigen Stammeskunst-Objekte von überwiegend hoher bis höchster Qualität. So auffallend ist die Tribal Art auf der Messe, dass es Journalisten wie Jan Bykowski fast schon irritierte, der für sein Spezialgebiet, die alten Meister, nur 5 Anbieter zählte. Ich persönlich hätte mir noch einen Aussteller für japanische Keramik gewünscht, Arie Vos von der Galerie Kitsune z.B. hatte es aber erneut vorgezogen, 'nur' auf der Winter Bruneaf zu sein.
Eine Ursache für die große Präsenz liegt sicherlich in der Person von Didier Claes, im Moment einer der einflussreichsten Tribal Art-Galeristen, der stellvertretender Vorsitzender des Direktoriums der Messe ist.
Die ausgestellten Objekte zeigen den Geschmack des Brüsseler Publikums: Es gibt viele Stücke aus Zentralafrika, v.a. Kongo und Gabun und aus Westafrika und Ozeanien, salonfähig wird ganz langsam der Kamerun. Ost- oder gar Südafrika kommen dagegen kaum vor.
Zu den Ausstellern
Claes
Didier Claes beweist dieses Jahr Mut, weil er ganz stark auf einen Maskentypus setzt: Masken der Yaka. Daneben gibt es wie immer Interessantes aus dem Kongo.
1 Claes Yaka
2 Claes Yaka
3 Claes
4 Claes Kongo
Dartevelle
Dartevelle zeigte durchgehend hohe Qualität, mir fehlt es aber an einem WOW-Stück. Die Kusu und die Songe waren in ihrer arrogant-kraftvollen Art aber schon sehr schön.
5 Dartevelle Chamba
6 Dartevelle Holo
7 Dartevelle Kusu
8 Dartevelle
9 Dartevelle Lega
10 Dartevelle Asmat
11 Dartevelle Songe
12 Dartevelle Nyanga (re) Kongo (li)
Deletaille
Deletaille zeigt recht wenig Tribal Art, den Suku-Stab habe ich aber gemocht.
13 Deletaille Costa Rica
14 Deletaille Suku
15 Deletaille Suku
Finch
Finch bleibt sich treu und präsentiert eine Art Wunderkammer. Die Abron gehörte übrigens nicht zu den Objekten, die Adrian Schlag auf seiner Monothemenausstellung 2017 auf dem Parcours des Mondes gezeigt hatte.
16 Finch Abron
17 Finch
18 Finch Baule
Germain
Germain empfand ich in diesem Jahr als ganz stark. Nicht nur, dass er eines der wenigen Objekte aus Ostafrika dabei hat: Eine alte Makonde-Maske mit Provenienz Linden-Museum. Fast noch mehr konnten mich die Haarlocke der Baule-Maske, die Ausstrahlung der Ébrié, die Augenpartien der Punu-Maske und die tolle Ogoni mit den sich überkreuzenden Hörnern für sich einnehmen.
19 Germain Baule
20 Germain Ébrié
21 Germain Ébrié
22 Germain Makonde
23 Germain Luba
24 Germain Luba
24 Germain Fang
25 Germain Punu
26 Germain Ogoni
27 Germain Igbo
28 Germain Baule
29 Germain Senufo
De Grunne
Mit de Grunne wurde ich dieses Jahr nicht so recht warm. Es sei ihm unbenommen, dass er seit einiger Zeit versucht seine 3 Makonde-Skulpturen mit ihren ausladenden Hinterteilen an den Mann zu bringen. Wenn er dies aber auf der BRAFA mit 'augenzwinkernden' Bemerkungen macht wie "Sie mögen doch Kim Kardashian", dann kommt er einem vor wie ein alter weißer Mann. Und ich gebe zu: Sein Hauptobjekt, die Bete oder Guro-Maske, ist mir nicht aufgefallen. Deshalb als Foto das Titelbild seines Kataloges. Außerdem hatte ich sie schon anlässlich des Parcours des Mondes 2017 Berichts fotografiert.
30 De Grunne Makonde
31 De Grunne
32 De Grunne Kamerun
33 De Grunne Bete/Guro
Grusenmeyer-Woliner
Grusenmeyer hat dieses Jahr kaum neue Tribal Art-Objekte dabei. Sein vorne stehender Flötenkopf vom Sepik hatte ich bereits an gleicher Stelle 2017 fotografiert. Grusenmeyer versucht sich ja neuerdings auch als Online-Auktionshaus (WeArt), bei dem er wohl überwiegende eigene Objekte anbietet (siehe about africa).
34 Grusenmeyer Fang
35 Grusenmeyer Kuba
Hioco
Hioco ist auf asiatische Kunst spezialisiert.
