Charlotte Mullins-Die Geschichte der Kunst. Buchbesprechung von Ingo Barlovic

In ‚Die Geschichte der Kunst‘ erzählt die Kunstkritikerin Charlotte Mullins von der Kunstgeschichte der Menschheit. Sie beginnt mit einer 17000 Jahre alten Bison-Skulptur aus Südfrankreich und endet bei zeitgenössischen Kunstschaffenden wie Al Wei Wei, die Kunst auch als Widerstand verstehen.

Zum Inhalt

Charlotte Mullins spannt einen Bogen über die verschiedenen Kunstepochen und versucht dabei, dem Zeitgeist folgend, sich von einer männlich geprägten, eurozentrischen Kunstbetrachtung zu lösen und auch Frauen und außereuropäische Kunst zu berücksichtigen.

Dabei geht sie chronologisch und damit sehr klassisch vor. Sie startet mit der Höhlenkunst aus Afrika und Frankreich, erwähnt (aber leider nicht abgebildet) wird auch der rätselhafte Löwenmensch aus dem Lönetal. Zu sehen ist die Venus von Willendorf .

Es folgt die Kunst der Antike, aus Mesopotamien, Ägypten, Rom oder auch Griechenland. Hier geht sie auch die Terrakotta-Armee aus China ein, auf die Linien in Nasca und: auch auf die Keramik der Nok aus Nigeria. Es wird deutlich, dass es schon früh Kontakte über die Kontinente hinweg gab.

Auch wenn es immer wieder außereuropäische Kulturen einbezogen werden, wie z.B. die Kunst aus Benin, sind die folgenden Kapitel dann doch sehr eurozentrisch. Sie behandeln aufeinander folgenden Kunstepochen wie Renaissance, Manierismus oder Barock.

Am Ende steht die Moderne, sei es Impressionismus oder Expressionismus, bis hin zur abstrakten Kunst der Nachkriegszeit, der Postmoderne und eben „Kunst als Widerstand“. Die letzten Seiten sind den ‚postkolonialen‘ Künstlern gewidmet, z.B. wird auf die großartige Zucker-Installation von Kara Walker eingegangen.

Deutlich wird das Bemühen, Künstlerinnen recht breiten Raum zu geben - auch wenn die Männer immer noch dominieren.

Die im Durchschnitt zehn Seiten umfassenden Kapitel tragen treffende Titel, die ihren Inhalt adäquat wiedergeben, sei es ‚Kunst im Bund mit der Religion‘, wenn es um die Frühzeit des Christentums geht, oder ‚Kunst als Propaganda‘, wofür beispielsweise der Wandteppich von Bayeux steht.

Die Kapitel sind im Wesentlichen gleich aufgebaut: Nach einem kurzen Reportageanfang mit angezogener Handbremse („... Wir schreiben das Jahr 1515. In der niederländischen Kleinstadt ‘S-Hertogenbosch legt Hieronymus Bosch den Pinsel aus der Hand und betrachtet das gerade fertiggestellte Bild...“) werden die Besonderheiten der jeweiligen Epoche und ihre herausragenden Künstler vorgestellt.

Bewertung

Die Geschichte der Kunst von Charlotte Mullins ist ein sehr konventionelles Buch, das trotzdem oder gerade deshalb sehr gut zu lesen ist.

Vor allem für Leute wie mich, die in der Schule in Kunstgeschichte nicht aufgepasst haben, ist es absolut lohnend. Oft gab es Aha-Erlebnisse wie: Ach, deswegen heißt es ja Renaissance. .... Und für die, die damals aufgepasst haben, ist es eine gut geschriebene Auffrischung.

Etwas enttäuschend fand ich allerdings, wie wenig ‚nicht-westliche‘ Kunst behandelt wird. Ja, es geht um Benin, die Nok, die Osterinsel, der Maya, Japan, Asien, Islam, Werke der Bura im Niger-Tal werden angerissen, etc. Aber immer nur sehr kurz. Und sie geht kaum auf die ländliche Kunst ein. Afrikanische Masken und Ästhetik werden auf einer halben Seite abgehandelt - allerdings zum tausendsten Mal in Verbindung mit Matisse und Picasso. Eine Weltgeschichte der Kunst wird nicht erzählt. Immerhin ist der Kunst der Aborigines eine Seite gewidmet. Dies ist keine ‚globale Neubetrachtung‘, wie der Klappentext verspricht.

Deutlich lohnender ist die ‚Entdeckung‘ weiblicher Künstler, von denen einige heute allerdings bereits zum Kunstkanon gehören.

Man merkt übrigens, dass Charlotte Mulins als Kunstkritikerin arbeitet: Ihre Kapitel ab dem 19. Jahrhundert, vor allem aber die über die zeitgenössische Kunst, empfand ich als lebendiger als die über vergangene Epochen.

Die Geschichte der Kunst von Charlotte Mullins

464 S., mit 173 Abbildungen, 2023 , Hardcover

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Vielen Dank an den C.H.Beck Verlag  für das Rezensionsexemplar

Autor

  • Ingo Barlovic

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  • Quellen-Nennung: Charlotte Mullins-Die Geschichte der Kunst. Buchbesprechung von Ingo Barlovic; Ingo Barlovic; 2024; https://www.about-africa.de/buch-publikation-internet/1629-charlotte-mullins-die-geschichte-der-kunst-buchbesprechung-von-ingo-barlovic
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