"Aus der Dunkelheit strahlendes Licht“ von Petina Gappah - Buchbesprechung

“Mr. Livingstone I presume” waren die Worte von Henry Morton Stanley, als er den schottischen Afrikaforscher David Livingstone in Afrika 'fand'. Es ist wohl die bekannteste Episode aus der Zeit, als Forscher versuchten, Afrika zu „entdecken“ und beispielsweise die Quellen des Nils erforschten: 

In „Aus der Dunkelheit strahlendes Licht“ berichtet die simbabwische Schriftstellerin Petina Gappah von einer anderen, weniger bekannten, wahren Geschichte um Livingstone: Nach seinem Tod beschloss seine afrikanische Gefolgschaft, seinen Leichnam  zur Küste zu transportieren, damit er in seiner Heimat beerdigt werden kann - eine Strecke von über 1500 Meilen. Das Buch ist vordergründig eine Abenteuergeschichte, bei der detailliert gezeigt wird, mit welchen Widrigkeiten die Totenexpedition zu kämpfen hatte. So verhält sich die Bevölkerung, deren Gebiete sie passiert, zumeist abweisend, teilweise sogar offen feindselig. In diesen Momenten wird so reagiert, wie es auch die Weißen taten und tun werden: Man verbreitet Schrecken durch die überlegene Feuerkraft der begleitenden Askari. Und es ist ein Krimi: Ein Mörder ist unter ihnen.

Es sind vor allem zwei Punkte, die den Roman lesenswert machen: Zum einen erzählt Gappah aus Sicht zweier afrikanischer Protagonisten: Die Köchin Halima, die von einem Haus in Sansibar träumt und der in einer christlichen Mission in Indien ausgebildete Jacob Wainwright. Sie gibt damit denen eine Stimme, die nur zu häufig als Opfer-Stereotypen von Fremdherrschaft oder Der edle Wilde-Abziehbilder dargestellt werden. Es sind handelnde, echte Menschen mit Eigeninteressen.

Dabei kommt einem Halima wesentlich näher als Jacob, der ein ausführliches (fiktives) Tagebuch führt. Er glaubt große Fähigkeiten und Menschen-und Selbstkenntnis haben, ist aber kaum mehr als jemand, der sich geradezu naiv selber betrügt und nur wenig von seinen Gefährten versteht. Als heldenhafter Missionar möchte er Seelen für den christlichen Glauben retten, versagt aber schon bei seiner unglücklichen Liebe zur schönen Ntaoéka.

Zum anderen ist es ein Bericht über das Leben in Afrika in einer Zeit des Umbruchs. Er spielt nach der Ächtung des Sklavenhandels durch die Europäer, aber noch vor dem kolonialen Wettlauf der europäischen Mächte ab den 1880er Jahren - wozu die Afrikaforscher bewusst oder unbewusst  Vorarbeit leisteten. Es ist eine Zeit, in der die Engländer die Sklaverei verurteilen, es anderseits aber fast freundschaftliche Kontakte zu berüchtigten Sklavenhändler wie Tippu-tip gab. In der Sklavenmärkte aufgelöst und Sklaven freigekauft werden, die ‚Befreiten‘  aber häufig zu Bettlern wurden, einfach weil sich niemand um sie gekümmert hat- auch nicht ihre Befreier.

Pettina Gappah gelingt es eindrucksvoll, zu beschreiben, was diese Zwischenphase für ihre afrikanischen Protagonisten bedeutet. So weiß die von einem Sklavenhändler gekaufte Halima zuerst gar nicht, dass sie frei ist, sondern glaubt, sie wäre von Livingstone für ihren ‚Mann‘ Amoda gekauft und bis zu seinem Tode immer noch Livingstones Sklave. Natürlich heißt Livingstone bei ihr Bwana Daudi, Weiße erscheinen damit als die Herren. Und die Kinder spielen ‚Kumbakumba‘, eine Art Räuber und Gendarm. Nur dass die einen die Sklavenjäger sind, Kumbakumba und Tipppu-tip, und die anderen die Gejagten.

Aus der Dunkelheit strahlendes Licht ist ein lesenswertes Buch, auch wenn mich der affektierte Erzählduktus von Jacob Wainwrights fiktionalem Tagebuch etwas gestört hat. Übrigens wurden nach Fertigstellung des Buches Auszüge aus dem originalen Tagebuch von Jacob Wainwright veröffentlicht. (Auszüge finden sich hier) Es ist naturgemäß wesentlich deskriptiver und nüchterner gehalten als das, was ihm Petina Gappah andichtet.

aus der dunkelheit

S. Fischer Verlag, 2019

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Vielen Dank an den Verlag S. Fischer für die Zusendung eines Rezensionsexemplars als eBook-Link

Autor

  • Ingo Barlovic

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