36 Hioco Ifugao
37 Hioco Vietnam
Monbrison
Monbrison mit einem ganz starken Auftritt, für mich der zweitbeste Tribal Art-Anbieter der Messe. Noch nie habe ich z.B. einen solch fein geschnitzten, schmale Boccio der Fon gesehen. Dazu die kraftvolle Maske vom Golf von Huon, die wunderschöne Yombe, die expressive Bassa...
38 Monbrison Asmat
39 Monbrison Papua-Neuguinea, Golf von Huon
40 Monbrison Jukun
41 Monbrison Songe
42 Monbrison Fang
43 Monbrison Bassa
44 Monbrison Fon
45 Monbrison Yombe
46 Monbrison Hemba
Montagut
Die spanische Galeria Guilhem Montagut ist für mich die Nummer 1 unter den diesjähirgen Tribal Art Ausstellern der Messe, ganz knapp vor Monbrison. Den Ausschlag machen der Kongo Nagel-Fetisch, der auch auf einer ebenfalls gezeigten, 1898 abgestempelten Postkarte zu sehen ist und der Stab der Chokwe. Seine Form und Linienführung finde ich zum Niederknien schön.
47 Montagut Kongo
48 Montagut
49 Montagut Rückseite Karte
50 Montagut Songe
51 Montagut Kota
52 Montagut Fang
53 Montagut Dan
54 Montagut Chokwe
55 Montagut Chokwe
56 Montagut Dogon
57 Montagut Punu
58 Montagut Bwa
Ratton
Philippe und Lucas Ratton sind für mich eine der Überraschungen der BRAFA. Im Sommer bin ich beim Parcours des Mondes so schnell es ging aus den Galerieräumen von Philippe Ratton geflüchtet, so uninspiriert waren Angebot und Präsentation. Und jetzt können beide zusammen auf der BRAFA wirklich überzeugen.
Nachtrag: Wie das Handelsblatt schreibt, kaufen Philippe und Lucas Ratton neuerdings gemeinsam ein und stellen hier erstmals zusammen aus. Dies erklärt den Zuwachs an Qualität.
59 Ratton Fang
60 Ratton Kota
61 Ratton Kaka
62 Ratton Kaka
63 Ratton Baule
64 Ratton Fang
65 Ratton Attie
66 Ratton Attie
67 Ratton Kota
68 Ratton Yoruba
69 Ratton Tetela
70 Ratton Dogon
Schoffel
Der Individualist Serge Schoffel ist dieses Jahr erneut recht brav und präsentiert im Gegensatz zu früheren Jahre keine gewagten monothematischen Ausstellungen, die wohl am Geschmack des BRAFA-Publikums etwas vorbeigegangen sind, sondern einfach 'nur' richtig gute Ware. Zu den Kopfbedeckungen aus Papua-Neuguinea, die schon Teil seiner Parcours-Performance waren, ist pünktlich zur BRAFA der Katalog fertig geworden.
71 Schoffel Papua-Neuguinea
72 Schoffel Vili
73 Schoffel Mayombe
74 Schoffel Peru
75 Schoffel Ejagham
76 Schoffel Ejagham
77 Schoffel Fang
78 Schoffel Jukun
79 Schoffel Kopfbedeckungen aus Papua-Neuguinea
80 Schoffel Papua-Neuguinea
Schoffel-De Fabry
Der Blickfang des Standes von Judith Schoffel de Fabry, Christophe de Fabry und Christine Valluet ist die Rüstung von den Kiribati Inseln.
81 Schoffel-De Fabry
82 Schoffel-De Fabry Kiribati Inseln
83 Schoffel-De Fabry Papua-Neuguinea
84 Schoffel-De Fabry Baule
Theatrum Mundi
Theatrum Mundi hat sicherlich den coolsten Stand der ganzen BRAFA. Auf ihrer kleinen Fläche haben die Italiener eine moderne Wunderkammer eingerichtet, die sich von allen anderen Ständen der BRAFA abhebt und gerade deshalb eine enorme Existenzberechtigung hat. Man kann nur hoffen, dass es im eher konservativen Brüssel genügend Verückte mit Geld und ausgefallenem Geschmack gibt, die sich zum Beispiel ein von dem Muppet Show-Begründer Jim Henson entworfenes original Ninja Turtle-Kostüm für 65.000 Euro leisten.
85 Theatrum Mundi
86 Theatrum Mundi Originalkostüm Mutant Ninja Turtle von Jim Henson
87 Theatrum Mundi The Thing (Die Fantastischen Vier)
88 Theatrum Mundi Papua-Neuguinea
89 Theatrum Mundi Ammonit
90 Theatrum Mundi Venom
91 Theatrum Mundi Originalzeichnung George Méliés
92 Theatrum Mundi Kosmonautenanzug
93 Theatrum Mundi Vogelbeckendinosaurier
Fotos: I. Barlovic
Vielen Dank an die BRAFA, dass ich an der Pressetour am 24.1.2018 teilnehmen und fotografieren durfte