Gedanken zur Diskussion um die Sammlung Reinhard Klimmt und zur fehlenden Diskussion um die Sammlung Gunter Péus im Rahmen der Ausstellung "Habari Afrika!" in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück
Die in St. Petersburg und in Osnabrück gezeigte Sammlung Reinhard Klimmt lieferte durch den Artikel im Focus sehr viel Gesprächsstoff. Ich möchte in meinen Ausführungen nicht mehr ausführlich auf die teilweise unqualifizierten Argumente von Sammlern und Händlern eingehen, denn hierüber ist bereits ausreichend geschrieben worden.
Dennoch möchte ich kurz ausführen, wie sich die Situation aus meiner Sicht darstellt: Keiner der Kritiker ist meiner Meinung nach auf die hervorragenden Kunstwerke der Sammlung Klimmt eingegangen. Stellvertretend für diese beachtlichen Exponate möchte ich das Figurenpaar der Senufo auf Seite 115 des Kataloges[1], die Hemba Figur auf Seite 266 und die Songye Figur auf Seite 270 erwähnen.
Bei der Diskussion griffen die Kritiker lediglich drei bis vier Objekte heraus, um anhand dieser Figuren die gesamte Sammlung pauschal abzuwerten. Vor allem ist mir unverständlich, dass diese Bewertung größtenteils anhand von Fotos vorgenommen wurde. Da viele Faktoren wie z. B. Patina, Holzstrukturen, Ansichten von der Rückseite etc. über Fotografien nicht beurteilt werden können, halte ich dieses Vorgehen für problematisch.
Ein seriöser „Experte“ oder Sammler bildet sich nur dann eine Meinung, wenn er das Kunstwerk von allen Seiten betrachtet und im besten Fall sogar in die Hand genommen hat. Wahrscheinlich sind die wenigsten Kritiker in St. Petersburg oder Osnabrück gewesen, um sich die Ausstellung und die Objekte anzusehen. Nach meinem Wissensstand besuchten lediglich einige Sammler aus dem westdeutschen Raum die Ausstellung in Osnabrück. Fast alle dieser Sammler haben sich lobend geäußert, vor allem über die Präsentation.
Optisch war die Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück ein Highlight. Die Exponate wurden in vielen Räumen nach Themen gegliedert, sehr gut präsentiert und wie in einem Kunstmuseum üblich, hell und gleichmäßig ausgeleuchtet, so dass die Kunstwerke von allen Seiten betrachtet werden konnten. Unter anderem war die Sammlung von Kopfbedeckungen in einem eigenen Raum so ausgestellt, dass die Vielfalt der afrikanischen Kopfbedeckungen gut gegenübergestellt wurde.
Außerhalb von Museen ist mir in den letzten Jahren keine Ausstellung über traditionelle afrikanische Kunst im deutschsprachigen Raum aufgefallen, welche so gut präsentiert wurde.
Sammlung Péus
Dass zu der Ausstellung in Osnabrück auch die Sammlung Péus mit Bildern von zeitgenössischen Künstlern aus Afrika gehört, wird in diesen Diskussionen mit keinem Wort erwähnt. Auch daraus lässt sich schließen, dass die wenigsten Kritiker die Ausstellung in Osnabrück gesehen haben. Der kleine Katalog zu dieser Sammlung wird ebenfalls nicht erwähnt.
Herr Péus, welcher über viele Jahre als Mitarbeiter des ZDF unter anderem in Nairobi lebte, hat ab den 60er Jahren Bilder aus Afrika gesammelt. In seiner Sammlung befinden sich Werke u.a. aus Ostafrika und Nigeria. Diese Sammlung wurde bereits mehrfach publiziert und ausgestellt. Sie ist eine der größten Sammlungen moderner afrikanischer Kunst im deutschsprachigen Raum.
Auch sie wäre eine Reise nach Osnabrück wert gewesen. Aber leider nehmen die Kritiker der traditionellen afrikanischen Kunst das neue Sammlungsgebiet moderne und zeitgenössische afrikanische Kunst nicht wahr bzw. ignorieren diese Kunstrichtungen, welche international bereits viel Anerkennung finden.
Die beiliegenden Fotos, welche aus dem Katalog der Sammlung Péus entnommen sind, geben nur einen kleinen Eindruck aus der sehr schönen Präsentation im alten Kirchenschiff wieder.
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Ausstellung Gunther Péus. Gesamtansicht des Ausstellungsraumes. Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück . ?aus Katalog ISBN-13: 9783938823705?
verkleinerte Version:
Zusammenfassend wäre noch zu sagen, dass in kaum einem anderen Kunstbereich die Diskussion über Echt – Kopie – Fälschung so dominant ist, wie in der traditionellen afrikanischen Kunst. Solche selbstreferenziellen Debatten haben zur Folge, dass sich besonders jüngere Leute von der traditionellen afrikanischen Kunst abwenden. Dabei wäre es wünschens- und lobenswert, wenn sich in Zukunft neben den Ethnologen auch jüngere Kunsthistoriker an den Diskussionen beteiligen. Aber diese interessieren sich vor allem für die zeitgenössische afrikanische Kunst.
Wenn die „Experten“ der traditionellen afrikanischen Kunst bereit wären, nachvollziehbare Kriterien zu schaffen und sich für junge kunsthistorische Ansätze sowie für moderne und zeitgenössische Kunst zu öffnen, könnten sicherlich neue, interessante Perspektiven in der Diskussion über afrikanische Kunstwerke entstehen.
Quellenverweise, Literatur
[1] Habari Afrika. Schönheit und Magie in der Kunst Afrikas. Afrikanische Kunst aus der Sammlung Reinhard Klimmt. Till Förster, Reinhard Klimmt. 2010, 300 Seiten, 300 farbige Abbildungen, Maße: 21,2 x 29,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch/Russisch Gollenstein Verlag ISBN-10: 3938823704 ISBN-13: 9783938823705. Mit Beiträgen von Raoul Lehuard und Francois Neyt.
Vielen Dank an Günter Kawik!