Guapore-Projekt 2009 Entstehung

Das Guapore-Projekt 2009 ist die Folge zufälliger Begegnungen…

In den Jahren 2006 und 2007 kontaktierte Gleice Mere (brasilianische Journalistin und Fotografin) unter anderem die Südamerika-Kuratoren im Museum der Kulturen Basel (Alexander Brust) und im Ethnologischen Museum Berlin (Dr. Richard Haas).

Gleice lebte damals seit einigen Jahren in Deutschland und arbeitete in Brasilien mit verschiedenen Indigenen-Gruppen im Guapore-Gebiet. Zudem hatte sie zu den Familien von Franz Caspar (Schweiz) und Heinrich E. Snethlage (Deutschland) Kontakt hergestellt.

Diese Ethnologen hatten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die am Rio Guapore lebenden Indianer in einer Zeit besucht als diese noch weitgehend ‘traditionell’ im Regenwald lebten und heute einzigartige Sammlungen angelegt, die sich in den Museen Basel, Berlin, Bremen und Hamburg befinden.

Teile dieser Sammlungen hatte Andreas Schlothauer im Rahmen seines Projektes der Bestandserfassung von Federschmuck, Rasseln und Keulen (Tanzschmuck) in Europäischen Museumssammlungen in den Museen Basel, Berlin und Bremen fotografiert und bearbeitet (siehe hierzu federschmuck.about-amazonas.de).

Im September 2006 war eine Gruppe von vier Yudjá (Juruna) des brasilianischen Xingu-Gebietes (Zentral-Brasilien) für eine Woche zu Gast im Museum der Kulturen Basel. Die Reise wurde von der Stiftung des Museums der Kulturen Basel finanziert und von Alexander Brust und der Brasilianischen Ethnobotanikerin Simone Ferreira de Athayde organisiert.

Juruna in Basel 11.9.06 (c)Andreas Schlothauer
Yudjá in Basel 11.9.06 (c)Andreas Schlothauer

Die Yudjá hatten in Brasilien eine Belegsammlung von Musikinstrumenten hergestellt und wichtige Informationen zu den Stücken auf großen Etiketten jeweils auf Brasilianisch und Yudjá niedergeschrieben. Diese Sammlung war gezielt vom Museum der Kulturen Basel zur Ergänzung der vorhandenen Musikinstrumenten-Sammlung aus Zentralbrasilien angekauft worden.

Die Gelder wurden von den Yudjá für Bildungsprojekte eingesetzt, bei denen traditionelles Wissen von der älteren an die junge Generation weitergegeben wurde.

Derartige Belegsammlungen, mit detaillierten Informationen zu verwendetem Material und Bedeutung der Stücke, erweitern nachträglich unser Wissen über die wenig dokumentierten alten Sammlungen. Gleichzeitig deponieren die Yudjá ihren heutigen Wissensstand für kommende Generationen in dem Museum.

Yudjá (Juruna) in Basel, Musikinstrumente 11.9.06 (c)Andreas Schlothauer

Am 11. September 2006 war Andreas in Basel und hatte mit Tinini Juruna, Ñhañha Juruna, Yasenaku Juruna und Karin Juruna (leider zu kurz) über ihren Federschmuck gesprochen. Die Möglichkeiten der intensiven Bearbeitung von Sammlungen vor und während derartiger Besuche wurde erst richtig bei der Beantwortung der Fragen durch die Yudjá klar.

Auf der anderen Seite wollten die Yudjá gerne wissen, in welchen Museen sich heute Stücke ihrer Vorfahren befinden. Mit Hilfe der Foto-Datenbank konnten wir dies schnell feststellen: die größte, wichtigste und älteste Sammlung befindet sich in Berlin (Eingang 1886, Karl von den Steinen). Einige Stücke werden heute noch von den Yudjá hergestellt, während ihnen andere vollkommen unbekannt waren. Sehr spannend wäre es gewesen diese Stücke vor sich zu haben und gemeinsam auf Technik und Material zu untersuchen, um festzustellen, ob diese tatsächlich von den Yudjá sein können. Doch wir befanden uns leider in Basel und nicht in Berlin … So endete an diesem Punkt das gemeinsame Lernen an historischen Sammlungen.

Anfang März 2007 trafen sich Gleice Mere und Andreas Schlothauer in Berlin. Nach den Erfahrungen mit den Yudjá war die Idee naheliegend, gemeinsam in 2009 einen Besuch einer Gruppe aus dem Guapore-Gebiet zu organisieren. Gleice verließ Deutschland im April und lebt seitdem wieder in Brasilien.

Das Reservat Parque Indígena do Xingu wurde 1961 'gegründet'. Es befindet sich am Oberlauf des Rio Xingu (Alto-Xingu). Einerseits war/ist das Gebiet 'freiwilliger Zufluchtsort' für mittlerweile mehr als ein Dutzend Indianerstämme, andererseits wurden aber auch Stämme (z. B. Kren-Akrore) zwangsweise hierher umgesiedelt. Bis Anfang der 70er galt das Gebiet wegen zahlreicher Stromschnellen als unzugänglich. Dann wurde es durch Straßen erschlossen. Heute schätzen die Xinguanos die Bewohner auf ca. 4.500 Menschen, nachdem ihre Zahl bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durch mehrere Virus-Epidemien auf ca. 1000 geschrumpft war.

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  • Quellen-Nennung: Guapore-Projekt 2009 Entstehung; Dr. Andreas Schlothauer, Gleice Mere; 2010; https://www.about-africa.de/guapore-projekt-2009/556-entstehung
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