Das Linden-Museum in Stuttgart nimmt sich mit zwei Projekten des Themas Provenienzforschung an.
In Schwieriges Erbe, ein Forschungsprojekt zum museologischen und wissenschaftlichen Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen, untersuchen die Eberhard Karls Universität Tübingen und das Linden-Museum Stuttgart in einem zweijährigen Forschungsprojekt den museologischen und wissenschaftlichen Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen.
Finanziert im Rahmen der Exzellenzinitiative der Universität Tübingen durch die Plattform 4 „Bildung – Gesellschaft – Normen – Ethische Reflexion“, erforschen die Universität Tübingen und das Linden-Museum Stuttgart von April 2016 bis März 2018 zum einen die Herkunft und Biografien von Sammlungen und Sammlungsobjekten, die im kolonialen Zusammenhang in Museen gelangt sind, zum anderen stellen sie sich der Herausforderung des Museums im Kontext gesellschaftlicher Diversität. Die teilnehmenden Ethnologen des Linden-Museums bringen ihre wissenschaftliche, kuratorische und ausstellungsbezogene Expertise ein. Das Projekt bindet zudem externe Wissenschaftler aus den Bereichen Museologie, Ethnologie sowie weiteren Sozial- und Geisteswissenschaften sowie Aktivistengruppen und Vereine, die eine weitreichende postkoloniale Reflexion in der deutschen Gesellschaft einfordern, kooperativ ein.
Pilotcharakter besitzt die Einrichtung einer Stelle zur Provenienzforschung von kolonialzeitlichen Objekten für das Projekt. Die vom Bund geförderte Provenienzforschung zur NS-Zeit wird hiermit erstmals auf die Kolonialzeit erweitert. Eine internationale Tagung, die vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Baden-Württemberg gefördert wird, wird als Diskussionsplattform dienen und Ergebnisse festhalten.
In einem weiteren Projekt erforscht das Linden-Museum die Provenienz von Objekten, die zwischen 1933 und 1945 Eingang in die Sammlung fanden. Dank der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg werden für das Linden-Museum Mittel im Umfang von einer halben Stelle (zunächst) ein Jahr lang für die Provenienzforschung an einem ethnologischen Museum bereitgestellt.
"Baden-Württemberg arbeitet konsequent an der Rückgabe aller Kulturgüter, von denen wir keine rechtmäßigen Besitzer sind", so Jürgen Walter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.