Gert Chesi, Gründer und Mastermind des Museums der Völker in Schwaz, hat ja dessen Sammlung an die Stadt Schwaz verschenkt, nachdem Bürgermeister Lintner und das Land Tirol sich bereit erklärt haben, das mdv weiterzuführen. Chesi wird sich weiterhin einbringen, die Führung des Museums liegt aber in Händen der neuen Kuratorin Lisa Noggler-Gürtler, die einen umfangreichen Relaunch plant, der November 2018 abgeschlossen sein soll. Ein Besuch des Museums anlässlich der Sonderausstellungen Unvergessen machen (17.3.2018 bis 4.11.2018) und Leon Pollux-Menschen (bis 29.4.2018) sowie der neuen Dauerausstellung Identität zeigt aber schon, wohin die Reise gehen wird.
1 Einführung in die Ausstellungen
Unter Lisa Noggler soll das mdv weniger ein Sammlermuseum sein, sondern noch stärker als bisher in der Region verankert werden. Sie möchte verstärkt Relevanz bei der hiesigen Bevölkerung und den Besuchern für das Museum und die außereuropäische Kunst und Kultur erzeugen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Anzahl der Exponate deutlich reduziert und z.T. eine Unterscheidung nach Völkern zugunsten thematischer Schwerpunkte aufgegeben. So kreist eine neue Dauerausstellung um das Therma Identität. Gleichzeitig werden Verknüpfungen der außereuropäischen Kultur mit dem eigenen Leben geschaffen. So werden beispielsweise in der Sonderausstellung 'Unvergessen machen' Parallelen zwischen den Kulturen aufgezeigt und auch Beispiele aus Tirol integriert. Zusätzlich gibt es am Sonntag regelmäßig Führungen.
Trotz dieser Neukonzeption gibt es auch für den 'Sammler' Spannendes zu sehen. Mir haben es vor allem die von der Schweizer Ethnologin Regula Tschumi zur Verfügung gestellten Sargmodelle aus Ghana und die Raubkatzen-Totem der Ga angetan.
Gespannt darf man auf die Ausstellung 'Wilder Mann' sein, die im November 2018 starten wird - zum Start des vollständig neukonzipierten Museums.
Unvergessen machen
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3 Ewe Zwillingsfiguren
4 Grabkreuz Tirol
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7 Toraja Sargdeckel
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9 Yoruba
10 Kane Kwei, Ghana, Sarg
11 Sargmodelle
12 Sargmodelle
13 Katzentotem Ga
14 Toraja
15 Yoruba
Leon Pollux - Menschen
Die Ausstellung Menschen des 1948 in Berchtesgaden geborenen Künstlers Leon Pollux wurde von Gert Chesi initiert, der damit nach eigenen Worten seinen Abschied vom Museum der Völker eingeleitet hat.
Hauptwerk ist die Installation Menschen mit 78 von Pollux aus Ton modellierten Köpfen, Afrikanern aus verschiedenen Regionen darstellend. Den Titel Menschen hat Pollux gewählt als Kritik an einem eurozentrierten Blick, der noch in den 50er Jahren zwischen (weißen) Menschen und Eingeborenen unterschieden habe. Das Werk ist bei aller bildhauerischen Brillianz - man beachte allein die unterschiedlichen Gesichtszüge der Keramikarbeiten, Pollux feiert hier die Individualität des Menschen - aber nicht bequem zu konsumieren. So hat es mich an Schrumpfköpfe denken lassen oder an koloniale Völkerschauen und Schädel, die vor allem auf Anlass deutschsprachiger "Wissenschaftler" zum Beleg von Rassenmerkmalen und rassistischen Theorien nach Europa geschafft wurden. Eine spannende Arbeit!
Gert Chesi hat dazu einen Film gedeht, der im Museum gezeigt wird. (Zum Anschauen hier)
Bei meinem Besuch am 18.04.2018 waren von der Ausstellung nur noch die Objekte im 2. Obergeschoss zu sehen, da im 1. Obergeschoss 'Unvegessen machen' installiert war.
16 Leon Pollux, Installation Menschen
17 Leon Pollux, Steinkopf
18 Leon Pollux
19 Leon Pollux
20 Leon Pollux
Identität
Bei dem Thema Identität werden mehrere Facetten beleuchtet. So werden zum Thema Anerkennung und Zugehörigkeit zu Gruppen Sitzgelegenheiten gezeigt, während Masken auf das Spiel mit Identitäten verweisen: zu einem anderen werden.
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24 Yoruba, Senufo, Nok
25 Ghana
26 Michel Tomlan, Togo
27 Igbo
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29 Yoruba, Fante
30 Fante
31 Masken
32 Guéré
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Fotos: Ingo Barlovic
Vielen Dank an das Museum der Völker für die Erlaubnis, Fotos zu machen und auf about africa zu veröffentlichen