Am Dienstag den 4.7.2017 verstarb der am 16. 5.1938 geborenene, ehemalige Afrika-Kurator des Hamburger Völkerkundemuseums, Wulf Lohse im Alter von 79 Jahren in Lebork (Polen). Dorthin hatte er seinen Hauptwohnsitz nach seiner Pensionierung verlegt. Er hatte aber eine kleine Wohnung in Wedel bei Hamburg behalten, um den Kontakt zu seinen Freunden aufrecht zu erhalten.
Wulf Lohse ging es gesundheitlich die letzten Jahre nicht besonders gut, doch hatte er das große Glück, dass sich seine Frau Krystyna aufopferungsvoll um ihn kümmerte. Ein letztes längeres Telefongespräch an seinem Geburtstag ließ den Eindruck entstehen, dass es ihm wesentlich besser gingen würde als in der Zeit vorher. Auch sprach er über anstehende routinemäßige Arztbesuche und Treffen in Hamburg.
Wulf hatte in Wien und Hamburg studiert: Völkerkunde, Afrikanistik und Rechtswissenschaften (1960 – 1967). Danach folgte ein längerer Forschungsaufenthalt bei den Ewe im Südwesten Ghanas, der in seiner Promotion 1970 seinen Niederschlag fand .Es schlossen sich eine kurze Zeit als Volontär im Museum für Völkerkunde Hamburg, eine Forschungsreise nach Kenya und die Tätigkeit als wiss. Angestellter im St. Annen Museum in Lübeck an. Mit der Ernennung von Prof. J. Zwernemann zum Direktor des Völkerkundemuseums in Hamburg bot sich ihm die Möglichkeit, als ‚Abteilungsleiter Afrika‘ nach Hamburg zu gehen. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung.
In den letzten Jahren seiner Arbeit entwickelte Wulf mit seinem Abteilungsteam den innovativen Schwerpunkt „Zeitgenössische Kunst aus Afrika“ und widmete sich in beinahe zwanzig Ausstellungen intensiv diesem Thema. In diese Ausstellungen waren immer begleitende Vorträge eingebunden, Musikveranstaltungen und Filmreihen, die durch den Film-Club des Museums, dem er ebenfalls vorstand, betreut wurden. Diese Initiative nahm in Deutschland und darüber hinaus eine Vorreiterrolle ein und fand in der Presse und in Kultursendungen des Fernsehens viel Anerkennung.
Auch der ,Markt der Völker“, auf dem bis heute jährlich wiederkehrend im November qualitativ sehr gutes Kunsthandwerk aus der ganzen Welt verkauft wird, geht auf eine Initiative von Wulf Lohse zurück. Diese erfolgreiche Idee ist inzwischen seit vielen Jahren eine Institution und wurde von vielen anderen Völkerkundemuseen übernommen.
Besonders die freundschaftliche Zusammenarbeit mit Karlheinz Krieg, dem Ethnologen, Reisenden, Sammler und Händler mit Schwerpunkt Westafrika, bereitete ihm viel Vergnügen, gab es doch immer neue Sachen zu entdecken und Berichte zu hören.
Wulf gehörte einer Generation an, die ungeheuer belesen war. Besonders den historischen Zusammenhängen galt sein großes Interesse. Daher war es ein besonders Vergnügen, mit ihm zu reisen,vorzugsweise mit der Bahn. Die Mitreisenden stiegen nicht selten mit der Selbsterkenntnis aus, dass sie im Geschichtsunterricht wohl geschlafen hätten - gleich ob sie sich in Südafrika befanden oder auf irgendwelchen kaum bekannten Nebenstrecken in Deutschland.
Seine Frau Brigitte, die er auf einem Donaudampfer kennengelernt hatte, folgte dem ‚Piefke‘ in den Norden Deutschlands. Hier unterrichtete sie an einem Gymnasium und sorgte dafür, dass Lohse sich nicht ausschließlich mit Afrika beschäftigte, sondern auch das Supinum II erklären konnte. Stets waren Haus und Garten für alle Freunde mit herzlicher Gastfreundschaft geöffnet. Sohn Andy, die Schwiegertochter und ihre Heirat machten ihr Glück aus. Leider hielt das nicht lange vor und fand ein jähes Ende. Der Tod von Brigitte und der Schwiegertochter, beide unter dramatischen Umständen, warfen Wulf lange aus der Bahn. Krystyna und die beiden Enkelkinder, die Fürsorge seiner Geschwister und Freunde fingen ihn aber auf und bescherten ihm einen schönen Lebensabend.
Wir trauern sehr um einen Freund und guten Menschen!