L'IMPERMANENCE DES CHOSES im 2017 wiedereröffneten Musée d'ethnographie Neuchâtel (MEN) erforscht in 9 verschiedenen, räumlich voneinander getrennte Blöcken, die ‚Vergänglichkeit‘, die Unbeständigkeit‘ von Dingen und Sammlungen. Dabei wird bewusst auf eine klassische ethnologische Aufteilung nach Regionen oder Kulturen verzichtet, sondern man möchte kulturübergreifende Aussagen treffen.
Die Ausstellung wirkt sehr heterogen, was nicht nur an dem Nebeneinander der Kulturen und der Themenvielfalt liegt, sondern auch daran, dass die Räume von unterschiedlichen Kuratoren bespielt wurden. Es geht nicht um den schnellen Konsum, sondern man möchte zum Nachdenken anregen, zum Teil auch provozieren. Dementsprechend fehlen einige der Meisterwerke, die das MEG in seiner Sammlung besitzt.
Am Beginn steht die Installation Au-delà, in der das Bild der Mumie des Museums gezeigt wird, eines der Publikumsmagnete, umgeben von großformatigen Fotografien. Als Besucher des Raums wird man dadurch Teil einer Gemeinschaft und kann darüber reflektieren, was jenseits der Dinge existiert.
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In Poids ist eine große Sammlung an Goldgewichten zu sehen, eine gegenüber befestigte, wie schwebend wirkende Installation aus Sammlungsetiketten verweist auch auf den Kontext (kolonialen) Sammelns.
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Der Kontrast zu Poids ist der Raum Plumes, bei dem Federarbeiten aus Papua-Neuguinea und vom Amazonas vor einem großen Fotos eines Pariser Cabarets gezeigt werden – dort tragen die Tänzerinnen auch Federn…
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Nach '*Acteurs' werden in Ambassades Geschenke von Diplomaten vorgestellt, darunter ein Gartenzwerg-Nagelfetisch.
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In der Reprise von Au-delà in der 1. Etage befindet sich die echte Mumie zusammen mit einem Panoptikum an Figuren, die ebenfalls etwas mit dem Tod zu tun haben.
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Der Lieblingsraum der Kuratoren Julien Glauser und Olivier Schinz ist Bazars, bei dem getrennt nach Vitrinen Objekte verschiedenster Sammler ausgestellt werden und deutlich wird, wie unterschiedlich ethnologische Sammlungskonzepte sein können. Interessant sind u.a. schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts erworbene Senufo-Masken, die bei der facebook-Gruppe Great or Fake sicherlich durchfallen würden.
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Mein persönliches Highlight war der zweigeteilte Raum Artiste.
In Artiste, Enseignes werden afrikanische Friseurschilder und weitere Bilder indiginer Künstler ausgestellt, darunter ein frühes, wohl in den 1950er Jahren entstandenen Aborigine-Gemälde.
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38 Aborigine
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Artiste, Pulp ist ein sehr spannendes Kunstprojekt: die berühmten Schweizer Künstler M. S. Bastian und Isabelle L. ließen ihre bekannte Pulp-Figur durch den ghanaischen Künstler Kudjoe Affutu in die Dreidimensionaliät transformieren, indem er nach ihren Zeichnungen Holzfiguren anfertigte. Möglich wurde diese Zusammenarbeit durch die in Ghana und in der Nähe von Bern lebende Ethnologin Regula Tschumi, die Pulp im MEN auch kuratiert hat. In der Ausstellung wurde in einem großen Pulp-Kopf ein Film über die Entstehung der Figuren gezeigt. Wer seinen eigenen Kopf hineinsteckte, der wurde ebenfalls zu Pulp.
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42 Regula Tschumi
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In Regards schließlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, ozeanische Objekte zu betrachten, von einer sich langsam drehende großen Tiki-Figur von den Marquesas bis hin zu dem Blick durch ein Kaleidoskop. Nur schade, dass die Ausleuchtung bei manchen Stücken zu dunkel war, um sie en detail zu genießen.
45 Tiki Marquesas
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48 Tahiti
49 Ramu/PNG, Tahiti
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50 Marquesas
L'IMPERMANENCE DES CHOSES ist eine sehenswerte Ausstellung, die es gerade durch die Heterogenität ihrer Ansätze möglich macht, dass der Besucher seinen ganz eigenen Zugang finden muss und finden wird und er eben nicht gleichgeschaltet durch eine Highlight-Ausstellung wandert.
Vielen Dank an das MEN für die Erlaubnis, im Museum zu fotografieren.
Fotos: I. Barlovic