Im Wissenschaftsmagazin IQ auf Bayern 2 wurde am 17.7.2023 die erstklassige Radiosendung 'Mit Sklavenelend erkauft' ausgestrahlt. Es ging u.a. darum, wie sehr deutsche Kaufleute vom Sklavenhandel profitiert haben und dass in Deutschland produzierte Güter wie Leinen für den Tausch von Sklaven verwendet wurden. Dabei wurden die Objekte in Deutschland häufig unter sklavenähnlichen Bedingungen hergestellt.
Pressetext:
Verdrängte Ursprünge der Industrialisierung
Autor Matthias Hennies
Redaktion Thomas Morawetz
Sendung 18.7.2023
Viele reden vom Unrecht des Kolonialismus, aber kaum jemand weiß, wie tief er schon früh die Wirtschaft Deutschlands durchdrungen hat - nicht nur Hafenstädte wie Hamburg oder Bremen, sondern auch das Binnenland.
Naturwissenschaftliche Analysen der Benin-Bronzen aus Nigeria haben kürzlich gezeigt, dass die Erze dafür seit dem 17. Jahrhundert bei Aachen abgebaut wurden – portugiesische Händler haben sie in Westafrika gegen Sklaven eingetauscht. In Schlesien wie in Westfalen blühte die Leinenweberei dank gewaltiger Lieferungen in die Sklavenplantagen der Karibik. Und mit dem Zucker aus den Plantagen wurden Unternehmer in Köln so reich, dass sie damit im frühen 19. Jahrhundert erste Eisenbahnstrecken, Stahlhütten und später sogar die Erfindung des Ottomotors finanzieren konnten.
Wäre die Industrialisierung Deutschlands ohne die Sklaverei gar nicht möglich gewesen?
 
 