Frank Jolles Foto: Arnoldsche
Bereits am 21. Februar 2014 starb im Alter von 83 Jahren der deutsche Sprach- und Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Frank Jolles. Jolles war über 20 Jahre Lehrender an der KwaZulu-Natal Universität in Pietermaritzburg, Südafrika und danach honorary research associate am KwaZulu Natal Museum.
In dieser Zeit befasste er sich intensiv mit der materiellen Kultur der Zulu - Perlenarbeiten, Puppen oder auch Keramik. Dabei dokumentierte er seine gesammelten Stücke sorgfältig, gab ihnen und ihren Erschaffern eine Geschichte.
Sein Buch "AFRIKANISCHE PUPPEN -The Dulger-Collection" aus dem Jahr 2010 zeigte mustergültig, warum Jolles auf seinem Gebiet ein Großer war: Er beschreibt nicht nur die soziale Bedeutung der Puppen, dokumentiert sorgfältig ihre Herkunft und geht z.B. auf Farbcodes ihrer Perlenschnüren ein (eines seiner bedeutenden Forschungsgebiete, siehe sein Artikel in african arts, 1/1993), sondern er zeichnet auch auf, wie sich ihre Produktion und die dahinter stehenden Bedeutungen verändert haben. Wie sie ursprünglich rituell verwendet und dann zusehends für den Markt hergestellt wurden. Bei der Darstellung dieser Entwicklung vermeidet er aber einen larmoyanten 'früher-war-alles-besser'-Ansatz oder die 'alles-falsch-weil-nicht-rituell-verwendet'-Polemik mancher Sammler. Er nimmt die Schöpfer der Puppen ernst, beschreibt Unterschiede in den Stilen der Frauen und wie sich Stilelemente über die Jahre verändern. Ein wunderbares Plädoyer dafür, auch bei für den 'Markt' arbeitenden Künstlern auf Entdeckungsreise zu gehen. Und ein tolles Buch, um die Begleitprozesse von Kulturen im Übergang zu verstehen.
Zulu-Biertopf Ukhamba von Siphiwe Nala. Ex Sammlung Jolles. Foto: Andreas Achmann
Ein weiteres Sujet, mit dem er sich ausführlich auseinandersetzte, waren die Biertöpfe der Zulu, zu denen er u.a. einen Aufsatz im von Stefan Eisenhofer herausgegebenen Buch "Spuren des Regenbogens" veröffentlichte.
März 2015 wird - nun posthum - sein Buch "ZULU BEER VESSELS In the Twentieth Century" erscheinen.
Frank Jolles war bis zuletzt aktiv und voller Pläne. Auf die Bitte, für die Zeitschrift Kunst & Kontext eine Artikel über die Puppen zu schreiben, antwortete er im Mai 2013: "Das Puppenthema ist für mich etwas ausgereizt, ich möchte mich nicht wiederholen. (…) Ich bereite einen Ausstellungskatalog über Zulu Stöcke im 20ten Jahrhundert vor. Es handelt sich über tagtägliche Stöcke, wie man sie bei sich trägt, wenn man das Haus verlässt, - nicht also die bekannten Zeremonialstäbe der Häuptlinge. Die geschnitzten Köpfe der Stöcke sind sehr vielfältig. Sie stellen oft die eigentümlichen Vorstellungen der Besitzer dar, die sie selbst angefertigt haben oder einem Schnitzer übertragen haben. Ich könnte Ihnen eine Art Galerie solcher Köpfe in Abbildung mit einem Geleittext liefern…"
Leider kam es nicht mehr zu der Zusammenarbeit. Es bleibt die Hoffnung, dass seine Arbeit zu diesem spannenden Thema veröffentlicht wird.
Ein ausführlicher Nachruf findet sich auf http://mg.co.za/article/2014-03-06-material-culture-icon